Swen Wacker: Mein Lieblingswort

Moin,

die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden wählt regelmäßig Wörter und Ausdrücke aus, "die die öffentliche Diskussion des betreffenden Jahres besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erscheinen ("verbale Leitfossilien" eines Jahres)."

Was mich persönlich daran seit Jahren stört, ist der - jedenfalls in meiner Wahrnehmung - eher negative, anschwärzende Touch, den die Wörter des Jahres häufig haben http://www.gfds.de/woerter.html. Schöne, anmutige oder einfach nur witzige Neuerfindungen (Jahrhundertglut, verhunzingern) sind selten dabei.

Der deutsche Sprachrat http://www.deutscher-sprachrat.de/]ist nun auf die Idee gekommen, das schönste deutsche Wort zu suchen. Wir sollen ihm unser liebstes, schönstes, kostbarstes deutsches Wort verraten.

Ich bin mir zwar sicher, dass es den Perlen unserer Sprache nicht wirklich gut tut, wenn sie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt werden (schöne Blumen brauchen kein Rampenlicht, es lässt sie nur schneller verwelken). Aber egal, schöne, schon genannte Worte wie Auslegeware, Streichholzschächtelchen, Melancholie oder Frau  wecken die eigene Phantasie. Heute morgen stand in unserem Provinzblättchen eine schöner kleiner Artikel über Wörter, die lokale Prominente mögen. Morgenstunde, Meereskunde, inhaltsschwanger, Sehnsucht, Strandkorb wurden genannt.

Mein Lieblingswort ist Schaukelstuhl. Das Wort hat eine Spannung für mich. Denn ich bin mir schon immer sicher gewesen, dass es doch eigentlich nicht um das (schnelle) schaukeln geht, sondern eher um das (gemütliche) wiegen. Und dennoch denke ich bei Schaukelstuhl an Gemütlichkeit - was auch ein schönes Wort.

Was ist Euer Lieblingswort?

Viele Grüße

Swen Wacker

  1. hallö ins forum,

    Mein Lieblingswort ist Schaukelstuhl. Das Wort hat eine Spannung für mich. Denn ich bin mir schon immer sicher gewesen, dass es doch eigentlich nicht um das (schnelle) schaukeln geht, sondern eher um das (gemütliche) wiegen. Und dennoch denke ich bei Schaukelstuhl an Gemütlichkeit - was auch ein schönes Wort.

    darfs auch ne wortgruppe sein? dann hätt ich hier im fixen autobrainstorming gefunden:
    Milch & Blut

    grüße aus Leipzig
    willie

    --
    Ich finde ein abschließendes "Hat /nicht/ geholfen." sehr hilfreich.
    Später lesende UserInnen erfahren so, ob das Thema beendet ist und _vor allem_ ob die Hinweise nützlich waren.
    ss:| zu:} ls:# fo:| de:] va:} ch:? sh:( n4:( rl:° br:> js:| ie:% fl:( mo:}
    http://emmanuel.dammerer.at/selfcode.html
  2. Moin Swen,

    nun, Lieblingswörter oder solche, mit denen ich etwas schönes, angenehmes assoziiere...

    Eines meiner Lieblingswörter ist "verwahrlaust" - eine Wortschöpfung von einer gewissen Luise Pogge, genannt Pünktchen. Diese junge Dame hat sich ja im Auftrage (oder auch nur im Kopf?) eines gewissen Herrn Kästner der schönen Aufgabe des Wörter erfindens gewidmet. "Verwahrlaust ist ein schönes Wort - es kribbelt richtig, wenn man es hört, man kann das ungewaschene daran riechen, es klingt struppig, räudig... kurzum, es trifft die Bedeutung deutlich besser als sein Bruder "verwahrlost".

    Ich werd' mal ein bisschen darüber nachdenken, vielleicht fällt mir später ja noch mehr ein. Allzuviel "Gespinne" (auch ein schönes Wort, ebenso wie "Dummfug"!) auf einmal kann ja sowieso keiner vertragen.

    File Griese,

    Stonie

    --
    Ein schlechtes Statement spricht für sich - jeder Kommentar ist verschwendete Energie, die einem bei wirklich wichtigen Unterfangen fehlen könnte.
    1. Moin!

      ... "verwahrlaust" ...
      ... Allzuviel "Gespinne" (auch ein schönes Wort, ebenso wie "Dummfug"!) auf einmal kann ja sowieso keiner vertragen.

      "Unverantwortungslos!"

      - Sven Rautenberg

  3. Hi Swen Wacker,

    mir hat in letzter Zeit eine alte Wortschöpfung aus Österreich gut gefallen: Alma Mahler-Werfel beschreibt eine Vorstellung als "ausverschenkt". Gemeint sind Aufführungen, die in politischer Absicht organisiert werden, und deren Publikum hauptsächlich Angestellte der Stadt, Politiker mit Anhang und dergleichen sind, nicht wirkliche Interessenten. Da ich oft Promotion im Kulturbereich kenne ich solche Aufführungen zur Genüge. Richtig schön wird es, wenn die wirklichen Interessenten und die echten Interessenten sich in die Wolle bekommen. Sehr nett habe ich das mal bei einer Erföffnungsveranstaltung der internationalen Dortmunder Kulturtage erlebt, wo man sich ausgerechnet eine HipHop-Veranstaltung als Ort für zahllose offizielle Reden ausgesucht hatte.....

    Viele Grüße
    Mathias Bigge

  4. Hallo,

    <img src="http://www.chraecker.de/forum/delizioes.gif" border="0" alt="">

    Chräcker

    1. Hello,

      <img src="http://www.chraecker.de/forum/delizioes.gif" border="0" alt="">

      Chräcker hat das geheime bb-System vom Selfforum entdeckt. *gg*

      Liebe Grüße aus http://www.braunschweig.de

      Tom

      --
      Fortschritt entsteht nur durch die Auseinandersetzung der Kreativen
      1. User: Schuer [reg.]  Beiträge: 837  www: http://www.fb07.de/version2/
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        Hallo,

        Chräcker hat das geheime bb-System vom Selfforum entdeckt. *gg*

        kanntest du das noch nicht? <img src="http://www.click-smilies.de/my_smileys/smileys1/00009148.gif" border="0" alt="">

        kennt doch jeder hier! <img src="http://www.click-smilies.de/my_smileys/smileys1/baeh.gif" border="0" alt="">

        Gruß,
        _Dirk
        (benutzt schon seit der Beta-Version die bb-Ansicht des Forums)

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  5. Hallo lieber Swen!

    hmmm letztens sind wir im chat auf die wortkreation "eromantisch" gekommen, da erotisch schon zu oft für alles mögliche vergewaltigt wurde und für mich inzwischen gleichbedeutend ist mit geld verdienen... seis um die einschaltquoten zu erhöhen oder um eine 0190-Nummer anzupreisen.

    romantisch ist doch ein schönes wort mit den man ein warmes wohliges gefühl und geborgenheit verbindet? aber es ist kein ersatz für erotik, da irgendwie noch das prickelnde gefühl fehlt. deshalb gefällt mir irgendwie "eromantisch" sehr gut...

    na ja, aber auf dies wollte ich in diesem posting gar nicht eingehen, aber wenn du schon so nett nach deutschen wörtern (oder welche die es werden könnten) fragst ;-)

    Was mich persönlich daran seit Jahren stört, ist der - jedenfalls in meiner Wahrnehmung - eher negative, anschwärzende Touch, den die Wörter des Jahres häufig haben http://www.gfds.de/woerter.html.

    eigentlich wollte ich ja auf die (un)wörter des jahres eingehen. ich habe mir einige wörter angesehen und bin so immer weiter in die vergangenheit gekommen und gleichzeitig in der gegenwart angekommen!

    nehmen wir mal folgende worte an:
    Entsorgung
    Geisterfahrer
    Lauschangriff
    Nostalgie
    Single
    Terrorismus
    Umweltschutz

    was haben diese wörter gemeinsam? sie sind alle zu den (un)wörtern des jahres gewählt worden, wo es mich noch nicht gab und sie sind heute zur normalität geworden und trotzdem mehr aktuell als jemals zuvor.

    neben wir mal ein wort aus dieser auflistung: single. dieses wort ist in aller munde - man hört es beinahe täglich und man kann sich eigentlich gar nicht mehr vorstellen, daß es diesen begriff nicht gibt. aber nicht nur das wort ist inzwischen anerkannt und von der deutschen sprache einverleibt worden - single ist mehr. es beschreibt einen zustand den viele menschen fürchten und andere finden ihn erstrebenswert.

    ebenso ist es mit den anderen wörtern. terrorismus ist spätestens seit dem einsturz der wtc-türme zumin. begrifflich ein täglicher begleiter. leisterfahrer, es vergeht leider kein tag, wo man nicht im radio davon hören kann. lauschangriff war zumin. in österreich in den letzten beiden jahren ein politischer dauerbrenner. Ähnlich ist es in deutschland mit der nostalgie nach der guten alten zeit, wo die mauer noch stand usw. usw.

    hätte damals jemand gedacht, daß diese wörter ein viertel jahrhundert später eine bedeutung erlagt haben, daß sie nicht mehr wegzudenken sind? Und wie wird das 2030 sein? werden diese wörter  die in dieser liste genannt werden, weil sie in einem bestimmten jahr mit einem bestimmenden thema verknüpft wurden  auch in der zukunft noch diese bedeutung haben, wie die oben genannten?

    Wenn das so ist, dann hoffe ich swen, daß deine persönliche einschätzung, des "eher negative, anschwärzende Touch" dieser Begriffe, sich nicht auch für die zukunft bewahrheitet... und damit sind wir wieder bei der nostalgie: "früher war alles besser" ;-)

    LG Roman

    1. Moin,

      hmmm letztens sind wir im chat auf die wortkreation "eromantisch" gekommen, da erotisch schon zu oft für alles mögliche vergewaltigt wurde und für mich inzwischen gleichbedeutend ist mit geld verdienen... seis um die einschaltquoten zu erhöhen oder um eine 0190-Nummer anzupreisen.

      Letzteres wäre dann - mit Blick auf den ungezügelten Anrufer - eromanisch? :-)

      was haben diese wörter gemeinsam? sie sind alle zu den (un)wörtern des jahres gewählt worden, wo es mich noch nicht gab und sie sind heute zur normalität geworden und trotzdem mehr aktuell als jemals zuvor.[...]
      Wenn das so ist, dann hoffe ich swen, daß deine persönliche einschätzung, des "eher negative, anschwärzende Touch" dieser Begriffe, sich nicht auch für die zukunft bewahrheitet... und damit sind wir wieder bei der nostalgie: "früher war alles besser" ;-)

      Ach, ich glaube ja nicht wirklich, dass Wörter (und der ihnen zugeordnete Sinn) allzu statisch sind. Deshalb nerven mich ja auch immer die Sprachbewahrer, die jede Änderung einer Schreibweise als Sintflut brandmarken und jeden Bedeutungswandlung mit dem Hinweis auf die hinterindische Herkunft des Wortstammes entschieden ablehnen. Also: Früher war alles genauso, nur anders :-)

      Liebe Grüße

      Swen

  6. hi,

    Was ist Euer Lieblingswort?

    bekackt

    (the big lebowsky ist nun mal ein kultfilm.)

    gruss,
    wahsaga

    --
    http://wazgnuks.net/ - back from the dead
  7. Hello,

    Was ist Euer Lieblingswort?

    Durst

    1. weil ich immer welchen habe
    2. weil es in keiner mir bekannten Sprache ein Komplement dafür gibt

    Das hat mich schon als Kind immer begeistert.

    Liebe Grüße aus http://www.braunschweig.de

    Tom

    --
    Fortschritt entsteht nur durch die Auseinandersetzung der Kreativen
    1. Tach

      Durst

      1. weil es in keiner mir bekannten Sprache ein Komplement dafür gibt

      was ist mit dem englischen thirst, wird zwar als Nomen eher selten verwendet, aber zumindest in "dying with thirst" ist es eindeutig ein Nomen.

      mfg
      Woodfighter

      1. Hello,

        Durst

        1. weil es in keiner mir bekannten Sprache ein Komplement dafür gibt

        was ist mit dem englischen thirst, wird zwar als Nomen eher selten verwendet, aber zumindest in "dying with thirst" ist es eindeutig ein Nomen.

        Ja schön, aber was ist das Gegenteil davon?

        Liebe Grüße aus http://www.braunschweig.de

        Tom

        --
        Fortschritt entsteht nur durch die Auseinandersetzung der Kreativen
        1. Tach,

          1. weil es in keiner mir bekannten Sprache ein Komplement dafür gibt
            was ist mit dem englischen thirst, wird zwar als Nomen eher selten verwendet, aber zumindest in "dying with thirst" ist es eindeutig ein Nomen.
            Ja schön, aber was ist das Gegenteil davon?

          wenn ich richtig gelesen hätte, dann hätte ich Komplement auch als Gegenteil erkannt; ich dachte eher an Gegenstück und war deswegen verwundert.
          Zur Rehabilitation: Folgen wir dieser FAQ (http://faql.de/sonstiges.html#undurstig), dann wäre das Gegenteil von Durst, Undurst. Und hier (http://www.schuelerakademie.de/netz/mailinglist/2000/msg00744.html) gibt es etwas auf hebräisch.

          mfg
          Woodfighter

          --
          Rick Blaine: Louis, I think this is the beginning of a beautiful friendship.
    2. Moin,

      Durst
      2. weil es in keiner mir bekannten Sprache ein Komplement dafür gibt

      Beim Nährstoffgehalt mancher Getränke könnte "satt" durchaus zutreffend sein :-)

      Gruß

      Swen

  8. Es gibt ein paar nette:

    entblöden
    Blödmannsgehilfe
    merkbefreit
    kontraproduktiv (ja, kontraduktiv hört sich doof an...)