Anonymos: Wie bekomme ich es unter kontrolle?

Hallo Ihr lieben,

entschuldigt bitte, dass ich Anonym schreibe, aber der ein oder andere hier im Forum kennt mich als aktiver User und mir fällt es schwer hier offen über meinen folgenden leidensweg von mir zu schreiben, um evtl. ein wenig hilfe von euch zu bekommen, bevor ich zum GehirnDoc renne.

Vorab, ich bin weder Geiteskrank noch kommt- oder kam sowas jemals in meiner Family vor. Ich bin eigentlich ein kerngesunder und objektiv denkender Mensch.

Ich verusche es mal zu beschreiben, was mich tag für tag bedrückt und mich von manchen natürlichen Aktionen abhält.

Ich bin jetzt mitte 20, aber alles fing eigentlich im alter von 14 - 16 Jahren an... also mehr oder weniger in der pupertät.

Es kamen, ²aus Angst vor verlust eines geliebten Menschen oder der Zerstörung für mich wertvoller gegenstände wie meinen ersten PC etc., bei normalen Aktionen wie anziehen, Duschen usw. böse gedanken² die ich an der Aktion gekoppelt habe um die gedanken wie neutral zu bekommen.

Sprich, wenn dann wieder diese bösen gedanken wie z.B. beim Duschen aufkamen, war ich drauf und drann wieder zu duschen und diese gedanken mit gezielt anderen neutralen oder glücklichen gedanken zu verdrängen.

Das ganze geht soweit, dass ich sogar heute noch probleme habe z.B. eine CD zu Brennen. Das brennen der CD dauert ca. 5 Minuten, in den 5 Minuten kommen dann wieder umkontrolliert diese scheiß gedanken wie "es Stirbt einer". Nun ist die CD an diesem bösen gedanken gekoppelt und solange es die CD gibt gibt es auch diesen bösen gedanken der evtl. wahr werden kann. Also vernichte ich die CD um das böse wieder zu neutralisieren und mir geht es besser.

Ich versuche mit aller gewalt diese beschissenen Gedanken zu verdrängen, aber die kommen einfach, vorallendingen bei Aktionen die man nicht alltäglich macht, wie z.B. auch Wände streichen. Mein gehirn macht mir dann extra böse gedanken und ich weiß das diese gedanken nun mit dem Tapeten zu tun haben die ich nicht so einfach wieder "abreißen" kann.

Sprich, um so komplexer und seltener die Aktionen umso schlimmer die gedanken.

Bei Aktionen wie Händewäschen etc. kommem keine gedanken auf, denn das tu ich ja mehrmals am tag... sollten doch diese gedanken kommen ist ja nicht aufwendig die flossen wieder unters Wasser zu halten, im gegensatz zu anderen dingen.

Wo kommt dieser zwang her? Wieso kann ich das nicht Unterbinden? Was spielt mir da im Kopf so verrückt?

Noch ein kleines Beispiel was evtl. besser nachvollzogen werden kann.
Ich erstelle natürlich auch Webseiten/Webanwendungen etc.
Wenn beim Schreiben des Quellcodes ein solcher wie oben beschriebener gedanke auch kommt, lösche ich den Code bis dahin als, der gedanke aufkam,  Schreibe ihn neu und versuche dabei an was Neutrales oder Schönes zu denken.
Wenn ich aber die Webseite dann auf dem Server hochlade und ich weiß dass ich später auf dem Server nicht mehr zugreifen kann (Schreib/Leserechte bzw. Webseite editieren) und beim Upload kommt wieder so ein gedanke auf, dann ist vorbei. Dann koppel ich diesen bösen gedanke an die Webseite und jedesmal wenn ich Webseite sehe kommt der gedanke wieder auf und lebt weiter....

Ach, ich weiß das muss sich für euch vollkommen bescheuert anhören... aber ich kann auch nicht sagen warum diese gedanken kommen und warum ich solche Angst habe bzw. meine Angst mit meinen Aktionen verbinde...

Deswegen schreibe ich ja euch.. vielleicht kann mir der ein oder andere ja was dazu schreiben, dass mich evtl. dazu bewegt anders zu denken....

Ich danke für eure Hilfe und Aufmerksamkeit...
(komisch, bei allem was ich geschrieben habe hatte ich keine böse gedanken, evtl. weil ich mich damit ausseinander gesetzt habe was ich bei den Aktionen auch machen sollte aber mir der Mut dazu fehlt.)

  1. Tachchen!

    Wenn das wirklich so belastend ist, wie es sich anhört, gehe bitte zum Arzt
    und höre auf _keinen praktischen Tipp_ den Laien wie wir dir geben könnten!

    Gruß

    Die schwarze Piste

    --
    ie:{ fl:( br:^ va:) ls:# fo:) rl:( n4:& ss:{ de:] js:| ch:? mo:) zu:$
    unbezahlbare Fotografie
    1. Moin!

      Wenn das wirklich so belastend ist, wie es sich anhört, gehe bitte zum Arzt
      und höre auf _keinen praktischen Tipp_ den Laien wie wir dir geben könnten!

      Ich unterstreiche das.

      Letztendlich bist es natürlich du selbst, der die Gedanken wieder unter Kontrolle kriegt, bzw. das Problem soweit reduzierst, dass du damit leben kannst. Aber das funktioniert nicht ohne professionelle Anleitung und Unterstützung.

      Psychotherapie hat auch nichts mit "verrückt und nicht ganz richtig im Kopf sein" zu tun, sondern ist vollkommen normaler Alltag für hunderttausende von Menschen.

      - Sven Rautenberg

      --
      "Love your nation - respect the others."
      1. Hallo,

        die Angst besteht bei mir aus: "was du denkst oder dein Gehirn versucht dir unterzujubeln realität werden könnte."

        1. Moin!

          die Angst besteht bei mir aus: "was du denkst oder dein Gehirn versucht dir unterzujubeln realität werden könnte."

          Ängste können von Profis behandelt werden.

          - Sven Rautenberg

          --
          "Love your nation - respect the others."
        2. Hi!

          die Angst besteht bei mir aus: "was du denkst oder dein Gehirn versucht dir unterzujubeln realität werden könnte."

          Das ist IMHO normal - das ist das Leben!

          Versuche mal ohne Dein Gehirn auszukommen - no way!

          Wenn es wirklich schlimm wird, befolge den Rat von Sven!

          Du hast von Angst vor Verlusten geschrieben, sogar von Verlust 'eines geliebten Menschen' - ich habe in den letzten Jahren dieses mehrfach erleben müssen - leider habe ich nunmehr keine direkten Verwandten, die älter sind als ich.

          Das waren sehr schlimme Erfahrungen, aber ich bin noch da, lebe, arbeite und schreibe manchmal hier.

          Wahrscheinlich bin ich nicht so gut darin, Dir an dieser Stelle zu helfen - bitte: befolge notfalls den Rat von Sven!

          off:PP

          --
          "You know that place between sleep and awake, the place where you can still remember dreaming?" (Tinkerbell)
  2. Hi!

    Mal abgesehen davon, dass Deine Case-Engine defekt ist: geh mal raus!

    Sport ist nicht nur im Olympia-Jahr cool, echte Menschen kennen zu lernen ist wirklich toll!

    Do not hesitate - just try it!

    Es gibt ein Leben da draussen.

    Es könnte Deins werden!

    off:PP

    --
    "You know that place between sleep and awake, the place where you can still remember dreaming?" (Tinkerbell)
  3. Hallo,

    wasn für böse gedanken?
    du solltest vllt wirklich mal raus gehen ... frische luft hilft ;)

    MfG. Christoph

    --
    Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an...
    Selfcode:  ie:( fl:| br:^ va:| ls:/ fo:| rl:? n4:) ss:) de:] js:) ch:{ sh:) mo:) zu:)
    Go to this or Go to this
  4. Hallo Anonymus,

    ich schreibe nicht als Fachmann, sondern als früher einmal selbst Betroffene.

    Wo kommt dieser zwang her? Wieso kann ich das nicht Unterbinden? Was spielt mir da im Kopf so verrückt?

    Du hast Dir das vermutlich regelrecht antrainiert, wenn auch unabsichtlich.

    Gedanken bahnen sich Wege im Gehirn.
    Je häufiger ein Gedanke, desto breiter der Weg - bis hin zur Autobahn.
    Das ist dann schwer, die ausgetretenen Pfade wieder zu verlassen,
    vielleicht muss man erst mal durchs Gestrüpp, um neue Wege zu finden.

    Möglicherweise hilft Dir diese Vorstellung von gebahnten Wegen, Dein Verhalten beim Denken zu verändern, Dir dieses Denkmuster wieder abzutrainieren.

    Wenn es nicht in relativ kurzer Zeit funktioniert, dann warte nicht zu lange und laß Dich von einem Fachmann zumindest erst einmal beraten.

    Glaube nicht, Du wärest einer von wenigen mit solchen Problemen.
    Es betrifft einen großen Teil der Bevölkerung, und die meisten verbergen es auch Scham so lange, bis es nicht mehr zu verbergen ist.

    Ich wünsch Dir alles Gute.

  5. Sup!

    Erstmal solltest Du zum Arzt gehen, denn Du hast ganz klar eine ernsthafte Zwangserkrankung.

    Dann musst Du Dich wohl schocktherapieren (lassen): Du musst erkennen, dass Deine Gedanken nicht wirklich die Welt kontrollieren.
    Du musst etwas denken, und darfst diese Gedanken dann nicht "neutralisieren". Du wirst sehen, dass nichts passiert, und die Angst wird sich langsam abbauen.

    Denn es ist natürlich Bullshit, Gedanken neutralisieren zu wollen, das weisst Du auch. Egal was Du denkst, es wird nicht eintreffen.

    Meine persönlichen Feinde z.B. leben leider alle immer noch recht gut ;-)

    Dein Arzt kann Dir ggf. dabei helfen, einfach mal einen Gedanken nicht zu neutralisieren. Es gibt tolle Beruhigungsmittel, die einen sogar den Weltuntergang locker ertragen lassen, und Therapien, um Zwangserkrankungen zu überwinden.

    Gruesse,

    Bio

    --
    Never give up, never surrender!!!
    1. Dann musst Du Dich wohl schocktherapieren (lassen): Du musst erkennen, dass Deine Gedanken nicht wirklich die Welt kontrollieren.
      Du musst etwas denken, und darfst diese Gedanken dann nicht "neutralisieren".

      Mir ist gerade aufgefallen das ich das auch gelegentlich wenn nicht sogar immer mache. Wenn ich was "böses" denke, z.b. heute habe ich einen unfall dann versuche ich das auch immer zu neutralisieren. Das war mir bis jetzt noch gar nicht so bewusst.

      Aber bei mir ist das nicht so schlimm. Ich denk dann einfach an was anderes und mach die Gedanken wieder schön, aber dieser Vorgang ist nicht an irgendeine Handlung gebunden. Aber den Gedanken so stehen lassen, könnte ich auch nicht. Hat das aber nicht direkt, indirekt auch was mit Aberglaube zu tun? Ist das nicht auch Aberglaube?

      Dein Arzt kann Dir ggf. dabei helfen, einfach mal einen Gedanken nicht zu neutralisieren. Es gibt tolle Beruhigungsmittel, die einen sogar den Weltuntergang locker ertragen lassen, und Therapien, um Zwangserkrankungen zu überwinden.

      An den Eröffner:
      ''''''''''''''''
      Ich habe mir gerade Überlegt, eine Möglichkeit wäre es vieleicht, sich z.b. den Nachbarn (den man nicht mag) zu nehmen und ihn mit einem bösen Gedanken verknüpfen. Irgendeinen Menschen der dir irgendwie gleichgültig ist. Somit lässt sich der böse Gedanke auch leichter stehen lassen und du kannst nun beobachten, ob deine Gedanken irgendwie Einfluss auf das Weltgeschehen nehmen können. Gib den Gedanken am besten noch einen zeitlichen Rahmen, damit du das zutreffen / nicht zutreffen deiner Gedanken genau bestimmen kannst.

      Gruß

      1. Sup!

        Ich stelle mich und Mittelfranken gerne zur Verfügung für Gedanken wie z.B.: "Mutierte grüne Zombies werden Bio bis morgen abend auffressen." oder "Ein Meteoritenhagel wird Mittelfranken nächste Woche dem Boden gleichmachen".
        Das Forum möchte bestimmt auch noch diese Woche von russischen Hackern defaced werden, und auch George. W. Bush hat bestimmt nichts gegen einen Amokläufer oder zehn noch vor Ende seiner Amtszeit.
        Ich bin absolut sicher, dass des Ursprungsposters Gedanken-Kraft da auch un-neutralisiert nichts ausrichten kann.

        Übrigens haben viele Leute Tics. Man kann sich z.B. leicht einbilden, man würde eine unsichtbare Schnur hinter sich herziehen (so wie in Tracers / Nibbles / Tron), und wenn man sich damit "verheddert" (weil man z.B. durch eine andere Tür aus einem Gebäude herausgeht als herein etc.), dann ist das ganz schlimm etc..
        Ausserdem ist die Vorstellung, per Gedankenkraft Macht ausüben zu können natürlich auch irgendwo verführerisch, auch wenn diese eingebildete Kraft sich dann praktisch gegen einen selbst richtet, weil man sie "neutralisieren" will.

        Gruesse,

        Bio

  6. Moin,

    Gute Idee, das mit dem "Gehirndoc". Als ehemals selbst Betroffener in Sachen Zwänge / Ängste / Depressionen unterstütze ich schwarze Pistes Vorschlag. Irgendwann ist es bei jedem von uns soweit: wir stellen fest, dass wir unser Problem - das übrigens gar nicht so selten ist - nicht allein lösen können sondern Unterstützung von außen brauchen. Deshalb ab zum "Gehirndoc". Je nach Deiner Wohnsituation (städtisch/ländlich) kommt auch ein Gang zu einer Selbsthilfegruppe in Frage. Neben dem, wenn die erste Scheu abgelegt ist, angenehmen Kontakt zu "Leidensgenossen" hat man dort auch Erfahrung mit den Ärzten der Gegend.

    Grüße

    Swen

    1. Sup!

      Ich habe mal gehört, Angsterkrankungen wird man nie richtig los. Man kann nur lernen, damit zu leben?

      Gruesse,

      Bio

      --
      Never give up, never surrender!
      1. Moin,

        Ich habe mal gehört, Angsterkrankungen wird man nie richtig los. Man kann nur lernen, damit zu leben?

        Ich kann das nicht allgemein und nicht mit beruflicher Kompetenz beantworten, ich kann aber aus meinem Erleben für mich Schlüsse ziehen.
        Zwei Dinge vorweg.
        Zunächst vermeide ich das Wort Angsterkrankung und rede lieber von einer Angststörung. Bei Begriff Krankheit denke sicher nicht nur ich zu schnell an medikamentöse Heilungswege - und um die geht es ja zumeist nicht, Medikamente unterstützen allenfalls den Heilungprozess oder öffnen Dich für Einsichten.
        Zudem beschreibt Anonymus etwas, was sich für mich eher nach einem Zwang anhört.

        Ängste sind nach meinen Erfahrungen zumeist sowas wie (selbst) anerzogene Verhaltensweisen. Du hast gelernt, dass eine bestimmte Handlung eine bestimmte Folge hat und gleitest in einen Teufelskreis weg. Du nimmst die Umwelt fehlerhaft (für Dich genommen aber: korrekt) war, empfindest Dein (Vor- oder Fehl-)Urteil (deshalb) als okay und logisch und findest ein "normales" Vermeidungsverhaltens. Für sich genommen ist die Wahrnehmung des Betroffenen logisch, verständlich und klar. Der Betroffene nimmt "seine" Welt komplett widerspruchsfrei war[1] Dumm nur, dass das auf die Dauer nicht trägt und Dich einengt. Wird die Enge sozial lebensbedrohend, kann es dann zur heilenden Auflösung kommen. Du lernst, die Umwelt "normal" und objektiv richtig wahrzunehmen, findest folgerichtige, sozial konforme Beurteilungen der Situation und übst schließlich eine unangestrengtes, angstfreies neues Verhalten ein. So gesehen sind Ängste für mich komplett heilbar. Was natürlich nicht verschwindet, ist die Erinnerung an das "veraltete" Reaktionsmuster. Erlebe ich eine ehemals angsterfüllte Situation, erinnere ich mich natürlich an die Ängste. Aber das ist aus meiner Erfahrung komplett banal. Denn die Angst an sich ist nie das Problem gewesen. Es sind die Verhaltens- oder Vermeidungssmuster bzw. die körperliche Reaktionen, die schlußendlich zum Problem werden und über die man in der Regel auch schließlich stolpert. Und wenn diese Folgen "weg" sind, dann ist man wieder gesund.

        Grüße

        Swen

        [1] Vielleicht mal ein Beispiel, das mich immer sehr beeindruckt hat: Folgende Situation: X betritt ein Raum, in dem sich gegenüber am Fenster ein ihr bekannte Gruppe im Gespräch befindet. Ihr ist sofort klar, dass über sie übelst hergezogen wird. Selbst wenn sie ab und an die Kraft findet, auf die Gruppe zuzugehen, bleibt das wahr: Denn die Gruppe wechselt einfach das Thema oder schweigt, wenn sie am Fenster angelangt ist. Da geht sie also lieber nach links in den anderen Raum und erträgt mühsam die schlimmen Blicke, die ihr im Nacken brennen. Irgendwann sind diese Schmerzen im Nacken so schlimm, dass sie es vermeidet, solche Räume zu betreten. Sie zieht sich zurück, meidet die Öffentlichkeit. Spricht man sie stets Nackenschmerzen bekomme, wenn sie durch Räume und Türen gehe, "ich zieh dann wahrscheinlich blöderweise immer den Kopf ein und die Schultern hoch, bin außerdem empfindlich gegen zug - naja, vielleicht auch ein wenig Platzangst, hihi".

  7. Hallo Ihr lieben,

    entschuldigt bitte, dass ich Anonym schreibe, aber der ein oder andere hier im Forum kennt mich als aktiver User und mir fällt es schwer hier offen über meinen folgenden leidensweg von mir zu schreiben, um evtl. ein wenig hilfe von euch zu bekommen, bevor ich zum GehirnDoc renne.

    Vorab, ich bin weder Geiteskrank noch kommt- oder kam sowas jemals in meiner Family vor. Ich bin eigentlich ein kerngesunder und objektiv denkender Mensch.

    Ich beginne mal damit, das du ein Kind unserer zeit bist.
    ich komme darauf zurück. Jede Zeit leidet unter ihren eigenen fixen Vorstellungen.

    Ich verusche es mal zu beschreiben, was mich tag für tag bedrückt und mich von manchen natürlichen Aktionen abhält.

    Das ist einmal ein bedenkliches Statement.

    Ich bin jetzt mitte 20, aber alles fing eigentlich im alter von 14 - 16 Jahren an... also mehr oder weniger in der pupertät.

    Also in euiner Zeit, wo man religiös empfänglich wird.

    Es kamen, ²aus Angst vor verlust eines geliebten Menschen oder der Zerstörung für mich wertvoller gegenstände wie meinen ersten PC etc., bei normalen Aktionen wie anziehen, Duschen usw. böse gedanken² die ich an der Aktion gekoppelt habe um die gedanken wie neutral zu bekommen.

    Dass man Gedanken an etwas bindet, respektive externe Anker zu diesen Erinnerungen hat, ist normal.

    Sprich, wenn dann wieder diese bösen gedanken wie z.B. beim Duschen aufkamen, war ich drauf und drann wieder zu duschen und diese gedanken mit gezielt anderen neutralen oder glücklichen gedanken zu verdrängen.

    Inwiefern glaubst du, dass dadurch dein Duschen besser würde?
    Inwiefern ist ein gedanke, den man herbeizwingt, wie einen gegenengel, überhaupt wirksam, hat er doch keine eigene Lebenskraft, als dass er nur bemüht wird, um etwas zu verdrängen.

    Das ganze geht soweit, dass ich sogar heute noch probleme habe z.B. eine CD zu Brennen. Das brennen der CD dauert ca. 5 Minuten, in den 5 Minuten kommen dann wieder umkontrolliert diese scheiß gedanken wie "es Stirbt einer". Nun ist die CD an diesem bösen gedanken gekoppelt und solange es die CD gibt gibt es auch diesen bösen gedanken der evtl. wahr werden kann. Also vernichte ich die CD um das böse wieder zu neutralisieren und mir geht es besser.

    Tote Momente geschehen oft, und in diesen Momenten, wo man sich auf nichts spezielles konzentrieren kann, ist das Hirn eine Bühne für alles mögliche.
    Gedanken geschehen. Sie werden erst dann zu eigen, wenn man sich auf diese Gedanken konzentriert und etwas mit ihnen macht.
    Du machst genau das, was du zu vermeiden suchst, indem du mehr Energie in das verschwendest, was du nicht willst, als in das, was du willst.

    Ich versuche mit aller gewalt diese beschissenen Gedanken zu verdrängen, aber die kommen einfach, vorallendingen bei Aktionen die man nicht alltäglich macht, wie z.B. auch Wände streichen. Mein gehirn macht mir dann extra böse gedanken und ich weiß das diese gedanken nun mit dem Tapeten zu tun haben die ich nicht so einfach wieder "abreißen" kann.
    Sprich, um so komplexer und seltener die Aktionen umso schlimmer die gedanken.
    Bei Aktionen wie Händewäschen etc. kommem keine gedanken auf, denn das tu ich ja mehrmals am tag... sollten doch diese gedanken kommen ist ja nicht aufwendig die flossen wieder unters Wasser zu halten, im gegensatz zu anderen dingen.

    Wiederholte handlungen sind Routinen. Hingegen sind seltene Handlungen/Pläne etwas, das verunsichert. Du scheinst besonders in Situationen, die dich verunsichern, geradezu versessen, deine Verunsicherung zu beherrschen.
    Typische Situation: Vorstellungsgespräch. Da kann viel schief gehen, und man versucht, möglichst positiv alles aufzunehmen.

    Wie erscheine ich? Wie gut bin ich?

    Wo kommt dieser zwang her? Wieso kann ich das nicht Unterbinden? Was spielt mir da im Kopf so verrückt?

    Angst, Minderwertigkeitsgefühl, die Furcht, nicht zu genügen?

    Noch ein kleines Beispiel was evtl. besser nachvollzogen werden kann.
    Ich erstelle natürlich auch Webseiten/Webanwendungen etc.
    Wenn beim Schreiben des Quellcodes ein solcher wie oben beschriebener gedanke auch kommt, lösche ich den Code bis dahin als, der gedanke aufkam,  Schreibe ihn neu und versuche dabei an was Neutrales oder Schönes zu denken.

    Ist das nicht seltsam? Wodurch wird der Code besser? Anstatt dich auf gute oder böse Gedanken auszuruhen, solltest du dich auf den Code konzentrieren. Anschenend ist dir das nicht möglich, weil du während dem Schreiben dir alle möglichen Gedanken (Rechtfertigungen?) machst?

    Wenn ich aber die Webseite dann auf dem Server hochlade und ich weiß dass ich später auf dem Server nicht mehr zugreifen kann (Schreib/Leserechte bzw. Webseite editieren) und beim Upload kommt wieder so ein gedanke auf, dann ist vorbei. Dann koppel ich diesen bösen gedanke an die Webseite und jedesmal wenn ich Webseite sehe kommt der gedanke wieder auf und lebt weiter....

    Ja, das man halt mit den alten Werken auch die alten Lebensgeister betrachtet, geht nicht nur dir so. Irgendwie bin ich froh, nicht mehr jung zu sein. Gewisse Fehler muss ich nicht mehr machen. Das Gewissen bleibt ein steter treuer Begleiter.
    Aber man muss auch die Sachen gelten lassen dürfen, als etwas, das abgeschlossen ist, ob es nun gut oder böse sei.

    Ach, ich weiß das muss sich für euch vollkommen bescheuert anhören... aber ich kann auch nicht sagen warum diese gedanken kommen und warum ich solche Angst habe bzw. meine Angst mit meinen Aktionen verbinde...
    Deswegen schreibe ich ja euch.. vielleicht kann mir der ein oder andere ja was dazu schreiben, dass mich evtl. dazu bewegt anders zu denken....

    Ich danke für eure Hilfe und Aufmerksamkeit...
    (komisch, bei allem was ich geschrieben habe hatte ich keine böse gedanken, evtl. weil ich mich damit ausseinander gesetzt habe was ich bei den Aktionen auch machen sollte aber mir der Mut dazu fehlt.)

    Ich komme zurück auf das Kind unserer Zeit.
    Dass man mit den Eigenen Gedanken seine eigene Wirklichkeit erzeuge, gehört zu den populären aber in meinen Augen falschen Esoterika gerade unserer Zeit, wobei der Boom irgendwie schon wieder vorbei ist.
    Es ist gewachsen in der Zeit, wo tradierte Religionen durch andere Philosophien ersetzt wurden. jeder ist quasi sein eigener Gott. Ich nenne das die hohlste aller Religionen.

    Meine wichtigste Erfahrung war die, dass Gedanken nicht mein Eigengut sind. Ich erfahre Gedanken, ebenso wie die Sprache und vieles andere. Bis sie mir zu eigen werden, braucht es schon viel Arbeit und Willen.

    Es kommt immer wieder mal vor, dass mich ein Gedanke verfolgt: Es ist jemand gestorben, etc... Wenn ich gerade besonders in Existenznot bin, ertappe ich mich vermehrt in der Ausstrahlung von Güte. Beides sind Reflexe von Ängsten.  Vielleicht sind es Reste aus der Kindheitserfahrung. Wenn man als Kind brav ist, braucht man keine Angst zu haben. Irgendwann aber erfährt man eine Welt, wo brav sein keinen Schutz mehr bietet. Die Angst ist in der Welt. Man kann sie und alles, was sie hervorbringen will, nicht leugnen. Vor allem wird das eigene Bewusstsein die Bühne dieser Angst.
    Die Frage ist nur, ob man sich durch Ängste auffressen lässt, oder ob sie ein Gegenstand zur Konfrontation werden. Nicht deine böse Gedanken sind dein Feind, sondern deine Ängste.

    Es wurde hier vermehrt der Tipp gegeben, dass du zu einem Arzt gehst. Ich kann dem, wenn es dich wirklich so beelendet, nur zustimmen.
    Ich habe deshalb aber etwas ausgeführt, weil ich glaube, dass dein Tick nicht so abnormal ist, dass aber die Furcht, dass man mit Gedanken die eigene Realität erzeuge, eine falsche Erklärung ist, welche dich zu einer falschen Strategie verführt.
    Ich meine dass die Wurzel deines Ticks in den Versagensängsten liegt.

    mfg Beat

    --
    Woran ich arbeite:
    X-Torah
       <°)))o><                      ><o(((°>o
  8. Kurz vorab, meine "Ticks" waren mal schlimmer, sogar soweit das wenn ich mich z.B. ins Bett legen wollte und genau in diesem moment zwischen noch stehen und liegen ein "böser" gedanke aufkam. Dadurch musste ich wieder aufstehen um genau wieder zwischen dem Zustand "Stehen/Liegen" einen neutralen gedanken zu denken und den bösen zu neutralisieren.

    Ich glaube jeder kann sich vorstellen was für ein auf und ab gab bis ich dann endlich mal im Bett lag. An manchen tagen -am häufigsten an für mich empfundenen schönen tagen- hat dieser mißt bis zu einer halben Stunde gedauert bis ich dann endlich lag.

    Ich habe es aber mit viel kraft und alleine in den griff bekommen, kann aber nicht drüber schmunzeln da es eine sehr harte Zeit war.

    Ich finde von euch diesen Satz: "deine gedanken können nichts kontrollieren" sehr gut. Denn es stimmt wenn ich euer einfaches Beispiel nehme: "binde deine Gedanken doch am Nachbarn den ich nicht mag".
    Wie banal es klingt, ich habe schon so manchen verflucht (wie Chef etc.) und die leben immernoch besser wie ich.

    Komisch, aber Ihr habt mir echt damit geholfen. Ich fühle mich gerade sehr sehr gut denn es hat mir die Augen aufgemacht.
    Ich habe schon extra jede menge daten auf einer anderen Festplatte kopiert und es klappte, ich habe -in der zeit des kopierens- meine "bösen" gedanken nicht für ernst genommen und dadurch auch nicht an die kopierten Daten gebunden.

    Ich danke euch von ganzen Herzen und halte euch auf dem laufenden :D

    ps: jetzt wird erstmal ein Backup meiner Hauptplatte gemacht :D

  9. Salvete,

    so, wie du es beschrieben hast, klingt es, als waere vor einiger Zeit mal
    etwas Signifikantes vorgefallen. Vielleicht wurde ein boeser Gedanke
    tatsaechlich einmal - zufaellig(!) - real.
    Was ist, wenn du mal tief in dich gehst, und herauszubekommen versuchst,
    wann genau das angefangen hat? Einen Urpsrung wird es sicherlich geben.
    Hiefuer gibt es zb meditative Wege, oder Hypnose etc..

    Gruesse & Gute Besserung,
    Sympatisant

    --
    "Non dura iubeantur, non prohibeantur inpura."
    1. Sup!

      Also ich habe Angst vor tödlichen Krankheiten, dabei hatte ich noch nie eine tödliche Krankheit, wie man sieht ;-)

      Ich denke, man müsste sehr tief graben, um irgeneinen Auslöser für solche psychischen Probleme zu finden.

      Gruesse,

      Bio

      --
      Never give up, never surrender!!!
      1. Moin,

        Ich denke, man müsste sehr tief graben, um irgeneinen Auslöser für solche psychischen Probleme zu finden.

        Sehe ich auch so, denn: Und dann? Dann kennen wir den Auslöser. Na toll. Das hilft Indiana Jones aber ungemein weiter, wenn er die Schlange sieht :-)
        Im Ernst: ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, das Heute zu verändern, um das Morgen anders gestalten zu können. Das läuft dann eher auf verhaltenstherapeutische Maßnahmen auf. Buddeln in der Vergangenheit ist wohl nur selten nötig, um vorwärts blicken zu können. Den tröstlichen, weil verlässlichen, Umstand, dass das, was gestern war, nie mehr ungeschehn sein wird, kann man dann als Feature begreifen. Ich z.B. gräme mich nicht, warum ich nur so blöd sein konnte, jahrelang irgendeinen Scheiß gemacht zu haben, sondern singe dann lieber Zeilen wie "Ich wäre heut' nicht wie ich bin, wäre es nicht so gewesen wie es war" mit.

        Grüße

        Swen

        1. Sup!

          "Ich wäre heut' nicht wie ich bin, wäre es nicht so gewesen wie es war" mit.

          Warst Du ein Schlüsselkind?

          ;-)

          Gruesse,

          Bio

          --
          Never give up, never surrender!!!
          1. Moin,

            Warst Du ein Schlüsselkind?

            Noch schöner: ihre ältere Schwester ist eine Klassenkameradin von mir :-) Das ist überhaupt eine lustige Geschichte, die sowohl die Kleinheit der Welt als auch die alltägliche selektive Wahrnehmung hübsch belegt: Ich hatte mal eine CD von Cora E. geschenkt bekommen und hab' eigentlich nur wegen des Textes (neben der zitierten Zeile sind viele Kiel-Bezüge zu hören) gern Schlüsselkind gehört. Den Rest der CD habe ich nicht wirklich wahrgenommen. Irgendwann - Hip-Hop gehört nicht wirklich zu meinen großen Leidenschaften, die CD war fast aus dem Gedächtnis verschwunden - nahte das 25-Jährige Klassentreffen und ich machte mich mit ein paar Leuten auf die Suche nach den wenigen von uns, die Kiel verlassen hatten (fast 2/3 wohnen immmer noch in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Schule). Google sei Dank fand ich zwar nicht die eben schon erwähnte Klassenkameradin, aber immerhin die mir noch erinnerliche jüngere Schwester, die unter ihrem Künstlernamen Cora E. ... und da fiel mir erst auf, was mich wohl unbewusst an der CD fasziniert hatte: Die beiden Schwestern sehen sich (auch heute noch) nicht nur sehr ähnlich, auch die Stimmen sind nah beieinander. Und einer der Tracks birgt auch den eher seltenen Nachnamen, über den ich eigentlich hätte schon längst gestolpert sein müssen ... Na ja. Alles hat halt seine Zeit.

            Grüße

            Swen

      2. Salvete,

        Also ich habe Angst vor tödlichen Krankheiten, dabei hatte ich noch
        nie eine tödliche Krankheit, wie man sieht ;-)

        Naja, man kann es insofern ausweiten, dass man sich die Frage stellt,
        warum du Angst vor dem Tod hast. ;)

        Ich denke, man müsste sehr tief graben, um irgeneinen Auslöser für solche
        psychischen Probleme zu finden.

        Durchaus.

        Ich denke, jeder loest Probleme auf eine andere Art und Weise. Zudem
        haengt es von dem eigentlich Erlebten ab. Wenn es ein traumatisches
        Erlebnis gegeben hat, so sollte man durchaus daran (an der Ursache)
        arbeiten, denn wenn eine Sache verstanden ist, dann laesst es sich
        besser mit ihr umgehen respektive an ihr arbeiten.

        PS: Ich hoffe der OP kann unsere ganzen Beitraege hier mit einer
        gewissen Distanz betrachten, dass es lediglich unsere Meinungen sind.
        Denn er sollte auf jeden Fall zu einem Psychologen gehen. Denn nur ein
        professioneller Arzt kann hier kompetent helfen.

        MfG,
        Sympatisant

        --
        "Non dura iubeantur, non prohibeantur inpura."