Hallo Gernot,
Ich bin ja der Meinung, dass das Grundgesetz in diesem Punkt geändert werden sollte: Jede selbstgewählte Lebensform/Lebensgemeinschaft sollte "unter dem besondern Schutze der staatlichen Ordnung" stehen und nicht nur Ehe und Familie; Niemand sollte durch staatliche Einmischung in eine bestimmte Lebensform oder aus ihr heraus gedrängt werden.
Ich finde deine Ansichten ja immer wieder originell, ganz ehrlich! Was hat denn bitte der Staat mit der Entscheidung zu tun, ob man jetzt "Butter bei die Fische" machen will oder nicht? Die Ehe an sich ist ja, soweit ich das verstanden habe, für sehr viele Menschen so erschreckend, weil sie ein formales Versprechen darstellt: Man verspricht sich gegenseitig, ein Leben lang füreinander zu sorgen. Vom bürokratischen Standpunkt aus ist es da schon vonnöten, dass da Unterschriften geleistet werden, anderenfalls müsste man ja jede WG unter den besonderen Schutz des Staates stellen - und dann hätten die Familiengerichte vielleicht zu tun, ich kann dir sagen... ;o)
Find' dich freundlicherweise mal damit ab, dass der Staat an sich natürlich "Bürgerbrutstätten" fördern will und fördern muss, sonst gibt's den Staat nämlich irgendwann nicht mehr. Dummerweise ist es, solange man homosexuellen Paaren die Adoption eines Kindes nicht erlaubt (bzw. sehr schwer macht, solange nicht ein Partner landauf, landab bekannt ist), für homosexuelle Paare ziemlich kompliziert, eine solche "Bürgerbrutstätte" zu werden - zumindest solange es sich um Männer handelt, für homosexuelle Frauen gibt's da andere Möglichkeiten.
Aber mal ganz ab vom rechtlich-technischen: Die Ehe ist, wie oben schon erwähnt, ein sehr ernstzunehmendes Versprechen. Ich weiss inzwischen, dass viele Männer genau aus diesem Grunde davor zurückschrecken, frei nach dem Motto "Warum soll ich's mir wegen einer (bzw. einem) mit allen anderen verderben?". Ist tatsächlich so. Eben deshalb sind viele Frauen der festen Überzeugung, dass sie sich in einer Beziehung erst "in Sicherheit" befinden, wenn sie geheiratet wurden. Das ist ein ganz übler Denkfehler, sonst gäbe es die Ehen nicht, in denen ein Partner vom anderen unterdrückt, niedergemacht, zusammengeschlagen wird.
Letztlich hilft das alles Ralf aber nicht. Er sollte möglichst erkennen, dass seine Freundin Sicherheit sucht. Wenn die beiden seit einem Jahr zusammen sind, sollten sie sich gut genug kennen, um tatsächlich heiraten zu können. Auf der anderen Seite sollte sich niemand gezwungen sehen, ein derart großes Versprechen abzugeben. Wenn er das also nicht kann, sollte er doch zumindest darüber nachdenken, wie er seiner Freundin auf andere Weise Sicherheit geben kann, beziehungsweise er müsste dann auch darüber nachdenken, was dazu geführt hat, dass sie in dieser Beziehung nicht mehr allein zu "schwimmen" wagt und deshalb die "Schwimmweste" einfordert, die eine Ehe nun mal bedeutet. Da muss man dann mit dem Partner sprechen, aber dieser gute Rat wurde ja bereits mehrfach gegeben, ich denke, Ralf wird das dann auch tun, sobald er seinen Schrecken überwunden hat.
File Griese,
Stonie
It's no good you trying to sit on the fence
And hope that the trouble will pass
'Cause sitting on fences can make you a pain in the ass.
Und im Übrigen kennt auch Stonie Wayne.