Hallo,
Kannst du ihre Qualifikation im Vergleich mit den männlichen Bewerbern beurteilen?
Nein, hatte ich auch nicht vor, darum ging es auch nicht.
"Möge der Bessere gewinnen" - oder der/die, der/die zur Erfüllung irgendeiner Quote geeigneter wäre?
Ohne »positive Diskriminierung« wären (und sind) viele Bereiche für Frauen unzugänglich, aber da du darin wohl kein Problem siehst und wahrscheinlich strukturelle Benachteiligung nach Geschlecht leugnen wirst, trittst du halt für das Recht des Stärkeren ein. Worauf das hinaus läuft, sieht man ja allerorten.
Bei mir im Referat sind wir 6 männliche Kollegen, und 5 weibliche (Kolleginnen muss ich jetzt noch dazuschreiben?). Meine direkte Vorgesetzte ist eine Frau, und die oberste Chefin des Unternehmens auch.
Sind wir jetzt total IT-untypisch?
Was meinen Eindruck der Branche angeht, so ist das eher untypisch, ja.
Da kann man natürlich damit erklären, dass Frauen einfach kein Interesse haben, in diesen Wissenschaftsbetrieb einzusteigen.
Müsste man das ändern - muss man sie vielleicht zwingen zu ihrem Glück?
Natürlich gehe ich davon aus, dass Interesse vorliegt, schließlich studieren mittlerweile viele Frauen das Fach, aber es sind aus welchen Gründen auch immer signifikant weniger, die eine universitäre Karriere anstreben. Die Frage ist, ob sie da Chancen und Perspektiven für sich sehen oder ob und was sie zurückhält und abschreckt. Die Weichen dafür werden nun mal von den gegenwärtigen (männlichen) Verantwortlichen gestellt, ohne dass die offene sexistische Absichten hegen müssen. Im Sinne der Wissenschaft ist es natürlich wünschenswert, dass der Wissenschaftsbetrieb keine ausschließliche Männerveranstaltung bleibt, wenn man mal von der Vielfalt als Wert ausgeht.
Interesse hat bestimmte Ursachen und ist nicht naturgegeben. Solche Strukturen zu erkennen ist ja der Sinn der Geschlechterforschung. Momentan setzt man z.B. groß darauf, durch Praktika und Einführungen für Schülerinnen bzw. Schüler Interesse für gewisse Studienfächer zu wecken, das sie in ihrer Schullaufbahn nicht vermittelt bekamen. Viele finden dadurch einen Zugang, der ihnen vorher im Unterricht nicht eröffnet wurde.
Das deckt sich mit der Erkenntnis der Didaktik und Lehrforschung, dass es auf die Vermittlung ankommt, um beide Geschlechter zu erreichen. Das ist dann keine Frage von unveränderlichem Interesse mehr, an dem nicht zu rütteln ist, sondern eine Frage der Weiterentwicklung von Lehre und Forschung, um Teilnahme und die vernünftige Ausdifferenzierung von Interesse überhaupt erst zu ermöglichen. Dem gegenüber steht ein System der Einseitigkeit, dass sich wieder selbst hervorbringt (Unterricht → Forschung und Lehre → Didaktik → Unterricht usw.). Da ist Interesse determiniert.
Beispielsweise werden die durch PISA aufgedeckten geschlechtsspezifischen Stärken und Defizite zum Glück nicht letztendlich mit invariantem »mangelnden Interesse« für den Stoff erklärt, sondern man fragt sich, wie der Unterricht umgestaltet werden kann, um diese Defizite auszugleichen. Und ja, es finden sich auch Antworten.
Das ist auch nicht falsch, aber es liegt vielmehr daran, was die Spatzen hier von den Dächern pfeifen:
Beleg für diese These?
Beckmesserei. Was soll ich da schon antworten? Ich habe mit Studierenden, Dozenten sowie Menschen geredet, die im Gleichstellungsbüro gearbeitet haben und einiges mitbekommen haben. Mehr nicht.
Mathias