xwolf: Frage zur Umsetzung

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Hi,

.. Wenn diese das wissen, daß BF nie erreicht werden kann aber trotzdem sowas (wahrscheinloch gegenüber Kunden) sagen, dann ist das noch schlimmer als wenn man es nur nicht besser weiß. Dann ist das schlichtweg eine Lüge, bzw. Kundenbetrug.

Der Begriff »Barrierefreiheit« ist ganz fundamental ein Hilfsmittel zur Bezeichnung eines komplexen Zusammenhangs, damit man ein griffiges Wort hat, um über das Thema zu kommunizieren. Wer von einem solchen theoretischen Begriff fordert, dass er sich selbst erklärt, muss letztlich jede

Da kann ich dir nicht folgen.

Verschlagwortung ablehnen. Insofern halte ich diese andauernde Sprachkritik grundsätzlich für übertrieben kleinlich und praxisfern, so kann man nämlich alle denkbaren Begriffe kritisieren, ohne irgendwann zu einem Ende und einen besseren Begriff zu kommen. »Barrierearmut« und vergleichbare sprachliche Ungetümer sind nur scheinbare Alternativen.

Mir scheint, du versuchst dich hier herauszureden.

Man kann icht auf der einen Seite einen Kunden "Barrierefreiheit" als Qualitätsmerkmal verkaufen, auf der anderen Seite dann, wenn man dies konkret bezeichnen soll, behaupten es sei zu schwammig dazu.

Was die Praxisferne angeht:
Es ist Praxis, daß unseriöse Firmen mit der Erfüllung der Barrierefreiheit werben und dann einen Scheissdreck abliefern. Diese Firmen und im wesentlichen nur diese Firmen wollen aus einem Grund das Wort Barrierefreiheit im Vertrag haben: Es ist juristisch nicht greifbar.
Wenn man bei diesen Firmen plötzlich aber BITV Prio 2 im Vertrag stehen haben will, dann schnellt der Preis plötzlich aufs dreifache.
Obwohl dies nicht gerechtfertigt ist, da barrierefreie Seiten maximal 10% teuerer sein können, als normale, wenn nicht sogar billiger.

Die Praxis ist nicht, daß Leute aufrgund von Sprachverwirrung das Wort falsch nutzen, sondern aus marktwirtschaftlichen Gründen.

Ich muss mir immer folgende Situation vorstellen, wenn jemand einmal wieder mit »Barrierefreiheit ist nicht erreichbar« ankommt: Ein Mensch aus einem autoritären, extrem repressiven Staat trifft einen Menschen aus einem

Dein Vergleich hinkt nicht nur, der ist an der letzten Ecke zusammengebrochen.

Im Unterschied zu dem Begriff "Freiheit" ist "Barrierefreiheit" eine Sache, die zum einen für einige SItes vom Gesetzgeber in Zusammenhang mit einigen festen Definitionen gefordert ist, zum anderen ein Verkaufsargument, mit dem richtig gut Geld verdient wird.
"Freiheit" dagegen ist ein Ideal. Aber keine Firma der Welt wird auftreten und dir dieses verkaufen.

Ein Vergleich wäre eher dieser:
Firma X und Firma Y verkaufen beide Autos.
Aber Firma X behauptet in der Werbung: "Unsere Autos sind garantiert unfallfrei".
Was soll deiner Meinung nun die Firma Y in der Werbung sagen?
Soll sie den Humbug mitmachen?

Was nun die Bezeichnung von barrierefreien Seiten gegenüber Kunden angeht: Als was soll man Barrierefreiheit verkaufen? Welcher Begriff ist unanfechtbar, welcher Begriff bezeichnet alle notwendigen und möglichen Leistungen des Webdesigners, die mit dieser Thematik zu tun haben? Muss der Begriff allein dem Kunden vermitteln, dass die Seite nur nach den Möglichkeiten und dem Wissen des Webdesigners zugänglich ist? Wenn die Seite letztlich nicht barrierefrei ist, was ist sie? »Barrierearm«? Aber was heißt das, inwiefern ist das eine genauere Aussage als »barrierefrei«?

Du redest dich hier gut ins Zeug, sagst aber letzlich doch nichts.
Du als Dienstleister erbringst eine Leistung. Dabei konkurrierst du auch mit anderen Anbietern, die selbiges leisten (wollen).

Wie der Kunde dann etwas erklärt wird, was zu seinem Vorteil sein kann, ist da doch genau Sache der Kundenbetreuung.

Stattedessen »unter den-und-den Voraussetzungen angenehm benutzbar« oder »es wurden Vorkehrungen getroffen, um den-und-den Benutzern die einfache Bedienung und Lesbarkeit zu gewährleisten«? Was und wie darf der Webdesigner dem Kunden Zugänglichkeit versprechen? Woher weißt du, ob die Beratung so schlecht war, dass der Kunde glaubt, seine Seite sei nun perfekt zugänglich?

Wenn die Seite absolut behauptet, sie "*IST*" Barrierefrei und erfüllt dabei nichteinmal die BITV Prio1, dann kann man sicher davon ausgehen, daß die Agentur dahinter entweder nur abgezockt hat und keine Beratung gemacht hat, oder aber daß der Kunde nicht genug zahlen konnte/wollte und die Agentur sich dem Kundenwunsch gebeugt hat.

Was man absolut sicher verkaufen und anchweisen kann ist die Bezugnahme auf die BITV-Richtlinien. So fordere ich von seriösen Dienstleistern vertraglich auch nicht einfach "Barrierefreiheit", denn das wäre wirklich blöd. Stattdessen gehört dann im Vertrag rein: "Erfüllung der BITV Priorität II".

Mir würden höchstens Standards, Richtlinien und Zertifikate einfallen, die normativ festlegen, was Barrierefreiheit oder Barrierearmut oder Zugänglichkeit oder wie-auch-immer-man-es-nennen-will bedeutet. Aber selbst eine Seite mit WCAG-AAA-Konformität kann bekanntlich schwerwiegende Barrieren aufweisen. Ich sehe da keinen Ausweg und die gängige Sprachkritik bringt keine stimmigen Alternativen hervor.

Will doie Sprachkritik  das?
Ich bleibe bei der Sprachkritik und sehe sie berechtigt und wichtig aus einem Grund:
Viele unseriöse Firmen nutzen das Wort und das Verprechen der hundertprozentigen Barrierefreiheit.
Durch diesen Wortgebrauch werden seriösere und verantwortungsvolle Firmen, die bessere Qualität liefern, absichtlich unterboten.

Solange also Firmen herangehen und behaupten sie liefern etwas und drängen andere Firmen durch diesen Wortgebrauch raus, solange muss man auch dieses Wort genau nehmen.

Das ist genau das selbe wie mit dem Schmu, den viele Pseudo-CMS-Hersteller gemacht haben.
Alle haben sie behauptet, sie trennen Inhalt und Layout, fügen dies wieder zusammen. Doch einige haben dies nur behauptet aber Qualitativ nur Mist gecodet. Jetzt, wo viele Leute einen Relaunch vornehmen wollen, stellt sich plötzlich heraus, daß das Layout fest ist, daß man quasi ein neues CMS oder ein Update kaufen muss, wnur weil man jetzt beispielsweise validen Code haben will.

...Daher sehe ich kein nennenswertes Problem in einem Wortgebrauch.

Nun, ich hab nicht vor dich zu überreden.
Aber genausowenig ändere ich meine Haltung zu Leuten und Websites,
die eine Absolutaussage zu etwas geben, was nicht absolut bestimmbar ist.

Ich bleibe jedenfalls bei meiner Haltung, zu der ich auch öffentlich eintrete: Jede Firma, die einen Kunden verspricht, eine absolut barriefreie Seite zu erstellen, ist unseriös.

Ciao,
  Wolfgang