Hallo,
Feministische "Linguisten" sind durchaus dumm.
Ursprünglich wollte ich hier einen Zwinkersmiley hinsetzen, aber nach kurzem Nachdenken habe ich davon Abstand genommen.
Wenn du mit Polemik Wahrhaftigkeit schaffen willst, solltest du noch schwer daran feilen.
Wie z.B. in diesem Artikel
Gesellschaft für deutsche Sprache, damit ist die Stoßrichtung schon klar. Aber immerhin werden mit Senta Trömel-Plötz und Luise F. Pusch zumindest einmal Referenzen genannt. Das ist ja schon ein Fortschritt nach dem vorherigen Text. Was ist im Übrigen am ersten Pusch-Zitat auszusetzen?
Der Rest ist eigentlich klar. Für die Forschung waren die beiden meiner Wahrnehmung nach eher Impulsgeber, die Linguistik ist nicht bei ihr stehen geblieben. Dass '99 noch auf »Das Deutsche als Männersprache« herumgeritten wird, beweist höchstens zum hundertsten Mal, dass dieses Buch auch massig Geschwurbel enthält, mehr aber nicht. Von diesem Geist spürt man in heutigen Debatten nichts mehr, wieso auf dem Herumreiten, was allgemein als doof anerkannt und von der Forschung - soweit ich den Eindruck habe - erfolgreich übergangen wurde?
Im Übrigen:
... fällt die sogenannte "Feminisierung" hinter diese historische Entwicklung weit zurück. Sie nämlich verweist wieder auf jene Bedeutung - das natürliche (nicht das generische) Geschlecht ...
Das generische Maskulinum verweist ebenfalls auf das natürlich Geschlecht, wie ich bereits sagte.
Das Argument, erst die Doppelnennungen würden eine geschlechtliche Konnotation des generische Maskulinum hervorrufen, ist unhaltbar, denn es gibt empirische Untersuchungen, dass das generische Maskulinum die Aufgabe, dass alle sich gleichermaßen angesprochen fühlen, nicht wie gewünscht erfüllt, wohl aber Doppelformen. (Quelle habe ich gerade nicht parat, da müsste ich wühlen. Eine kurze Recherche bringt den Wikipedia-Artikel, der diesem zustimmt, aber keine konkreten Quellen nennt.) Sprich, sprachliche Apartheid wird zumindest auch durch die Benutzung des generischen Maskulinums ausgeübt. Da lässt sich höchstens abschätzen, was den negativeren Effekt hat.
.. wenn gleichermaßen wahlberechtigten Männern und Frauen eine gesonderte Anrede, bzw. Bezeichnung zuteil wird, so liegt der Verdacht nahe, daß sie auch eine nach Geschlechtern getrennte Behandlung zu erwarten haben. ...
Weit hergeholte Spekulation und Unterstellung. Typische absurde Argumentationsfigur: Die, die Doppelformen anwenden, sind in Wirklichkeit die Sexisten, und die gegenwärtige Sprache ist sakrosankt und nicht zu kritisieren. Is klar.
Das "generische Maskulinum" besitzt nun einmal den unschätzbaren Vorteil, Gleichwertigkeit zu evozieren.
Das ist einfach empirisch widerlegt.
Die Diskussion um »man« ist so eine Sache; das etymologische Argument wird oft angeführt, aber das würde wenig daran ändern, wenn die Konnotation bei den Sprechern tendenziell männlich wäre (ist sie glaube ich, genau wie beim generischen Maskulinum). Da geht die Argumentation glaube ich ab Ziel vorbei, denn ich habe noch nirgendwo gelesen, dass Kritiker die jüngere Etymologie in Zweifel gezogen haben. (Andererseits geht »man« durchaus auf ahd. man (= Mann) zurück, da kann man sich wohl um Kaisers Bart streiten.)
... sind Teil unserer kulturellen Tradition, sind Teil einer Sprache, die von Männern und Frauen gleichermaßen geprägt, überliefert und rezipiert wurde und wird
Die sprachliche Kultur wurde nicht gleichermaßen von Frauen geprägt, das ist einfach die dreiste Leugnung, dass es je patriarchale gesellschaftliche Verhältnisse gegeben hat, die Einfluss auf die Sprachentwicklung gehabt haben. Dass ein paar Zeilen vorher einseitig männliche Autoritäten (Goethe, Schiller, Grimm) herangezogen werden, widerlegt diese These ganz anschaulich. Natürlich gab es auch schreibende Frauen und Wissenschaftlerinnen, aber sie standen einer männlich dominierten literarischen und wissenschaftlichen Kultur gegenüber. Sprache kann durchaus als geprägt durch gesellschaftliche Verhältnisse betrachtet werden, und diese gewährten und gewähren beiden Geschlechten nun einmal nicht gleiche Teilhabe. Diese Verhältnisse darf die Sprachwissenschaft zur Abwechslung mal reflektieren, auch wenn Frau Lorenz darin gleich den Untergang des liberalen Abendlandes sieht.
Generische Maskulina sind nicht übergeschlechtlich, weil sie identisch mit der ausdrücklich Pluralform sind, die eine Männergruppe bezeichnet.
("Arzt" == "Ärzte") && ("Student" == "Studenten") ergibt in meiner Auswertung "falsch".
Häh?
Übrigens ist die ausufernde Feminisierung unserer Sprache für mich typisch deutsch.
Das kommt dir wahrscheinlich nur so vor, weil die Debatten um geschlechtergerechte Sprachpraxis in anderen Sprachräumen aufgrund der Unterschiede andere Betätigungsfelder haben. Der Vergleich mit dem Englischen geht eher fehl, weil es dort entweder übergeschlechtliche, doppeldeutige generische Formen gibt, die auch nur durch Zusätze wie »male« oder »female« geschlechtlich differienzierbar sind, oder eben eine männliche und eine weibliche Form. (Wenn ich das richtig im Kopf habe, ich bin kein Anglist.)
Mathias