Sven Rautenberg: Switch von MS Office zu OpenOffice.org: Lieber doch nicht!

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Moin!

OOo muß sich halt am Platzhirsch MSO messen lassen. Und jedes frustrierende Detail, das OOo nicht hinkriegt, kann man bei "Nur-Usern" eben nicht mit "ja, aber es ist doch Open Source, das Dateiformat ist XML und damit offen" etc. entschuldigen.

Bei "Nur-Usern" sollte man doch eigentlich meinen, dass diese eher nur jene sind, die den Leistungsumfang solcher Programme ohnehin nie ganz ausschöpfen und die Pros und Kons gar nicht so detailiert abwägen können.

Schön, dass du das Argument "User benutzen doch nur 20% der Features" bringst. Das Problem ist: Jeder User nutzt unterschiedliche 20%. Es ist also ein Irrglaube, man könne eine Software schreiben, die einfach nur 20% der meistbenötigten Features umsetzt, und damit würden dann alle glücklich. Im Zweifel fehlt es im Detail dann nämlich für den einen oder anderen User am entscheidenden Detail.

Und alle anderen User und auch die Entwickler meinen: "Hm, komisch, das hab ich doch noch nie gebraucht, da wußte ich nicht mal, dass es existiert." Und zucken nur mit den Schultern.

  1. Der Import einer Excel-Datei dauert 10 Minuten. Gut, irgendwo wurde gesagt, dass der Importer irgendwie die Höhe jeder einzelnen Zelle neu berechnen müsse, weil Excel da unfreundlicherweise nicht "Standard" in die unveränderten Zellen reinschreibt, sondern Maße. Aber sorry: Ein Importer, der so lange braucht, ist unbrauchbar für den soften Switch. Und auch das Öffnen des OOo-nativen Formats sowie das Abspeichern so einer Datei braucht einfach viel zu lange.

Und wie gut kann MS-Office ein Open-Office-File importieren? Gar nicht. Open Office bekommt es wenigstens ansatzweise hin.

Aber das ist doch kein Argument! Zehn Minuten! Ich habe mit der Uhr nachgemessen. Für eine verhältnismäßig unscheinbare Excel-Datei von nicht mal 600 KB, die es aber offenbar in sich hat: Mehrere Arbeitsblätter mit Inhalten von jeweils (grob) A1 bis AZ20 mit Aktienkursen (je Spalte eine Eintragung) und einem Diagramm dazu.

Und beim Speichern dann nochmal der gleiche Zirkus.

Gewiß, andere Dateien sind durchaus schneller importiert, aber diese Zeit ist einfach unproduktiv verloren und unzumutbar.

Insbesondere, wenn im Raum steht, aus Kompatibilitätsgründen mit einer Umgebung die MS-Dokumentformate zunächst beizubehalten.

  1. MS Word schlägt als Dateinamen einer neu zu speichernden Datei die Überschrift oder die ersten Worte des getippten Dokuments vor - ein Feature, was meiner Mutter extrem gut gefällt. OOo Writer: Fehlanzeige. Klar, ist kein Killerfeature, aber solche Feinheiten versüßen den Umsteigern die Beibehaltung der Gewohnheiten.

Ein Feature? Bei mir wäre das nur lästige Userbevormundung. Man sollte  es also von beiden Seiten betrachten.

Interessant: Deine Ansicht dazu ist auch meine Ansicht, aber zweifelsfrei gibt es Anhänger dieser Vorgehensweise - und ist es wirklich so dramatisch, anstelle von "unnamed01.ext" als Dateinamenvorgabe (wie sie von sonst allen Programmen gemacht wird) jetzt "Switch von MS Office zu OpenOffice.ext" mit einem eigenen Namen zu überschreiben?

Das Problem ist nur: OOo Version 2.0 hat jetzt einen eher mittelmäßigen Eindruck hinterlassen. Ich ziehe sehr in Zweifel, ob ich mit Version 3.0 nochmal ankommen darf.

Dabei wäre natürlich abzuwägen, ob man lieber Software nur der gewohnten Features wegen haben will, dafür aber eine Menge Geld ausgeben muss, oder ob man sich dieses Geld lieber spart und dafür ein paar Nachteile in Kauf nimmt.

Der Punkt, um den es mir geht: Will OOo mal die Office-Weltherrschaft antreten, oder nicht? Als Nischenprodukt mag es geeignet sein, als Alternative derzeit nicht. Denn Alternative bedeutet Austauschbarkeit ohne Kompromisse - und die muß man eben doch eingehen. Insbesondere, wenn (wie in Calc) gewisse Dinge wohl offensichtlich nicht funktionieren (ansonsten hätte ich erwartet, dass die konvertierte Datei es schon direkt hinkriegt).

Ich bin auf jeden Fall für das letztere.

- Sven Rautenberg

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