Hallo,
Wenn jemand mit einem geschlechtsneutralen Wort ein Geschlecht assoziiert, dann ist das nicht das Problem der Sprache sondern der assoziierenden Person. Ich würde meinen, die Person sollte sich ändern, nicht die Sprache.
Das ist ja die übliche Entgegnung, die einfach von den Lippen geht, aber wie treibst du den Menschen den »Male Bias« aus, wenn nicht pragmatisch über Sprachkritik? Wenn nicht Sprache das Vehikel ist, um das (sprachliche) Denken zu ändern, was dann?
Jedenfalls hat das Festhalten an Formen mit unausgewogener Konnotation offensichtlich nichts dazu beigetragen. Diese Gegenströmung hat sich nach meinem Eindruck darauf beschränkt, die konventionellen, vermeintlich neutralen Formen als ultimative Lösung hochzuloben, die angeblich nur noch nicht richtig zum tragen gekommen ist.
Dabei sind diese Formen doch Teil und Ausdruck des Problems. Sicher hat die feministische Sprachkritik auch ihre allseits bekannten Schwächen (die ich meist auch reflektiert sah), aber immerhin offeriert sie einen Lösungsansatz und behauptet nicht, alles müsse nur weiterlaufen wie bisher bzw. die Veränderungen seien zu boykottieren und wieder rückgängig zu machen.
(...)
Fast alles wurde vor 1945 von Männern dominiert. Und? Stempeln wir deshalb sämtliche Kunstwerke bis 1900 als "sexistisch" ab, so wie das momentan implizit mit allem vor 2000 Geschriebenem geschieht?
Keine Ahnung, wie du darauf kommst - es ging in meiner Aussage lediglich darum, die Behauptung zu widerlegen, die Sprachgeschichte sei gleichermaßen von Frauen und Männern geprägt worden und deshalb sei die jetzige Sprache sakrosankt und prinzipiell frei von Sexismus.
Mathias