Tom: Was darf Rat kosten?

Hello,

es kommt auch hier im Forum immer öfter vor, dass nicht nach grundlegenden Techniken, sondern nach speziellem Rat zu dieser Template-Engine, jenem CMS oder solchem Shop gefragt wird.

Hinter diesen Spezialfragen stecken i.d.R. auch Leute, die mit der Antwort "Kasse machen". Das ist jetzt bitteschön nichts Verwerfliches, denn wir Alle leben ja vom Verdienen. Aber es wirft die Frage auf, ob man den Lohn der erfolgreichen Antwort nicht länger nach Stunden bemessen sollte, sondern nach dem Nutzen?

Was ist eine zielführende Antwort oder sogar eine Problemanalyse wert?

Um Fragen im Webumfeld beantworten zu können, benötigt man mMn eine durchaus diffuse Wissensdatenbank im eigenen Kopf und auf seiner privatgen Festplatte. Es gibt hier (im Forum der Vergangenheit) einige Koryphäen, einige wenige davon meine ich sogar zu kennen, aber die Hauptarbeit wird doch immer wieder von "normal Gebildeten" erledigt.

Was kann also eine komplexere Antwort wert sein, wenn sie für den Arbeitgeber oder auch das eigene Geschäft gewonnen wird?

Liebe Grüße aus dem schönen Oberharz

Tom vom Berg

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/ \ Nur selber lernen macht schlau
http://bergpost.annerschbarrich.de
  1. Hallo,

    Was kann also eine komplexere Antwort wert sein, wenn sie für den Arbeitgeber oder auch das eigene Geschäft gewonnen wird?

    Eine berechtigte Frage.
    Es gibt ja durchaus sowas wie "IT Consulting" - und eigentlich geht es dabei (urspünglich!) ja wirklich um Beratung, also um genau das was Du ansprichst - und wenn man sich ansieht, was so mancher IT-Berater verdient, so muss man sagen "Guter Rat kostet offenbar ziemlich viel".

    Leider ist aber "Consulting" inzwischen schon fast ein Unwort geworden, weil sich einfach zu viele Dampfplauderer in dem Sektor herumtreiben.

    Deswegen bin ich zu der ernüchternden Hypothese gekommen, dass meist nicht entschiedend ist, wie viel Nutzen ein Rat für ein Unternehmen hat, sondern wie gut dieser verkauft wird.

    Ein bescheidener, fähiger Entwickler, Webdesigner oder Grafiker, der sich nicht viel auf seine Fähigkeiten einbildet, wird eine gute Idee, die er hat, nicht an die große Glocke hängen. Vielleicht erzählt er sie noch seinem Vorgesetzten, aber das wars auch schon. Er wird kaum zum Vorstand rennen und dort seine Visionen ausbreiten.

    Ein Berater hingegen kann jeden noch so trivialen Einfall so aufbauschen, dass die Manager dieser Welt begeistert applaudieren. Eine Powerpoint hier, ein paar Grafiken dort, die obligatorischen Schlagwörter wie "Kostenersparnis", "konkurrenzfähig" und "innovativ" - und heraus kommt bisweilen ein Konzept, welches weniger Gehalt als ein Pixi-Buch hat, wohingegen das Berater-Honorar den Eindruck erweckt, als habe er jedes Bit seiner Präsentation eigenhändig geflipped.

    Wobei ich mich nicht auf das typische BWL/Marketing/Consulting-Bashing herablassen will. Es gibt dort auch sehr fähige Leute, die wissen wovon sie reden und ZUSÄTZLICH gut verkaufen können. Nur eben leider auch eine Menge schwarzer Schafe...

    So long,
    Jörg

    1. Moin!

      Ein Berater hingegen kann jeden noch so trivialen Einfall so aufbauschen, dass die Manager dieser Welt begeistert applaudieren. Eine Powerpoint hier, ein paar Grafiken dort, die obligatorischen Schlagwörter wie "Kostenersparnis", "konkurrenzfähig" und "innovativ" - und heraus kommt bisweilen ein Konzept, welches weniger Gehalt als ein Pixi-Buch hat, wohingegen das Berater-Honorar den Eindruck erweckt, als habe er jedes Bit seiner Präsentation eigenhändig geflipped.

      Es gibt solche schrägen Vögel auch unter uns. Suche mal bei Google nach Landgericht Köln, 28 O 810/10.

      MFFG (Mit freundlich- friedfertigem Grinsen)

      fastix

  2. Da verweise ich gern auf folgendes Zitat dazu, was Rat wert ist:

    1x draufhaun: 10 Euro
    1x draufhaun (gewusst wo): 100 Euro

    1628

    Gruß, LX

    --
    RFC 1925, Satz 3: Mit ausreichendem Schub fliegen Schweine ganz wunderbar. (...)
  3. Hallo Tom,

    guter Rat ist teuer, nämlich A13. :)

    Gruß, Jürgen

  4. Das kommt ganz auf das Wissen an was erfragt wird bzw. auf den Nutzen.
    Mein Ausbildungsbetrieb hat das z.B. vorbildlich gemacht. Die hatten einen riesen Kunden, der eigentlich das kleine Unternehmen getragen hat. Jetzt wollte der große Kunde eine Weiterentwicklung des Systems haben. Für uns hätte diese Weiterentwicklung einfach ein paar Stellschrauben in der Config bedeutet. Das hätte der Azubi, sprich ich leisten können. Gekostet hätte das die Firma ein paar Arbeitsminuten des Azubis, sagen wir mal so 200 Euro. Verkauft wurde das ganze jedoch für über 5000 Euro. Damals hab ich den Chef für verrückt Gehalten. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Entwicklungen die sehr lange dauern und eben keinen größeren Nutzen haben. Die muss man entweder teuer anbieten und sie werden nicht gekauft oder man macht ein Minusgeschäft in der Hoffnung das man später noch was dazuverdienen kann.

    Bei meinem jetzigen Arbeitgeber ist es fast genauso. Der hat sich auf Online Marketing spezialisiert. Die "kaufen" Adword Keywords. Die geben manchmal für ein Keyword an die 10 Euro aus. Also wenn jemand bei Google "Keyword" eingibt, erscheint eine Adword Anzeige bei den Suchergebnissen. Klickt der User einen Link meines Arbeitgebers an, so zahlt dieser für den Klick 10 Euro. Betrachtet man nur die Tatsache, dass man pro Klick 10 Euro zahlt, dann wäre das Wahnsinn. Wenn aber jeder der darauf klickt etwas kauft woran man 11 Euro verdient, so hat man schlussendlich 1 Euro pro Klick verdient (ist natürlich nicht der Fall, will das Beispiel aber einfach halten).

    Man muss die Sachen also in Relation sehen.
    Wenn du einem Bäckereifachverkäufer erklären willst was Ajax ist und wozu man das braucht, dann wirst du wahrscheinlich mühe haben dass der das überhaupt versteht. Was soll der auch mit dem Wissen? Geld bekommst du bei ihm nicht. Wenn du aber bei einer Werbeagentur bist, die davon keine Ahnung hat, dies aber für die Realisierung eines Großprojektes braucht, wirst du wahrscheinlich mit Geld überschüttet!

    So das war mein Senf.

    Gruß
    Börsencrasher
    T-Rex

    1. Wenn du einem Bäckereifachverkäufer erklären willst was Ajax ist und wozu man das braucht, dann wirst du wahrscheinlich mühe haben dass der das überhaupt versteht.

      Muss man nicht, zumindest hier im "Osten" weiss jeder das es ein Putzmittel ist ;-)

      Gruß Rainer

    2. Hi,

      [Ajax]
      Wenn du aber bei einer Werbeagentur bist, die davon keine Ahnung hat

      Das Beispiel hinkt.
      Werbeagenturfuzzis kennen AJAX.
      Wo von sie keine Ahnung haben ist meist, wie man es vernünftig und sinnvoll einsetzt :-)

      MfG ChrisB

      --
      RGB is totally confusing - I mean, at least #C0FFEE should be brown, right?
  5. Hi Tom!

    Ich verdiene durch guten Rat viel Geld, zwar nicht unmittelbar, aber dafür später durch Aufträge. Ein guter Rat im Forum ist immer eine Referenz für den Ratgebenden.

    Ich bin seit 2002 im SELFHTML-Forum unterwegs und habe durch eigene Fragen aber vor allem durch die Beschäftigung mit den Fragen anderer enorm viel gelernt. Das Niveau dieses Forums ist für mich auch unübertroffen; nirgendwo anders findet man Leute, die schwierige Probleme verstehen und dabei auch noch helfen können (von Neswgroups vielleicht mal abgesehen).

    Seit ca. zwei Jahren arbeite ich nun viel mit einem bestimmten CMS. Dort war ich zwangsläufig auch viel im Board unterwegs und habe später auch den Leuten geholfen. Für diesen Rat habe ich zwar nichts bekommen, allerdings wurde ich von den vielen Anfragen, ob ich auch größere Aufträge übernähme, schließlich in die Selbständigkeit getrieben.

    Heute noch gebe ich Ratschläge und bekomme dafür nicht nur Anerkennung und Dank, sondern auch Aufträge und neue Kunden.

    Was ist eine zielführende Antwort oder sogar eine Problemanalyse wert?

    In einem Forum möchte ich für eine Antwort nicht bezahlen und auch nicht dazu aufgefordert werden. Ich selbst verlange das auch nicht, sondern beantworte Fragen aus Freude am Antworten.

    Was kann also eine komplexere Antwort wert sein, wenn sie für den Arbeitgeber oder auch das eigene Geschäft gewonnen wird?

    Das ist schwierig zu beantworten. Ein solche Antwort kann sehr viel Wert sein. Die Frage ist eher, was man dafür verlangen kann.

    Wenn du einem Studenten Rat gibst, kannst du sicher auf ein Bier hoffen. [1]
    Wenn du wirklich jemandem hilfst, der damit viel Geld verdient, dann kannst du sicher auch ein Stück vom Kuchen abhaben.
    Wie das quantifiziert wird, weiß ich aber auch nicht.

    MfG H☼psel

    [1] Ich hatte tatsächlich schon mal ein Paket mit drei Bierflaschen von einem Forenuser zugesendet bekommen. :)

    --
    "Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot."
    Rainer Maria Rilke
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    1. Hallo!

      Ich bin seit 2002 im SELFHTML-Forum unterwegs und habe durch eigene Fragen aber vor allem durch die Beschäftigung mit den Fragen anderer enorm viel gelernt.

      Das kann ich für mich nur bestätigen, idealerweise läuft das so. Damit das möglich ist, ist natürlich ein eigenes Interesse und der Wille, sich in fremde Probleme einzuarbeiten, vorausgesetzt. Momentan ist mehr so die Herangehensweise »gerne programmiere ich dir das, wenn du dafür bezahlst« in Mode. Wenn ich so angefangen hätte und es darauf angelegt hätte, hätte ich vielleicht ab und zu einen Groschen verdient, aber nur einen Bruchteil dabei gelernt.

      Das Niveau dieses Forums ist für mich auch unübertroffen; nirgendwo anders findet man Leute, die schwierige Probleme verstehen und dabei auch noch helfen können (von Neswgroups vielleicht mal abgesehen).

      Das kann ich nun nicht bestätigen. Das hiesige Niveau wird durch viele Blogs, Mailinglisten und sogar StackOverflow-, Google+- und Twitter-Diskussionen übertroffen. Das ist nicht unbedingt negativ und hat seine Gründe: Dieses Forum ist nicht spezialisiert, es ist offen für Anfängerfragen und sehr gemischt, was das Niveau anbelangt. SELFHTML wird immer noch mit »Amateure basteln ihre privaten Homepages« assoziiert, und für diese ist das Forum eine Anlaufstelle. Letztlich ist es deutschsprachig - die »Weltklasse« ist meist in englischsprachigen Räumen zu finden. Trotz des Traffics gibt es eine überschaubare Gruppe, die die meisten Antworten schreibt; und viele spannende Fragen bleiben unbeantwortet bzw. es können nur allgemeine Hinweise gegeben werden, weil die Fachkompetenz für das Thema fehlt.

      In einem Forum möchte ich für eine Antwort nicht bezahlen und auch nicht dazu aufgefordert werden. Ich selbst verlange das auch nicht, sondern beantworte Fragen aus Freude am Antworten.

      Auf einer Mailingliste eines Open-Source-Projekts habe ich kürzlich gesehen, dass jemand wie selbstverständlich auf eine hilfreiche Antwort geschrieben hat: »Where can I find your paying details?« (oder ähnlich) Ich würde es nicht verlangen, aber genauso, wie man für Open-Source- und Freeware-Projekte spendet, halte ich es für angemessen, für guten Support freiwillig zu bezahlen. Es sind häufig keine Probleme beim Basteln der privaten Homepage, sondern Profis helfen anderen freiwillig bei der professionellen Arbeit.

      Mathias

      1. Hi,

        Das Niveau dieses Forums ist für mich auch unübertroffen; nirgendwo anders findet man Leute, die schwierige Probleme verstehen und dabei auch noch helfen können (von Neswgroups vielleicht mal abgesehen).
        Das kann ich nun nicht bestätigen.

        schade, ich schon.

        Das hiesige Niveau wird durch viele Blogs, Mailinglisten und sogar StackOverflow-, Google+- und Twitter-Diskussionen übertroffen.

        Dazu ist es natürlich wichtig zu definieren, was eigentlich das Niveau für dich bzw. für mich, letztendlich für jeden einzelnen ausmacht. Für mich ist es nicht unbedingt ein in die Breite gehendes Fachwissen, sondern vor allem ein in die Tiefe und somit ins Detail gehendes Wissen zu bestimmten Themen, wenn auch nicht unbedingt zu allen auftretenden Fragen.

        und viele spannende Fragen bleiben unbeantwortet bzw. es können nur allgemeine Hinweise gegeben werden, weil die Fachkompetenz für das Thema fehlt.

        Das ist wiederum Ansichtssache; die meisten Fragen, die auch ich interessant finde, werden in der Regel erschöpfend beantwortet. Manchmal sogar zum sechsunddrölfzigsten Mal.

        Auf einer Mailingliste eines Open-Source-Projekts habe ich kürzlich gesehen, dass jemand wie selbstverständlich auf eine hilfreiche Antwort geschrieben hat: »Where can I find your paying details?« (oder ähnlich)

        Das finde ich allerdings beeindruckend! Ich sehe es zwar wie du - ich käme nicht auf die Idee, für Hilfe im Forum etwas zu verlangen. Wenn aber jemand von sich aus irgendeine Gegenleistung bringen möchte, ist das eine absolut faire und edle Geste.

        So long,
         Martin

        --
        Schildkröten können mehr über den Weg berichten als Hasen.
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