Cruz: Hilfe, Partition futsch?

Hallo,

ich habe mir vor vielen Wochen einen File Server mit Ubuntu eingerichtet. Der Rechner lief eben diese viele Wochen auch ununterbrochen. Ich habe diverse ext3 Partition eingerichtet die auf 3 Festplatten (System, Spiele und Filme) verteilt sind. Heute stand plötzlich der Rechner und fährt auch nicht mehr hoch. Beim Booten meldet GRUB in Phase 1.5 den Error 2, was soviel bedeuten soll wie die Systemplatte wurde vom BIOS nicht erkannt, was nicht wahr ist, denn alle Platten werden problemlos von BIOS erkannt. Die Platten sind auch alle in Ordnung, sie überstehen alle Tests.

Gut, erstmal Partition Magic reingeschmissen. Es stellt sich heraus, dass auf der ersten Platte keine der drei Partitionen (eine SWAP, eine für OS, eine für Daten) aktiv ist. Dann sehe ich noch, dass auf der zweiten Platte (Spiele, 120GB) gar keine Partition zu erkennen ist. Oh Schreck, ich erstmal ohne nachzudenken mit Partition Magic die Systempartition auf active gesetzt und neu gebootet. Der Rechner kommt nicht hoch, GRUB errort wieder 2. Na gut, Knoppix rein und QTParted gestartet. Ich schaue mir dort die wieder die erste Platte an und sehe, dass jetzt zwar die OS Partition active ist, aber der "used space" kann nicht bzw nur mit N/A angegeben werden. Die Größe und das Filesystem der Partition werden aber richtig angezeigt. Die Partition lässt sich nicht mounten:

mount: wrong fs type, bad option, bad superblock on /dev/hda1,

Ich schaue mir die zweite Platte an und die Symptome sind die selben. Die eine allumfassende Partition auf der Platte wird angezeigt, Größe, Filesystem und sogar das Label sind korrekt, aber der "used space" ist N/A. Lässt sich auch nicht mounten. Alle anderen Partition sind in Ordnung, mountbar und lesbar.

Also irgendwie sind mir 2 Partition auf unterschiedlichen Platten gelichzeitig weggeflogen. Kurz vor dem Unfall lief Azureus (von der OS Parttion aus) und pumpte gerade eine Spiel auf die andere kaputte Partition drauf, die zugegeben bis zum platzen gefüllt war. Ich habe zwar den Platz im Auge gehabt und er sollte für dieses Spiel noch gereicht habe, aber möglicherweise habe ich mich geirrt und das Spiel war einfach zu viel. Azureus aloziert ja den benötigten Platz, bevor der Download losgeht, ich kann mir gut vorstellen, dass die 2 Partitionen genau dabei weggeflogen sind.

So, was mache ich jetzt? Was kann denn da überhaupt passiert sein und wie kriege ich mein großes Baby wieder auf die Beine ohne die Spiele und wenn möglich auch ohne das OS zu verlieren?

Vielen Dank
Cruz

  1. hallo,

    Beim Booten meldet GRUB in Phase 1.5 den Error 2

    Willkommen im Club *g*

    Gut, erstmal Partition Magic reingeschmissen.

    Was vermutlich dein größter Fehler war. Partition Magic konnte zwar in der Version 8.0 ein wenig mit Linux-Partitionen umgehen, aber das war noch nicht korrekt. PM funktioniert ganz gut für Platten, auf denen es FAT- und NTFS-Partitionen gibt, bei Partitionen, die journailling-Dateisysteme enthalten, taugt leider auch die letzte verfügbare Version nicht genug - bekanntlich existiert PM ja nicht mehr als eigenständige Software, die Entwicklerfirma ist bereits vor geraumer Zeit in Symantec aufgegangen.

    ich erstmal ohne nachzudenken mit Partition Magic die Systempartition auf active gesetzt

    Der nächste Fehler.

    mount: wrong fs type, bad option, bad superblock on /dev/hda1

    Dein MBR - bzw. die beiden darin abgelegten Kopien für die Partitionstabelle - ist/sind defekt, das ist dir ja inzwischen klar. Schau mal mit Knoppix nach, welches Dateisystem dir da angezeigt wird (fdisk -l). Es dürfte dir kaum bekannt vorkommen.

    So, was mache ich jetzt?

    Partitionstabelle reparieren und auf den gültigen Partitionstype umstellen. Na gut, ich weiß selber, daß sich das sehr leicht sagt, aber nur äußerst schwer umzusetzen ist.

    Was kann denn da überhaupt passiert sein und wie kriege ich mein großes Baby wieder auf die Beine ohne die Spiele und wenn möglich auch ohne das OS zu verlieren?

    Schwer zu beantworten. Was für eine Platte (Marke) ist es denn? Western Digital wäre extrem unbrauchbar, für andere (Samsung, Maxtor) gibt es von den Herstellerfirmen Diagnosetools - wobei, wenn ich richtig informiert bin, Maxtor mittlerweile von Samsung übernommen wurde. Vermutlich hat deine Platte einen SMART-Fehler. Du könntest Glück haben, wenn da noch Garantie drauf liegt, dann kriegst du wenigstens kostenlos eine neue Platte, nur sind deine Daten erstmal futsch.

    Für Retttungsversuche solltest du aber bitte _keinesfalls_ erneut Partition Magic verwenden. Wenn du noch eine neue unformatierte Platte hast, kannst du mit Knoppix hochfahren und dann über "dd" wenigstens eine Rettung deiner Daten versuchen, die von der defekten einfach auf die neue Platte überspielt werden könnten.

    Grüße aus Berlin

    Christoph S.

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    1. Hallo Christoph,

      danke für die Antwort so spät in der Nacht und sogar noch eine halbe Stunde bevor ich das OP abgeschickt habe. ;)

      Die Platten sind mit hoher Sicherheit in Ordnung und haben auch keinen SMART Fehler. Mehrere Diagnosetools sind dieser Meinung.

      Was passiert denn, wenn ich z.B. mit QTPArted die Partitionen mit genau den selben Größen neu anlege und nicht Formatiere? Habe ich dann nicht den Urzustand wieder hergestellt? Oder vielleicht muss ich dann nur noch eine bestimmte Stelle der Partiotionstabelle korrigieren, damit das System nicht der Meinung ist, dass die Partition leer ist, sondern den "Anfang" der Daten findet?

      Cruz

      1. Hallo Cruz.

        Vorab: ich gehe bei meiner Antwort davon aus, dass du deinen gesamten Datenträger 1:1 gesichert hast.

        Was passiert denn, wenn ich z.B. mit QTPArted die Partitionen mit genau den selben Größen neu anlege und nicht Formatiere? Habe ich dann nicht den Urzustand wieder hergestellt?

        Theoretisch kann dies bereits genügen und bei meinem Fall vor einiger Zeit tat es dies auch; nachdem ich die Swap-Partition manuell wieder angelegt hatte, waren alle Dateisysteme wieder problemlos lesbar.

        Versuch’s also ruhig. Wenn du ein Backup hast, hast du ja nichts zu verlieren.

        Einen schönen Sonntag noch.

        Gruß, Mathias

        --
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        debian/rules
        1. Hallo,

          der Vollständigkeits halber hier mein Abschlussbericht:

          Ich bin zuerst mit testdisk an das Problem rangegangen und es hat sich herausgestellt, dass die Partitionstabellen in Ordnung sind. Der Fehler lag im Filesystem an sich.

          Ich habe mit "ckfs -p" eine der beiden Partitionen erfolgreich reparieren können, sodass der Server nun wieder hochfährt. Die andere Partition konnte ckfs nicht retten. Nach einem recht langen durchlauf (kein Wunder bei 120GB) waren alle Verzeichnisse von der Partition verschwunden, nur noch die Dateien, die direkt im root der Partition lagen waren noch da. Dafür war der lost+found Ordner voll mit Binärdateien, mit denen ich nichts anfangen kann.

          Ausserdem sind auf einer dritten Partition, die vorerst nicht befallen zu sein schien, die Dateien, die gerade zum Zeitpunkt des Crashes geschrieben wurden auf eine merkwürdige Weise korrupt. Dateiinfos wie Größe, Owner etc. können nicht gelesen werden und ich kann sie noch nichtmal als root mit rm löschen.

          Da ich diesen Zustand sehr suspekt finde, habe ich mich entschieden die noch lesbaren Daten beiseite zu schaffen und alles wieder neu zu formatieren. Für weitere Erforschung will ich keine Zeit mehr investieren, aber es wird sicher irgendwann mal wieder passieren. :)

          Gruß,
          Cruz

          1. hi,

            Ich habe mit "ckfs -p" eine der beiden Partitionen erfolgreich reparieren können

            Nur zum Vertändnis: es heißt korrekt fsck. Und dir sollte bei Systemstart empfohlen werden, aß du eben genau das einmal fährst - jedenfalls, wenn der Einsatz von fsck als sinnvoll erscheint.

            ;-)

            Grüße aus Berlin

            Christoph S.

            --
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            1. Hallo Christoph,

              Nur zum Vertändnis: es heißt korrekt fsck.

              Sorry, hab es das erste mal eingesetzt und falsch gemerkt. :)
              Ja ich habe inzwischen gelernt, dass z.B. Ubuntu beim hochfahren die Partitionen fsck-t, wenn das letzte mal zu lange her ist. Nur wenn das System eben gar nicht mehr hochfährt, dann muss man erstmal selbst geistig drauf kommen und es dann manuell ausführen.

              Ich muss sagen ich bin ganz schön enttäuscht von ext3. Trotz des dreisten Platzbedarfs habe ich es eingesetzt, da ich dachte damit meiner Datensicherheit gut zu tun. Und peng schon ein paar Wochen später hat das journaling versagt und eine Wiederherstellung habe ich (mit einfachen mitteln) auch nicht hinbekommen. Ich kehre zu ext2 wieder zurück.

              Cruz

              1. Moin!

                Ich muss sagen ich bin ganz schön enttäuscht von ext3. Trotz des dreisten Platzbedarfs habe ich es eingesetzt, da ich dachte damit meiner Datensicherheit gut zu tun. Und peng schon ein paar Wochen später hat das journaling versagt und eine Wiederherstellung habe ich (mit einfachen mitteln) auch nicht hinbekommen. Ich kehre zu ext2 wieder zurück.

                Aber du weißt doch, dass ext3 kompatibel zu ext2 ist. Jedes ext3-System kann in der Regel auch als ext2 gemountet und genutzt werden.

                Wenn also dein Dateisystem kaputt ist (die Frage wäre, warum das geschah - ist mir nämlich bislang noch nie passiert), und du es selbst als ext2 nicht retten konntest, ist die Schuld nicht wirklich bei ext3 zu suchen.

                Journaling ist außerdem auch nur die halbe Miete. Würde man jeglichen Schreibzugriff durch das Journal leiten, würdest du dich über die mangelhafte Performance ärgern.

                Deshalb werden die Nutzdaten normalerweise nicht im Journal aufbereitet, sondern direkt geschrieben, und nur die Metadaten landen dort.

                Aber die Frage ist eben: Welchen Grund gab es für das zerstörende Verhalten deines Computers?

                Und eine simple Lösung dagegen lautet: Backups helfen.

                - Sven Rautenberg

                --
                "Love your nation - respect the others."
                1. Hallo,

                  Aber die Frage ist eben: Welchen Grund gab es für das zerstörende Verhalten deines Computers?

                  Ich kann es leider nicht sagen und ich fürchte die meisten Spuren habe ich bereits zerstört. Ich habe die Vermutung, dass es etwas mit Azureus zu tun hat. Azureus war zu dem Zeitpunkt als einziges aktiv. Das Resultat war:

                  • das Filesystem auf der OS Partition war zerstört, von wo aus Azureus gestartet wurde, liess sich aber mit fsck retten

                  • das Filesystem einer der Datenpartartitionen, das Azureus gerade beschrieben hat, war zerstört und liess sich mit fsck nicht mehr retten. Es besteht die Möglichkeit, dass ich mehr Daten downloaden wollte, als Platz zur Verfügung stand. Ob es wirklich so ist, und ob es zur Zerstörung des Filesystems führen kann, kann ich nicht sagen.

                  • Alle Verzeichnisse und Dateien, die auf einer anderen Partition von Azureus beschrieben (oder sogar nur gelesen!!!) wurden, sind auf mir unerklärliche Weise verkorkst. Die Größen, Owner und Permissions sind nicht mehr festzustellen und ich kann sie nicht einmal als root mit rm -Rf löschen. Das Filesystem an sich scheint aber noch zu funktionieren. Keine der Downloads UND Uploads, die gerade in Azureus liefen, haben den Vorfall ohne Schaden überlebt.

                  Vielleicht kann sich jemand noch einen Reim darauf bilden.

                  Und eine simple Lösung dagegen lautet: Backups helfen.

                  Ja ich bin mit dem Konzept des Backups vertraut :) und setze es auch gewissenhaft für meine _wichtigen_ Daten ein. Für meinen 500 GB schweren Funserver (nur Filme und Spiele) will ich schon alleine aus finanziellen Gründen keinen Backup implementieren. Wenn die Daten futsch sind, dann lade ich sie halt wieder runter. :)

                  Gruß,
                  Cruz