Jörg Lorenz: Altersbegrenzung bei Job führt zu Schadenersatzanspruch

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Hi Stonie,

ich wusste gar nicht, dass du dir so wenig Menschenkenntnis zutraust. ;o)

naja, die kann man ja auch verlernen. ;-)

Wir waren zunächst mal dabei, dass das Alter in einer Stellenausschreibung keine Rolle spielen sollte (wie übrigens auch Geschlecht, Hautfarbe, Glaubensbekenntnis). Und das ist vollkommen richtig so. Das Alter hat mit der Kompetenz nicht das Geringste zu tun.

Ja, sicher, das war der Ausgangspunkt. Ich habe so einige Jahre Soz.-Päd. durchgeführt - von daher ist es mir nicht ganz fremd. ;-)

Mir ist nur diese Verallgemeinerung aufgestoßen (unabhängig von der Altersproblematik):

Arbeit"geber" haben in unserer Gesellschaft eine derart große Macht, daß sie halt ungeniert ihren dumpfen Vorurteilen frönen können.

Dabei wird anscheinend immer davon ausgegangen, dass jeder Unternehmer stinkreich sein muss und sich alles erlauben darf - auch wieder undifferenziert. Meiner Meinung nach kann man das aber erst beurteilen, wenn man - wie auch immer - mal etwas in das Unternehmertum hineingeschnuppert hat.

Ich würde mir auch manchmal gern Hilfe wünschen, an Bewerbungen mangelt es auch nicht. Ich habe auch Bewerbungen für Praktika - ein Praktikant würde mich sogar kaum etwas kosten. Aber es sind andere Gründe, die mich davon abhalten, jemanden einzustellen - und einer davon sind die Zwänge und Bürokratien, denen man dann ausgesetzt ist. So habe ich eine Mitstreiterin, die mir meine Buchhaltung macht und ansonsten gibt es für den eigentlichen Kern auch andere Wege, zum Beispiel

  • Weitergabe von (Teil-) Aufträgen an andere Firmen/Selbstständige,
  • Ablehnen von Aufträgen,
  • Minijobs,
  • usw.

Damit bin ich bis jetzt gut gefahren und hoffe, dass es auch so weitergeht. Wenn man es mir nicht leichter macht, jemanden einzustellen und ich immer damit rechnen muss, mir eine Anzeige einzufangen, weil ich etwas nicht beachtet habe, stelle ich halt nicht ein. Wenn ich jemanden einstelle, kann man mich zu allem Möglichen zwingen - aber man kann mich nicht dazu zwingen, einzustellen.

Und abgesehen von den vielen Auflagen gibt es grundsätzlich die Möglichkeit, eine Probezeit zu vereinbaren, innerhalb derer der Arbeitsvertrag von beiden Seiten ohne Angabe von Gründen innerhalb sehr kurzer Frist gekündigt werden darf.

Ja, aber was ist danach? Dann muss ich Kündigungsfrist beachten, usw. - selbst, wenn der Arbeitnehmer sich auf einmal anders als in der Probezeit verhält.

Wahrscheinlich spielen bei mir auch im Hinterstübchen meine Erfahrungen mit, die ich damals in der Erwachsenenqualifizierung gesammelt habe. Die waren oftmals nicht gerade gut, wenn es darum ging, dass die Teilnehmer auf einmal arbeiten sollten.

Interessant finde ich dabei immer, dass die Probezeiten progressiv länger werden (als ich zu arbeiten anfing, waren's standardmäßig drei Monate, heutzutage sind es sechs, die von großen Unternehmen gern mittels eines Arbeitnehmerüberlassungsverhältnisses auf ein Jahr vor Übernahme und nochmal sechs Monate danach ausgedehnt werden) - als ob der Arbeitgeber irgendeinen Vorteil davon hätte. Lustig find' ich dann immer die Arbeitgeber, die furchtbar zu jaulen anfangen, wenn ein Mitarbeiter kurz vor Ende der Probezeit eben doch den Vertrag kündigt und die ganze Einarbeitung und die Mühe, den Mitarbeiter ins Team zu integrieren, völlig umsonst war...

Ja, wobei das vielleicht in großen Firmen gar nicht mal so auffällt (bzw. ins Gewicht fällt). Als kleine Firma hat man da schon ein größeres Problem, weil man selbst etwas mehr als acht Stunden am Tag arbeitet und Einarbeitung usw. auch Zeit (und damit erstmal Geld) kosten. Das ist auch ein Grund, warum ich keine Praktikanten nehme. Sicher ist das aber auch von der Branche abhängig - als Reinigungskraft braucht man sicher keine so große Einarbeitung, weil man die Tätigkeiten kennt.

Also ist's so, dass der Arbeitgeber sich den potentiellen Mitarbeiter sicherlich nach seinen sachlichen Kriterien aussuchen darf. Das Alter ist kein solches Kriterium, also hat er das gefälligst aus dem Anforderungsprofil herauszulassen. Und dann sollte der Arbeitgeber vielleicht auch bitte nicht vergessen, dass nicht nur der potentielle Mitarbeiter zu ihm passen sollte, sondern dass umgekehrt auch der Arbeitgeber zum Mitarbeiter passen muss, wenn alles passen soll. Das wird sehr gerne mal vergessen.

Ja, stimmt schon - aber, wie geschrieben, mir ging es halt nur um die Verallgemeinerung, dass Arbeitgeber eine große Macht haben. Manchmal müsste ein Arbeitnehmer auch mal sehen, was man als Unternehmer an Arbeit hat - auch, damit der Arbeitnehmer pünktlich sein Geld und seine anderen Rechte bekommt. Das ist nämlich nicht immer ganz einfach …

Viele Grüße

Jörg

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