Hallo,
Es ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass Microsoft mit seinen ganzen OS-Beigaben die Kunden quasi "anfixen" will, so dass sie an das Produkt gebunden werden und nicht auf die Idee kommen, ein anderes Produkt zu nutzen, dass nicht mit sovielen Dreingaben und DAU-Wizards kommt.
Das macht mein KDE an unzähligen Stellen auch, und ich finde es schlichtweg sinnvoll. Auch KDE hat in vielerlei Hinsicht den Anspruch eines Rundum-Sorglos-Pakets, das eingebettete Anwendungen und Wizards für die meisten gängigen Arbeitsgänge auf einem Desktop-PC bietet. Dass Komponenten, die nach gleichen Interface-Regeln funktionieren, nahtlos eingebunden werden, sodass für den Benutzer alles aus einer Hand serviert wird, ist meines Erachtens die Zukunft von grafischen Oberflächen. XP kenne ich nicht so gut, vermute aber genau diese Logik dahinter. Und wie Chräcker geschildert hat, erleichtert es die Bedienung ungemein und ermöglicht effizientes arbeiten.
Da kann man natürlich krakeelen, dass Microsoft durch diese Verschmelzung von Betriebssystemkern, grafischer Oberfläche und klassischen Anwendungsprogrammen eine Kundenbindung erreichen will, die Konkurrenzprodukte erst einmal vom Markt verdrängt – wozu noch Fremdsoftware installieren, wenn in XP nahezu alles Nötige von Haus nahtlos eingebettet ist. Der Streit um die Verquickung des Internet Explorers, des Windows Media Players usw. mit Windows kam nicht von ungefähr, die Vorwürfe sind durchaus begründet. Aber ich sehe darin eher ein erfolgreiches Interface-Konzept, das sich im Grunde bei jedem aktuellen System auf die eine oder andere Weise findet (MacOS setzt meines Wissens auch stark darauf). Ich sehe das auch eher als Ergebnis einer kontinuierlichen Entwicklung und als natürliche Evolution, die sich beispielsweise schon bei Windows 95 anbahnte.
Vielleicht muss man einfach seine Vorstellung eines Betriebssystems ändern. Die Forderung, doch bitte wieder die gängigen Anwendungen aus dem Betriebssystem herauszuhalten und diese Homogenisierung nicht zuweit zu treiben, mag berechtigte Gründe haben. Mir kommt es aber so vor, als würden solche Argumentationen die Entwicklungen des Interface-Designs in den letzten zehn Jahren völlig missachten. Dass diese das Leben und Arbeiten mit PCs grundlegend geändert (vereinfacht, verbessert) haben, zeigt Chräckers Beispiel. Softwarevielfalt heißt eben auch, dass grundverschieden aufgebaute Software mit verschiedenen Bedienungsweisen parallel läuft, anstatt sinnvoll zusammenzuarbeiten.
Mathias
(Die Antwort auf https://forum.selfhtml.org/?t=93376&m=564003 ging mir verloren, ich möchte sie nicht noch einmal schreiben.)