Olaf Schneider: Wie seht Ihr die allgemeine Entwicklung für Web-Entwickler?

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Hi Andreas,

ich denke, dass sich der Beruf Webentwickler nach und nach aufspalten wird. Anfänge sind ja schon gemacht.

[1] Der Alles-Selbermacher, der kein Framework oder CMS nutzt. Er hat zwar über seinen Code eine größere Kontrolle und kann manchmal schlankere Lösungen anbieten; bleibt aber meiner Meinung nach nicht lange konkurrenzfähig gegen den

[2] Komponentenzusammenführer, der Frameworks oder Redaktionssysteme benutzt und für seine Kunden konfiguriert. Der meiste Code ist schon programmiert und oft besser getestet, als [1] das tun könnte. Kleinere Erweiterungen schreibt er selber, für größere sucht er Partner, die sein Problem schon gelöst haben (Chinesische Shops, Anbindung an SAP etc.). Einige Dinge wird er vielleicht nicht anbieten können, womit viele Kunden – und alle haben knappe Budgets – leben können. Natürlich hat er nicht so viel Erfahrung und Wissen wie der

[3] Frameworkentwickler, der langjährige Erfahrung in mehreren Sprachen hat, pragmatisch mit Entwurfsmustern arbeitet, Codegeneratoren schreibt und vielleicht sogar sich die Zeit nimmt, an Doku und Unittests zu denken. Er wird allerdings immer seltener alleine arbeiten, sondern entweder in einem Team, das nicht notwendigerweise am gleichen Ort sitzt, oder auch für ein Unternehmen, welches das Framework als Opensource anbietet und mit Beratung und Erweiterung sein Geld verdient. Aber auch dieser Entwickler wird mit SQL arbeiten, ohne sich um performante Hashalgorithmen oder Ausgeglichene Binärbaume kümmern zu müssen.

Jetzt ist jeder Entwickler gefragt, wo er sich positionieren möchte und wo er sich positionieren kann. Da einige hier im Forum noch in den Zwanzigern sind und damit wahrscheinlich noch vierzig Jahre arbeiten, sollte man auch einen Blick in die weitere Zukunft werfen:

Wer sagt denn, dass man in fünfzehn Jahren noch wesentlich mit Programmiercode zu tun hat? Vielleicht gibt es eine Riesenbibliothek Businessobjekte, die man mit einem GUI verbindet und an den Kunden anpasst. Das System konfiguriert dann automatisch, baut Code und Datenbanken und macht Unit-, Performance und Integritätstests. Vielleicht schreibt man selber ein Objektmodul, oder leitet eines von den bestehenden ab, der Rest ist Computerarbeit, hat aber wenig mit unserem Asciitextgeschreibe von heute zu tun.

Meine zwei Øre,
Olaf Schneider