Hallo Martin,
Ich schlage vor, Du besorgst Dir mal die Vorlesungen über Physik von Richard Feynman (kann man in vielen Büchereien auch ausleihen). Die sind sehr verständlich für ein Physikfachbuch geschrieben ...
ich glaube, wir haben hier sehr unterschiedliche Auffassungen davon, was Physik eigentlich ist. Mein Eindruck ist, dass du darunter vor allem die Quantenmechanik und die Physik der Elementarteilchen verstehst, während dieses Gebiet für meine Begriffe nur ein hochspezialisiertes Teilgebiet der Physik ist. Wenn ich von Physik spreche, dann meine ich damit die klassische Newtonsche Mechanik, Elektrotechnik, Optik, Thermodynamik, Strömungslehre usw., und wie gesagt, die Quantenmechanik als _Teilbereich_ ebenfalls.
Zum einen: Lediglich der dritte Band der Reihe ist über Quantenmechanik, die ersten beiden behandeln genau die Themen, die Du gerade ansprichst. Insofern kann ich Deinen Kommentar als Antwort auf die Buchempfehlung nicht ganz nachvollziehen. Hast Du Dir die Bücher überhaupt mal angesehen? Ich kann die wirklich wärmstens empfehlen (und da Du des Englischen mächtig bist, empfehle ich Dir, Dir lieber die Englische Version anzusehen).
Zum anderen (als Erwiderung auf Deine Aussage an sich): Das, was tatsächlich an physikalischer Forschung heutzutage geschieht, kommt selten um Quantenmechanik herum. Ja, "klassische" Physik gibt's auch noch und sie wird auch noch angewendet, aber fast alles, was heutzutage Gegenstand physikalischer Forschung ist, hat irgend etwas mit Quantenmechanik zu tun. Und das in allen Bereichen, sei es Optik, wo man versucht, mit Hilfe der Quantenmechanik neuartige Materialien mit neuartigen optischen Eigenschaften zu konstruieren, sei es Elektrizitätslehre, wo zum Beispiel Supraleitung ein sehr "heißes" Thema ist (pun intended), sei es Strömungslehre, wo Reibung an neuartigen Oberflächen mit interessanten Eigenschaften untersucht wird, etc.
Und Quantenmechanik ist bei weitem nicht bloß die Physik der Elementarteilchen (ist halt hier im Thread so stark aufgekommen) - Festkörperphysik beruht heutzutage auch sehr stark auf Quantenmechanik und hat nicht viel mit dem zu tun, was in Teilchenbeschleunigern passiert. Da sind einem auch die Quarks ziemlich egal, da betrachtet man nur Atomkerne und Elektronen und wie diese dann zusammenwirken, um tatsächliche Materialen zu bilden - und diesen bestimmte Eigenschaften zu geben.
Wenn Du heute Physik machen willst (und damit meine ich jetzt nicht nur bekannte Ergebnisse anwenden, wie es in der Elektrotechnik oder in anderen Ingenieurswissenschaften geschieht, sondern Forschung), dann wirst Du Dich sehr, sehr schwer tun, ein Feld zu finden, in dem Du NICHT mit Quantenmechanik in Berührung kommst. Und selbst zum Beispiel in der Elektrotechnik hält die Quantenmechanik auch schon teilweise Einzug - ich war vor längerer Zeit mal in einem Vortrag eines Elektrotechnik-Professors zum Thema Ultrabreitband-Kommunikation und der hat gesagt, dass bei den dort verwendeten Antennen Quanteneffekte bereits eine so große Rolle spielen, dass man sich damit auch als Elektrotechniker beschäftigen muss.
Spannend ist ein Wissenschaftszweig für mich dann, wenn ich die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dieser Forschung mit Erfahrungen oder Eindrücken aus meinem Alltag korrelieren oder sie im Alltag anwenden kann. Ein Forschen nur um des Forschens willen finde ich ausgesprochen langweilig
Da bist Du völlig anderer Auffassung als ich, ich finde Grundlagenforschung extrem spannend. Ich habe einfach eine inhärente Neugierde über die Beschaffenheit der Natur.
Auch solltest Du nicht vergessen, dass Grundlagenforschung oftmals auch neue Impulse für weitere Entwicklungen gibt. Ohne Quantenmechanik wären viele Erfindungen wie der Transistor nicht möglich gewesen - und die Entstehung der Quantenmechanik ist ein wunderbares Beispiel für Grundlagenforschung par excellence.
Viele Grüße,
Christian