Fan defekt, Lenovo Thinkpad R61
Peter Nack
- sonstiges
Hallo allerseits,
ich hatte vor einer Woche das Problem, dass der Luefter meines Thinkpads den Geist aufgegeben hat. Das heisst im laufenden Betrieb wurde er immer lauter und lauter. Sicherheitshalber habe ich das System heruntergefahren, ein wenig gewartet und dann neugestartet. Hierbei meldete mir das BIOS beim Booten "No Fan" und hielt anschlieszend an bzw. startete das System aus Sicherheitsgruenden nicht mehr.
Also bin ich zu einem Lenovo Service Center gegangen und habe von dem Problem berichtet. Dort haben sie den Luefter ausgebaut und gereinigt. Anschlieszend funktionierte alles wieder bestens. Bis heute..
Nun habe ich wieder exakt das gleiche Problem. Meine Frage nun:
Kann ich den Luefter eigenhaendig ausbauen und reinigen?
Hintergrund ist der, dass es fuer mich einem Tagestrip gleichkommt, um zu dem Service Center zu gelangen. Und dieses moechte ich mir ersparen.
Gleich vorweg gesagt:
Mir geht es um eine Interimsloesung, bis ich mir einen neuen Luefter zuschicken lassen kann. Hierzu gleich die zweite Frage:
Kann ich bei dem Einbau eines neuen Luefters auf Komplikationen stoszen?
Was mich ein wenig stoert ist, dass die Unterseite des Thinkpads nicht - wie bei manchen anderen Laptops - in separate Bereiche unterteilt ist. Das heisst, ich muesste das gesamte Verdeck abmontieren. Und hiervor straeubt es mir ein wenig, denn ich gehe mal davon aus, dass unter der Haube alles ziemlich zusammengequetscht sein und sicherlich auch ein ordentlicher Kabelsalat herrschen wird.
Kann mir einer hierzu Tips geben bzw. hat einer schonmal einen Thinkpad aufgemacht? Waere fuer jede Hilfe dankbar!
Danke & MfG
Peter
Hallo Peter,
Kann mir einer hierzu Tips geben bzw. hat einer schonmal einen Thinkpad aufgemacht? Waere fuer jede Hilfe dankbar!
Ich hab in meinem Thinkpad T43 nach Ablauf der Garantiezeit mal den Lüfter austauschen müssen, weil der defekt war (ähnliches Problem wie Du). Ich hab mir bei irgend einem Händler ein Ersatzteil bestellt und den dann selbst ausgetauscht.
Ich weiß jetzt nicht, in wieweit sich der T61 noch mit dem T43 vergleichen lässt (T43 wurde noch von IBM selbst designt), aber falls die nicht zu viel geändert haben, hier mal ein paar Anhaltspunkte:
1. Innen drin gibt's keinen Kabelsalat. Die einzigen Kabel, die ich hatte, waren die von der Tastatur, vom Touchpad, der WLAN-Adapter sowie der Lüfter selbst. Die Kabelwege waren aber alle *sehr* kurz und die Kabel haben eigentlich die richtige Länge gehabt. Insofern: Vor Kabeln wimmelt es da nicht.
2. Der meiste Kram (inklusive Graphikchip) ist alles auf dem Mainboard integriert (einschließlich des Prozessors, den man im Gegensatz zu Desktoprechnern nicht entnehmen kann) und somit gibt's da keine Kabel. Hat natürlich den enormen Nachteil, dass wenn Du etwas kaputt machst Du das ganze Mainboard tauschen darfst.
3. Es gibt von IBM/Lenovo ein sogenanntes Hardware Maintainance Manual, wo genau erklärt wird, wie man die Kiste auf- und zuschreiben soll (inklusive Bilder!) - das war EXTREM nützlich für die ganze Aktion. Unbedingt alles genau durchlesen da drin. Ich bin mir nicht 100%ig sicher, ob der Link zu Deinem Modell passt, dass solltest Du noch prüfen, wenn nicht musst Du Dir halt das andere suchen.
4. Der Lüfter besteht (zumindest bei mir) eigentlich aus 2 "Teilen" (die Du aber nicht trennen kannst): Dem eigentlichen Lüfter sowie einer Heatpipe, die die Wärme von Prozessor, Northbridge und Graphikchip abzieht (lustigerweise wird bei mir die Southbridge nicht gekühlt und das funktioniert trotzdem... Vielleicht ist das bei Dir anders.). Wenn Du das ausbaust musst Du das Ding von diesen Chips trennen - und höllisch aufpassen. Dazu gibt's einiges zu beachten: Zum einen sind so Wärmeleitungspads zwischen den Chips und der Heatpipe selbst. Das Problem mit denen ist, dass durch den Druck diese Pads etwas nach außen gepresst werden und damit die Seite der Pads auch Kontakt zur Luft haben [1]. Durch die enorme Hitze, die sie transportieren müssen, führt das an der Luft jedoch dazu, dass die Pads mit der Zeit am Rand teilweise oxidieren. Das ist für den Wärmetransport egal, weil der innere Bereich noch vollkommen OK ist, aber diese oxidierte Schicht am Rand verklebt Dir Heatpipe und Chip. Wenn Du also alle Schrauben gelöst hast, dann wirst Du den Lüfter mitsamt Heatpipe im ersten Moment GAR NICHT abbekommen, weil der so festgeklebt ist auf mindestens einem der Chips (bei mir war's der Graphikchip), dass das Ding extrem fest sitzt. Du musst das Teil dann extrem vorsichtig versuchen vom Chip zu trennen, ohne den Chip zu beschädigen. Nochmal: Hier extrem vorsichtig sein. Schraubenzieher dazwischen mag unter Umständen die einzige Lösung sein, aber wenn Du da eine noch so kleine falsche Bewegung machst und den Schraubenzieher in einem Winkel nach unten drückst, dann kannst Du den Chip irreparabel beschädigen.
Wenn Du das alte Teil dann weg hast, dann hast Du das neue Problem, dass die Oberflächen der Chips mit den Resten der Pads verschmiert sind. Die musst Du gut säubern, bevor Du das neue Ding draufsetzt (das hat schon Pads an den richtigen Stellen). AUF GAR KEINEN FALL mit Wasser säubern! Ich empfehle hier immer 100%iges Isopropanol (Isopropylalkohol), das Du vorsichtig auf ein nichtfuselndes Küchentuch aufträgst und damit dann vorsichtig die Oberfläche des Chips behandelst bis die wieder sauber ist. Isopropylalkohol bekommst Du in jeder besseren Apotheke (eignet sich nämlich auch als Desinfektionsmittel, wenn's nicht ganz so konzentriert ist) - allerdings solltest Du aufpassen, dass Du wirklich mindestens 99%igen nimmst und keinen 70%igen. 25 ml sollten reichen, meist bekommst Du aber mindestens 50 ml oder 100 ml.
Falls der Ersatzlüfter keine Pads hat wo die Chips sind oder nicht überall Pads hat, brauchst Du noch Wärmeleitpaste, die gibt's in jedem besseren Computerfachgeschäft.
Was mich etwas irritiert, ist, dass Du schreibst, dass sie den Lüfter ausgebaut haben, um ihn zu reinigen. Warst Du dabei? Wenn ja, solltest Du Dir überlegen, was die da genau gemacht haben. Wenn Du den alten nämlich wiederverwenden willst, dann musst Du nicht nur die Chips reinigen sondern auch die Heatpipe von den Resten der Pads befreien und dann Wärmeleitpaste verwenden (wobei je nachdem wie Dick die Pads waren musst Du Dir auch neue Pads besorgen, wenn die nämlich relativ dick sind, dann kann es sein, dass ohne Pad die Heatpipe keinen direkten Kontakt zum Chip hat...).
Andererseits kann es natürlich sein, dass beim T61 der Lüfter separat von der Heatpipe austauschbar ist, dann wären Deine Probleme natürlich viel kleiner weil Du einfach nur den Lüfter ausbaust, die Heatpipe so lässt wie sie ist und dann wieder einbaust. Spart Dir ne Menge Aufwand. Kann ich aber ohne den T61 zu kennen nicht wirklich beurteilen.
[1] Mal als ASCII-Art:
Ohne Druck: Mit Druck:
+---------------------+ +------------------------+
| Heatpipe | | Heatpipe |
| | | |
| | | |
+---------------------+ +------------------------+
+-----------------+ +-----------------------------+
| Pad | | Pad |
| | +-----------------------------+
+-----------------+ +------------------------+
+---------------------+ | Chip |
| Chip | | |
| | | |
| | | |
| | +------------------------+
+---------------------+
Ich hoffe, ich konnte Dir mit meinen Erfahrungen zum T43 wenigstens etwas weiterhelfen. Beachte bitte bei all meinen Tipps, dass ich nicht weiß, inwieweit das 1:1 übertragbar ist auf den T61 - denk also bitte genau über alle Schritte nach, bevor Du sie durchführst. Das Handbuch, was ich verlinkt habe (ich hab mir das vom T61 nicht durchgelesen) sollte Dir auch weitere Details dazu geben.
Viele Grüße,
Christian
Hallo Christian,
vorab vielen Dank fuer deinen ausfuehrlichen und hilfreichen Beitrag!
In deinen Ausfuehrungen sprichst du von dem T61 - bei meinem Model handelt es sich um den R61. Gibt es zwischen der T- und der R-Serie gravierende Unterschiede? Ich meine mich zu erinnern, dass diese sich groesztenteils in ihrer Ausstattung unterschieden, und die T-Serie ein wenig leichter und auch kleiner sei. Letzteres koennte vielleicht zur Folge haben, dass sich die Modelle auch im Aufbau des Inneren unterscheiden.
Mein Eindruck, nachdem ich deinen Text gelesen habe, ist: "Besser Finger von weg lassen".
Zum einen ist es an meinem derzeitigen Aufenthaltsort recht schwierig, fuer gesunde Preise gescheite Laptops zu erlangen, zum anderen straeube ich mich auch vor dem Wiederaufsetzen der gesamten Umgebung (, was mir einiges an Zeit kosten wird, da mir kein Image vorliegt).
Der von dir gepostete Link zu dem PDF-Manual gilt auch fuer mein R61-Model. Danke fuer den Link! Auf den ersten Blick sieht es fuerwahr sehr gut beschrieben aus.
Ich hoffe, ich konnte Dir mit meinen Erfahrungen zum T43 wenigstens etwas weiterhelfen.
Ja, sehr sogar. Ein Grund ist u.a. der, dass ich mich bis letztes Jahr stets vor der Verwendung von Laptops gewaehrt habe (eben aus solchen Gruenden, dass man nicht einfach selbst daran rumbasteln kann) und ich an die Sache ran gegangen waere, als haette ich es mit einem Desktop-Rechner zu tun.
Nun muss ich abwaegen, ob der Tagestrip nicht vielleicht doch sogar die bessere Option ist. Denn wenn es mich dazu entschlieszen sollte es selbst zu machen, so kostet es mich ja auch einiges an Stunden - und zudem ohne Garantie, dass das System danach ueberhaupt noch funktioniert respektive das Problem behoben sein wird.
MfG
Peter
Hallo Peter,
In deinen Ausfuehrungen sprichst du von dem T61 - bei meinem Model handelt es sich um den R61.
Oha, Sorry, falsch gelesen.
Gibt es zwischen der T- und der R-Serie gravierende Unterschiede?
Die R-Serie war zu IBM-Zeiten noch eher "Consumer"-Gerät (hatte z.B. auch Firewire und so) während die T-Serie eher "Business"-Gerät war. Inzwischen ist's aber so, dass Lenovo ja die ganzen anderen Serien hat, die jetzt wirkliche Consumer-Geräte sind (sowohl vom Preis als auch von der Qualität) und man jetzt die R-Serie als "hochwertiges Consumer-Gerät" und die T-Serie als "hochwertiges Business-Gerät" betrachten sollte. Außer auf die verbaute Hardware (insbesondere Bildschirm) sind die Unterschiede meines Wissens nicht so besonders groß, aber ich muss gestehen, dass ich ein R-Serien-Gerät noch nie in der Hand hatte...
Mein Eindruck, nachdem ich deinen Text gelesen habe, ist: "Besser Finger von weg lassen".
Hehe. :) Ich weiß nicht wie viel Erfahrung Du mit Hardware hast - wenn Du bereits mehrfach insbesondere ältere AMD-Prozessoren erfolgreich ausgetauscht hast (die mit direktem DIE ohne Schutzkasten drum herum), dann ist das hier auch nicht wesentlich schwieriger. Ist halt die Frage, ob Du's Dir zutraust oder nicht.
Nun muss ich abwaegen, ob der Tagestrip nicht vielleicht doch sogar die bessere Option ist. Denn wenn es mich dazu entschlieszen sollte es selbst zu machen, so kostet es mich ja auch einiges an Stunden - und zudem ohne Garantie, dass das System danach ueberhaupt noch funktioniert respektive das Problem behoben sein wird.
Ich hab mal kurz das Handbuch überflogen: Seite 84 ff. (bzw. Seite 92 in PDF-Zählung) sagt mir, dass der Lüfter wirklich auch komplett an der Heatpipe hängt, so ähnlich wie meiner (nur etwas anders geformt). Wenn Du den also komplett *ausbauen* willst, um ihn zu reinigen, dann bleibt Dir nichts anderes übrig, als meine Anweisungen komplett zu befolgen. Oder eben doch wieder zum Service-Center zu fahren.
Allerdings: Vielleicht kannst Du ihn ja auch den Lüfter reinigen, solange er noch eingebaut ist. Vielleicht kommst Du ja mit einem Wattestäbchen ran, wenn Du alles ausgebaut hast, um an den Lüfter zu kommen, bis auf den Lüfter selbst. Vielleicht kannst Du ja auch mal vorsichtig (auf niedriger Stufe!) mit einem Staubsauger dran saugen - dann stecke allerdings bitte den Lüfter vom Mainboard ab oder alternativ klemme ihn mit einem Bleistift oder so fest - wenn er sich vom Saugen dreht, erzeugt der nämlich Strom (wirkt wie ein Generator), der das Mainboard beschädigen kann.
Wenn der Lüfter übrigens richtig krach macht, kann es gut sein, dass da ein Lager vom Lüfter einfach hinüber ist (war bei mir der Fall), dann kannst Du noch so viel sauber machen, das hilft dann einfach gar nichts, dann brauchst Du einen Ersatz.
Viele Grüße,
Christian
Hallo Peter,
Mein Eindruck, nachdem ich deinen Text gelesen habe, ist: "Besser Finger von weg lassen".
ich kenne die IBM Thinkpads nur vom Ansehen, daher habe ich mich auch nicht gleich zu Wort gemeldet. Aber ich habe bereits zwei Notebooks zerlegt, die sowieso defekt waren. Meine Erfahrung daraus ist ungefähr das, was du im obigen Zitat beschreibst. Wenn mir daran gelegen ist, dass das Gerät hinterher auch noch (oder wieder) funktionieren soll, dann lieber Finger weg.
Dabei habe ich weniger Hemmungen vor der filigranen Elektronik, als vor der oft sehr raffinierten Mechanik:
Gehäuse, die verschraubt und zusätzlich an einigen Stellen geclipst sind; beim Öffnen brechen die Plastiknasen, wenn man nicht ganz genau weiß, wo man hebeln muss.
Federchen und kleine Metallteile, die irgendwo passgenau eingeklemmt sind, und die man ohne Spezialwerkzeug kaum wieder an die richtige Stelle bekommt.
Kleinteile, die einem beim Zerlegen entgegenkommen, noch bevor man überhaupt gesehen hat, wo soe hingehören.
Da ist die von Christian verlinkte Montageanleitung sicher schon eine große Hilfe.
[...] da mir kein Image vorliegt
Zumindest das würde ich nicht als Problem sehen: Die Festplatte kann man bei den meisten Notebooks mit wenig Aufwand ausbauen. Die Platte provisorisch in einen anderen Rechner stöpseln, dann ein Backup ziehen, ist normalerweise kein Akt.
Good luck,
Martin
Hallo Martin,
Zumindest das würde ich nicht als Problem sehen: Die Festplatte kann man bei den meisten Notebooks mit wenig Aufwand ausbauen. Die Platte provisorisch in einen anderen Rechner stöpseln, dann ein Backup ziehen, ist normalerweise kein Akt.
Ja, zumindest bei meinem Thinkpad T43 muss man nur eine einzige Schraube lösen und kann die Festplatte dann sofort rausziehen. Die hat einen Standardanschluss (bei mir noch IDE, weil sie etwas älter ist, beim R61 vmtl. SATA) und man kann die problemlos an einen anderen Rechner anschließen, um dann ein Image zu ziehen.
Viele Grüße,
Christian