Moin,
Wird [mein Musikstück] eine Million mal gekauft, verschafft es mir ein Einkommen, von dem ich mich und meine Familie ernähren und kleiden kann.
Die (mich durchaus überzeugende) Kritik am derzeitigen Vermarktungssystem der Musikindustrie hält diese Argumentationslinie für tradiert, wenn sie denn überhaupt jemals aktuell gewesen ist:
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Es sei Sozialromantik, wenn man unterstelle, dass Künstler Musikstücke unmittelbar verkauften. Künstler verkauften sich in der Regel an musikalisch-industrielle Komplexe (MIK), die die eigentlichen Gewinnmargen einführen bzw. diese überhaupt erst ermöglichten. "mir" im obigen Kontext könne allein der Eigner des Labels sein, der Künstler sei in heutiger Zweit besten- und allenfalls Bittsteller.
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Der Verkauf von reproduzierbaren Tonträgern sei spätestens seit der Erfindung der Computers ein Auslaufmodell. Musikstücke, zumal digitalisiert verfügbare, seien nun einmal einfachst kopier- und zudem manipulierbar. Ein Geschäftsmodell, dass darauf beruhe, dass eigene Reproduktion nicht existieren (dürfe), könne nicht allein deshalb Staat und Ordnungsmacht zur Hilfe rufen und so zu Erfüllungsgehilfen eines anfälligen, allein auf privatem Gewinnstreben beruhenden Vertriebssystems machen. Es gebe nämlich kein Recht auf Fortbestand der Vergangenheit sondern nur die Pflicht zur Weiterentwicklung. Außerdem könne man die Zahnpasta ehe nicht wieder in die Tube zurückdrücken.
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Zielführend und zukunftsfähig sei somit eine Konzentration der Künstler auf die unmittelbare Aufführung ihrer musikalischen Werke, denn (nur) so sei ein Mehrwert herstellbar, der nicht kopiert werden könne. Also: Tourneen, Konzerte, Festivals ...
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Dies führe zudem Menschen (wieder) an Musik heran und vermittle ihnen aufgrund ihrer eigenen spürbaren Teilhabe am Prozess der Aufführung des Musikstückes eine auch gesellschaftliche nützliche Fortentwicklung kultureller Kompetenzen. Schließlich verlören so auch allein technisch entstandene, mithin seelenlose, Musikstücke ihren vermeintlichen Reiz: Musik werde wieder "von Hand gemacht" und käme so zurück nach Hause.
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Dies (3 und 4) werde von dem oben erwähnten MIK nicht gefördert und mit Hilfe unaufrichtiger werblicher Progagandafeldzüge in eine illegale Ecke eingesperrt, da auf dem neuen Weg nicht ihre (schmarotzenden und gesellschaftlich nicht nützlichen) Gewinnmargen aus 2) wegfallen würden.
Grüße
Swen