Christoph Schnauß: Wer den Eurocent nicht ehrt.....

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hallo Toni,

uiiii ... wer bist du denn jetzt? Ich hab dich noch nie bemerkt. Macht aber nix. Du bringst es jedenfalls fertig, als Reaktion auf mein posting _nicht_ das "Rolf-Thema" weiter breitzulatschen, sondern auf die Aussagen einzugehen, die sich mit der ursprünglichen Thread-Thematik beschäftigen  -  so sehr hingeschludert sie auch gewesen sein mögen.

Wichtig ist, daß die Summe der Tauschwerte, die mir monatlich zur Verfügung steht, den tatsächlich monatlich benötigten "Werten" entspricht.
Ja. Das bedeutet aber, daß eine Packung Milch 1,017 Liter enthalten müßte, wenn sie künftig 60 statt 59 Cent kostet.

Ich selber kaufe kaum mal Milch  -  es sei denn, ich habe grade Lust, mir Kartoffelbrei zusammenzumatschen (das kann ich übrigens ganz gut). Insofern trifft mich dieser Preisvergleich nicht  -  allerdings ist es ziemlich sicher, daß mich etliche zehntausend Mütter leicht überstimmen und auf dem niedrigeren Milchpreis bestehen könnten.

Deine Aussage hat mit der Frage nichts zu tun.

Das sehe ich, mit Verlaub, nicht so. Ich habe, wenn auch sehr grob, einen philosophischen Aspekt hineinzutragen versucht, wie du ja sehr wohl bemerkt hast.

Love is giving. Du bist doch nicht etwa ein Opfer der totalen Ökonomisierung unseres Lebens?

Antwort verweigert. Nächste Frage bitte:

welche Ziffer auf einem Geldstück steht, hat symbolischen Charakter.
Wieder richtig. Für Dich symbolisiert es die Mühe, z.B. ein Stück Programmcode zu schreiben, für den Bauern die Arbeit des morgendlichen Melkens (um die Marxschen Annahmen mal nicht zu sprengen). Wenn sich dein Tauschmittel aber nicht ausreichend stückeln läßt, kann eine Packung Milch Dich einen Tag Arbeit kosten. Oder Du nimmst die ganze Kuh.

Das Argument hat etwas für sich, zumal grade im Fernsehen immer einmal wieder so ein blödes Werbevideo für Tetrapack läuft, in dem eine Familie eben wegen der Milch die Wohngemeinschaft mit einem Rindvieh als zwingend nötig erachtet.
Du hast recht, wenn es um die nötige "Stückelung" geht, haben die kleinen Münzen durchaus eine Berechtigung.

Es lohnt sich, dazu auch mal beispielsweise solche politischen Ökonomen wie Karl Marx nachzulesen ...
Guter Tip. Aber nur, wenn man es nicht bei Marx beläßt und sich vor Augen hält, daß er sich trotz großer wissenschaftlicher Leistungen auch geirrt hat

Siehst du, _das_ dürfte man, wie ich meine, gerne mal diskutieren. Ich kann jetzt so aus dem Hut kein Zitat benennen, das irgendeinen seiner Irrtümer belegt, aber es ist gewiß richtig, daß er hie und da geirrt hat. Na und? Dafür hat er andererseits auch blendende Thesen formuliert und im "Kapital" mit einer geradezu herrlichen Kodderschnauze seine Gegenwart zu analysieren versucht. Letzten Endes ist er daran schuld, daß ich in den letzten Jahren der DDR für die Stasi als "Untergrundautor" unter Beobachtung stand.

Mir steht es nicht zu jemandem Bewegründe zu unterstellen; was meinst Du, war Marx verblendet?

Nein. Aber er war ein Mann mit einem vielleicht etwas starren Denkgerüst, das ausgereicht hat, ein paar Jahrzehnte lang viele Leute zu manchmal richtigen und manchmal falschen Schlußfolgerungen zu verleiten.

Übrigens: welche politischen Ökonomen sind denn wie Karl Marx? Und in wie fern?

Tut mir leid, da muß ich passen. Ich habe zwar nicht nur das "Kapital" gelesen, aber mein eigenes Selbstverständnis ist nicht das eines Ökonomen. Und übrigens auch nicht das eines IT-Spezialisten. Ich bin (und will bleiben) vorrangig naturwissenschaftlich orientiert.

Aber sonst ist es völlig egal, ob ich Haifischzähne oder geprägte Euromünzen grade als akzeptablen Tauschwert zur Verfügung habe. Meine gesellschaftliche Umgebung muß das akzeptieren können, was ich an symbolischen "Werten" gerade in meiner Brieftasche oder auf dem Konto zur Verfügung habe, sollte mich aber nicht daran messen, welche "Summe" das ausmacht.
Beide Aussagen sind immer noch richtig, und es schadet nie, die Wahrheit zu sagen; danke, daß Du uns daran teilhaben läßt. Was die Haifischzähne angeht: Ich habe kein Wechselgeld mehr.

Hey, also gerade was die Haifischzähne angeht, solltest du doch bitte auch den kleinsten Anflug von Ironie vermeiden. Ich könnte dir fürs Wechselgeld allerdings einen Dispositionskredit einräumen  -  mache ich aus lauter Menschlichkeit nicht, weil dich ein solcher Kredit zwingen könnte, die Zinsen in Form von Haifischzähnen zurückzuzahlen. Und der Weiße Hai steht inzwischen auf der Liste der Geschützten Tiere.

Fazit: Volkswirten kann man nicht trauen. Wer sonst behauptet ein Leben lang, genau zu wissen, was die Geldmenge M1 ist?

M1 vielleicht nicht, aber Mx kann ich wahrscheinlich meistens ziemlich genau benennen.

Macht aber alles nix. Wir haben die Frage, ob die kleinen Münzen in Deutschland erhalten bleiben müssen, noch nicht ausreichend beantwortet. Es gibt Länder wie Finnland, die diese Münzen bzw. diese Art von Kleingeld nicht brauchen und trotzdem in der volkswirtschaftlichen Gesamtbilanz weit besser dastehen als Deutschland  -  naja, dort gibts auch ein wesentlich besseres Ergebnis bei der Bildungspolitik. Wow, fast 50 Prozent der Finnen haben einen Hochschulabschluß (was allerdings nicht unbedingt mit dem überflüssig gewordenen Kleingeld zusammenhängen muß). Ich werde wohl auf meine alten Tage noch auswandern müssen ...

Wie nun weiter: brauchen wir nun die kleinen Münzen wirklich? Das ist doch eigentlich das Thema dieses Threads ...

Grüße aus Berlin

Christoph S.