L(in)uchs: Kritik am und Ideen zum Sozialstaat

Hallo,

mein Faden zum Thema Fernsehzwang mündet in eine Diskussion um den Sozialstaat allgemein. Was hat das mit HTML zu tun? Naja, Programmierer sind sehr beteiligt an der Verwaltung der Systeme. Und viel mehr - sie haben die Kenntnis, Plattformen im Web zu schaffen, um diese Fragen öffentlich zu diskutieren.

Das Thema halte ich für **zu** wichtig, um in einem "fremden" Faden unterzugehen.

(RECHT) Kranken- und Pflegekasse von Claudius L., 29.07.2012, 13:34

Deine [L(in)uchs] Aussagen wären klarer, wenn du nicht im mysteriösen Begriff „Krankheitssystem“ Ärzte und Krankenkassen bunt durcheinanderwürfeln würdest. Die Krankenkassen verdienen jedenfalls mit Sicherheit nichts an Krankheit.

Krankenkassen (KK) sind Versicherungen, die sich ihre Arbeit bezahlen lassen. Ein Teil der KK-Beiträge bleiben dort also hängen. Der Arbeitsaufwand ist umso höher, je mehr Behandlungsfälle zu prüfen und abzurechnen sind (das passiert wohl auch bei den kassenärztlichen Vereinigungen, die auch die Hand aufhalten). Je mehr Krankheitsfälle, desto mehr "verdient" die Krankenverwaltung.

Allerdings habe ich schon oft gehört, dass das, was die Ärzte von den Krankenkassen bekommen, in vielen Fällen kaum Profit zulässt.

<satire>Ja, immer mehr Ärzte sieht man vor den Supermärkten sitzen und betteln.</satire> Es gibt "Fallpauschalen", also kann nicht in jedem Fall der tatsächliche Aufwand abgerechnet werden, der größer oder kleiner sein kann als der Durchschnitt. Vermutlich hat das keinen (wesentlichen) Einfluss auf den Profit, es bevormundet aber die Ärzte. Deswegen reagieren sie empfindlich, sie werden ein Stück mehr vom Gott in Weiss zum Dienstleister. Die Entwicklung finde ich richtig.

Wo sind jetzt die begeisterten Fernsehbeitrags-Befürworter mit gut belegten Informationen aus dem öffentlichen Rundfunk?

Die Krankendiener (Pfleger, Ärzte usw.) sollen Geld bekommen, wenn ihre Vorsorge erfolgreich ist, nicht dann, wenn sie versagt.
Jedenfalls sehe ich das Problem einfach darin, dass die Versorgung wesentlich schlechter werden könnte. Denn wo wäre der Anreiz für einen Arzt, einen chronisch Kranken überhaupt aufzunehmen?

Gute Frage, deshalb braucht es eine öffentliche, auch mit "normalen Bürgern" ohne medizinisches Wissen besetzte Ethikkommission.

Spontan denke ich an die Pflicht von Betrieben, Behinderte zu beschäftigen. Wer das nicht tut, zahlt eine Abgabe, kauft sich also frei.

L(in)uchs

  1. Hello,

    <satire>Ja, immer mehr Ärzte sieht man vor den Supermärkten sitzen und betteln.</satire>

    Es gibt "Fallpauschalen", also kann nicht in jedem Fall der tatsächliche Aufwand abgerechnet werden, der größer oder kleiner sein kann als der Durchschnitt. Vermutlich hat das keinen (wesentlichen) Einfluss auf den Profit, es bevormundet aber die Ärzte. Deswegen reagieren sie empfindlich, sie werden ein Stück mehr vom Gott in Weiss zum Dienstleister. Die Entwicklung finde ich richtig.

    Das System ist pervers. Es entscheiden Fremde über mein Geld und ich erfahre nur widerwillig, wo es geblieben ist.

    Ich habe seit einiger Zeit Probleme mit dem Rücken. Im März wurde es akuter, Mitte Mai konnte ich gar nicht mehr. Am Anfang wusste keiner, woher die Schmerzen kamen. Mein Hausarzt hatte gerade selber einen Schlaganfall hinter sich, also direkt zu den Fachärzten. Die "Innere" konnte zum Glück nichts feststellen, also Orthopäde. Der meinte "erstmal zum Röntgen". Ok. Weiter hat er nix gemacht. "Manuelle Therapie"? Neee, wir warten erstmal ab - Pillen. Das ging dann 11 Wochen so, bis mir fast der Kragen geplatzt ist. Ich habe es etwas freundlicher angefangen... Und plötzlich gab es doch Krankengymnastik. Schon die erste, sehr professionelle Anwendung hat mir sehr geholfen. Es müssen noch ein paar zur Stabilisierung folgen, aber einen Rollstuhl brauche ich wohl nicht [1].

    Warum hat der Facharzt nun nicht gleich am Anfang die Physiotherapie verschrieben, um die ich ihn gebeten habe? Weil sie sein Budget belastet! Wenn er am Jahresende zuviele Kosten durch Verschreibungen verursacht hat, zahlt er selber drauf!

    Das ist doch widersinnig. Ich finde, man sollte es den Patienten anheim stellen, wofür sie ihre "Punkte" verballern wollen. Hier müsste man für Transparenz und Mitsprache der "mündigen Bürger" sorgen. Patienten müssen wissen, was ihre Behandlungen kosten und auch ein Wahlrecht haben, sofern das medizinisch zu verantworten ist. Also: die medizinische Verantwortung zurück in Ärztehand, die finanzielle in die Hände derjenigen, die es auch bezahlen müssen!

    Dann gibt es einerseits auch weniger Betrug und andererseits auch weniger verschleppte Fälle.

    [1] Ich bin typicherweise kein Hypochonder, aber ab einem gewissen Alter macht man sich schon Sorgen um die Zukunft.

    Liebe Grüße aus dem schönen Oberharz

    Tom vom Berg

    --
     ☻_
    /▌
    / \ Nur selber lernen macht schlau
    http://bergpost.annerschbarrich.de
    1. Hello,

      Das System ist pervers. Es entscheiden Fremde über mein Geld und ich erfahre nur widerwillig, wo es geblieben ist.

      Ja, Pflichtkassenpatienten werden trotz immenser Beitragszahlungen (verglichen mit anderen Versicherungstypen) wie unmündige Idioten behandelt. Es wird suggeriert, dass die Arzthonorare und Krankenhausaufenthalte unbezahlbar hoch wären.

      Das ist nicht richtig.

      Ich hatte einen Unfall an der Hand, ging damit zum nahen Arzt für die Erstversorgung und wurde per Tatütata ins Krankenhaus zur Handchirurgie gefahren. Nicht das nächste Krankenhaus, sondern eines, das den Tatüfahrern für diesen Fall geeignet schien.

      Die Kosten:
      Erstbehandlung (Arzt): ca. 50 €
      Tatüfahrt: 0 €
      Operation und 24 Std. Hotelservice Vollpension: 1.2xx,xx €

      Das liegt in einer Größenordnung von 3 - 4 Monatsbeiträgen Krankenkasse.

      Suggeriert (oder verstanden) wird, dass dir ein Unfall finanziell den Hals bricht.

      L(in)uchs

      1. Hello,

        Das System ist pervers. Es entscheiden Fremde über mein Geld und ich erfahre nur widerwillig, wo es geblieben ist.

        Ja, Pflichtkassenpatienten werden trotz immenser Beitragszahlungen (verglichen mit anderen Versicherungstypen) wie unmündige Idioten behandelt. Es wird suggeriert, dass die Arzthonorare und Krankenhausaufenthalte unbezahlbar hoch wären.

        Das ist nicht richtig.

        Ich hatte einen Unfall an der Hand, ging damit zum nahen Arzt für die Erstversorgung und wurde per Tatütata ins Krankenhaus zur Handchirurgie gefahren. Nicht das nächste Krankenhaus, sondern eines, das den Tatüfahrern für diesen Fall geeignet schien.

        Die Kosten:
        Erstbehandlung (Arzt): ca. 50 €
        Tatüfahrt: 0 €

        eine Tattütata-Fahrt im Rot-Weißen kostet nicht unter 270 €. Die werden das schon irgendwie abgerechnet haben. Es sei denn, es waren die mit den blau-silbernen Kasperbuden mit Licht auf dem Dach. Die haben andere Tarife.

        Operation und 24 Std. Hotelservice Vollpension: 1.2xx,xx €

        Liebe Grüße aus dem schönen Oberharz

        Tom vom Berg

        --
         ☻_
        /▌
        / \ Nur selber lernen macht schlau
        http://bergpost.annerschbarrich.de
    2. Das System ist pervers.

      Kommt darauf an, aus welcher Sicht. Diejengen, denen das System einen fetten Umsatz garantiert, meckern zwar, dass sie so viel Geld in die Forschung stecken, aber nur deshalb, damit niemand den Verdacht hegt, es gehe ihnen gut.

      Aber sie würden jederzeit das durch ihre Lobbyisten installierte System verteidigen.

      Pervers finde ich, dass Menschen, die sich einen Sch..dreck um ihre Gesundheit kümmern, begeistert von der ersten Gruppe "versorgt" werden, die sich das Geld von der "Solidargemeinschaft" holt. Denn die KK-Beiträge der "gewollt Kranken" reichen nicht.

      Und es gibt leider "gewollt Kranke". Den Jungen ist die Gesundheit nicht wichtig [1], die Alten gehen zum Arzt, um überhaupt menschlichen Kontakt zu haben und überhaupt mal wieder berührt zu werden.

      Schädliches Verhalten muss mit Kosten verbunden sein, mit denen der Ausgleich des Schadens bezahlbar ist. Bei Umweltschäden kommt man ja auch so langsam drauf. Du darfst Dreck machen, wenn du "grüne Papiere" vom Amazonas kaufst. Autohersteller dürfen Dreckschleudern verschleudern, wenn ein Teil ihres Angebots elektrisch fährt.

      [1] "In meiner Jugend lief ich dem Geld mit meiner Gesundheit hinterher. Jetzt im Alter laufe ich der Gesundheit mit meinem Geld hinterher."

      L(in)uchs

    3. Hallo,

      Ich habe seit einiger Zeit Probleme mit dem Rücken. Im März wurde es akuter, Mitte Mai konnte ich gar nicht mehr. Am Anfang wusste keiner, woher die Schmerzen kamen. Mein Hausarzt hatte gerade selber einen Schlaganfall hinter sich, also direkt zu den Fachärzten. Die "Innere" konnte zum Glück nichts feststellen, also Orthopäde. Der meinte "erstmal zum Röntgen". Ok. Weiter hat er nix gemacht. "Manuelle Therapie"? Neee, wir warten erstmal ab - Pillen. Das ging dann 11 Wochen so, bis mir fast der Kragen geplatzt ist. Ich habe es etwas freundlicher angefangen... Und plötzlich gab es doch Krankengymnastik. Schon die erste, sehr professionelle Anwendung hat mir sehr geholfen.

      Ich verstehe nicht wirklich, warum Du bei unserem Job 11 Wochen mit Rückenschmerzen rumläufst und nicht zur Eigeninitative greifst?!

      Eine halbe Stunde Massage: ca. 17 Euro
      Eine Stunde osteopathiesche Behandlung: ca. 50-65 Euro

      Das hätte ich meinem Rücken schon mal gegönnt und das spätestens nach einer Woche Schmerzen.

      Grüße
      Siri

  2. Hallo L(in)uchs

    <satire>Ja, immer mehr Ärzte sieht man vor den Supermärkten sitzen und betteln.</satire> Es gibt "Fallpauschalen", also kann nicht in jedem Fall der tatsächliche Aufwand abgerechnet werden, der größer oder kleiner sein kann als der Durchschnitt.

    Ja, aber die Fallpauschalen sind teilweise so, dass ein Allgemeinmediziner oder allgemeiner Chirurg im Vergleich zu "Spezialisten" relativ schlecht bezahlt wird.
    Und es ist auch nicht so, dass die Fallpauschalen dann wirklich ausgezahlt werden, nein, zum Ende des Jahres greift die Deckelung. Da wird dann ein Teil nicht ausgezahlt, wenn die Kasse meint, der Arzt wäre zu fleißig gewesen. Ein Arzt in einem Ballungsraum, kann das ganz gut steuern. Wenn das Wartezimmer voll ist, wird der nächste Patient eben gebeten den Kollegen drei Häuser weiter aufzusuchen. (Das kommt nicht so gut, wenn das 50km Landstraße entfernt wäre.)
    Hier ist es regelmäßig so, dass zum offiziellen Sprechstundenschluss noch das Wartezimmer nebst dem Gang davor gut gefüllt ist. Nach hause schicken wäre nicht gut, also wird noch ein paar Stunden weitergemacht. Auch diese Patienten benötigen Verbrauchsmaterial (Kanülen, Spritzen, Verbandsmaterial, ...), und die Arzthelferin möchte auch nicht gern umsonst arbeiten.
    Und was passiert dann zum Ende des Jahres?
    Für den größten Teil der Fälle, die über das hinausgehen, was während der normalen Arbeitszeit hinaus getan wurde, gibt es keine Fallpauschale (Deckelung!), noch nicht einmal einen Ersatz für die direkten Aufwendungen (Verbrauchsmaterial).
    Und Privatpatienten, die das etwas puffern könnten, sind in strukturschwachen Gebieten auch eher selten.

    Auf Wiederlesen
    Detlef

    --
    - Wissen ist gut
    - Können ist besser
    - aber das Beste und Interessanteste ist der Weg dahin!
    1. Hallo Detlef,

      Für den größten Teil der Fälle, die über das hinausgehen, was während der normalen Arbeitszeit hinaus getan wurde, gibt es keine Fallpauschale (Deckelung!), noch nicht einmal einen Ersatz für die direkten Aufwendungen (Verbrauchsmaterial).
      Und Privatpatienten, die das etwas puffern könnten, sind in strukturschwachen Gebieten auch eher selten.

      Das ist ein Punkt, den ich noch nicht verstanden habe. Das "System" bestraft also den Allgemeinmediziner, wenn er sich in einem "bedürftigen" Gebiet niederlässt?

      Habe schon davon gelesen, dass ländliche Gebiete finanziell wenig attraktiv sind für junge Ärzte. Und privat (Kultur) eben auch nicht.

      L(in)uchs

      1. Habe schon davon gelesen, dass ländliche Gebiete finanziell wenig attraktiv sind für junge Ärzte. Und privat (Kultur) eben auch nicht.

        Möchte mal das Stichwort "Mehrklassenmedizin" einbringen. Das schreckt mich gar nicht. Wenn ich für den Arbeitgeber eine Krankmeldung brauche, weil ich einen grippalen Defekt habe, muss ich doch nicht das Wartezimmer eines Arztes belasten, der womöglich ernstere Probleme zu lösen hat.

        Ich gehe doch auch nicht ins Schicki-Micki-Restaurant, wenn ich eine Bratwurst essen möchte.

        So wie es den "zweiten Bildungsweg" gibt, der ja nicht ausserhalb unseres Systems liegt, könnte doch auch eine "alternative Medizin" zulässig sein.

        Da gäbe es Heilpraktiker, deren Stundensatz vermutlich deutlich niedriger ist als der Stundensatz eines Arztes, der ja noch seine Empfangsdame, die Sprechstundenhilfe(n) und einige Geräte finanzieren muss.

        Gerne würde ich einem Heilpraktiker meine Füsse hinhalten zur Fussreflexzonenmassage, anstatt beim Mediziner erst das Begrüßungsgeld abzudrücken, dann zu warten und schließlich mit einem Gutschein abgespeist zu werden, den ich in der Apotheke einlösen und auch noch bezahlen muss.

        L(in)uchs

    2. Und Privatpatienten, die das etwas puffern könnten, sind in strukturschwachen Gebieten auch eher selten.

      Übrigens, jetzt oute ich mich mal. Ich bin Privatpatient. Nach einer Zeit mit "Harz vier" konnte ich ein paar bescheidene Aufträge reinholen und musste mich - korrekt wie ich war - beim "System" abmelden. Das "System" wechselt ja die Namen wie die Unterwäsche. Setze ein: "Arbeitsamt", "Jobcenter", "Arbeitsagentur", ich habe vergessen, wie es damals gerade hieß.

      So, nun wollte ich bei einem Einkommen knapp über der H4 Grenze meine von H4 gewohnte Krankenversicherung fortführen. Das war zu einem bezahlbaren Beitrag  nicht möglich, es ging - wenn ich mich recht erinnere - mit 325 € monatlich los. Der KK-Satz beträgt (Arbeitgeber plus Arbeitnehmeranteil) ca. 15 % vom Brutto (oder Netto?).

      Wenn 325 € 15 % sind, sind 100% = 2.166 € Monatseinkommen. Ich hatte nicht mal die Hälfte. Und schon gar nicht regelmäßig.

      Ich beklage mich nicht, ich kann mit wenig Einkommen auskommen. Aber ich bin eben ohne Krankenversicherung. Mir ist also aus Eigeninteresse meine Gesundheit was wert.

      Habe kein Problem damit, alle paar Jahre beim Arzt den privaten 2,7 Satz zu zahlen. Dafür sehe ich direkt, was der Arztbesuch (auch Krankenhaus und Operation) wert ist. Bisher ein Bruchteil des KK- Beitrags.

      Klar mache ich mir manchmal Sorgen vor dem "großen Schlag". Dann muss mein Topf aufgelöst werden, den ich mit den nicht bezahlten - aber mir möglichen - KK-Beiträgen gefüllt habe. Und was, wenn der nicht reicht?

      Dann sind wir bei der Frage, was ist Gesundheit wert. Oder noch direkter: Was ist menschliches Leben wert? Ich neige dazu wie Tom vom Berg, bei aussichtslosen Situationen den "Gnadenschuß" zu ermöglichen.

      Nur, unser "System" wird mich nicht so einfach gehen lassen. Die Versuchung, an meinem jahrelangen Siechtum zehntausende Euro zu verdienen, stachelt die Gier so an, dass Menschlichkeit auf der Strecke bleibt.

      Ja, manchmal habe ich Angst vor unserem Sozialstaat.

      L(in)uchs

      1. Nur, unser "System" wird mich nicht so einfach gehen lassen. Die Versuchung, an meinem jahrelangen Siechtum zehntausende Euro zu verdienen, stachelt die Gier so an, dass Menschlichkeit auf der Strecke bleibt.

        Wohl eher hunderttausende über mehrere Jahre. Ein Pflegeplatz kostet monatlich leicht 5.000 Euro, das sind in fünf Jahren 300.000 Euro. Ich habe von Menschen gehört, die in Pflegeheimen fünf Jahre überlebt haben.

        Die Gier, dieses Geld einzusacken, schreit danach, hilflose Körper am Sterben zu hindern.

        Ja, manchmal habe ich Angst vor unserem Sozialstaat.

        L(in)uchs

      2. Hallo,

        So, nun wollte ich bei einem Einkommen knapp über der H4 Grenze meine von H4 gewohnte Krankenversicherung fortführen. Das war zu einem bezahlbaren Beitrag  nicht möglich, es ging - wenn ich mich recht erinnere - mit 325 € monatlich los. Der KK-Satz beträgt (Arbeitgeber plus Arbeitnehmeranteil) ca. 15 % vom Brutto (oder Netto?).

        der Prozentsatz bezieht sich tatsächlich aufs Bruttoeinkommen, und man geht halt einfach von etwas mehr als 3000EUR Bruttoeinkommen im Monat aus. Man kann aber bei seiner KK eine Beitragsermäßigung beantragen, wenn das Einkommen tatsächlich sehr gering ist (Nachweis erforderlich, z.B. Steuerbescheid). Dann liegt der monatliche Satz "nur noch" bei etwa 225EUR inclusive Pflegeversicherung. Ich habe das die letzten zwei Jahre in Anspruch genommen; dieses Jahr sieht's deutlich besser aus.

        Ich beklage mich nicht, ich kann mit wenig Einkommen auskommen. Aber ich bin eben ohne Krankenversicherung.

        Das geht?? Ich dachte, die Krankenversicherung sei Pflicht?! Müsste man dann nicht automatisch in der AOK landen?

        Dann sind wir bei der Frage, was ist Gesundheit wert. Oder noch direkter: Was ist menschliches Leben wert? Ich neige dazu wie Tom vom Berg, bei aussichtslosen Situationen den "Gnadenschuß" zu ermöglichen.

        Das war ich, nicht Tom.

        Ja, manchmal habe ich Angst vor unserem Sozialstaat.

        *seufz*

        Ciao,
         Martin

        --
        Vater Staat bringt uns noch alle unter Mutter Erde.
        Selfcode: fo:) ch:{ rl:| br:< n4:( ie:| mo:| va:) de:] zu:) fl:{ ss:) ls:µ js:(
  3. Hallo,

    mein Faden zum Thema Fernsehzwang mündet in eine Diskussion um den Sozialstaat allgemein. Was hat das mit HTML zu tun? Naja, Programmierer sind sehr beteiligt an der Verwaltung der Systeme. Und viel mehr - sie haben die Kenntnis, Plattformen im Web zu schaffen, um diese Fragen öffentlich zu diskutieren.

    Das Thema halte ich für **zu** wichtig, um in einem "fremden" Faden unterzugehen.

    1. Genau deswegen schätze ich das selfhtml Forum
    2. Gibt es zwar spezifische Foren, aber wir hier sind keine Politiker, sondern wir sind normale Menschen, daher können wir darüber diskutieren
    3. Denken Menschen, die mit Computer zu tun haben häufig mehr mit System, als andere.
    4. Sind wir im IT Bereich es gewohnt, das unsere Branche ein ständiges auf-und ab bietet. Die Grenzen zwischen einem hoch bezahlten Job und Arbeitslosigkeit sind fließend.
    5. Sind Menschen, die im IT Bereich tätig sind sehr flexibel, das müssen wir sein. Wir können nicht 1985 eine Ausbildung gemacht haben, damals mit C64, CP/M und MS-Dos und glauben das man noch im Jahr 2012 Geld verdienen kann, wenn man eine Diskette formatieren kann.

    Zurück zum Thema. Der Sozialstaat ist prima. Aber etwas passt nicht, nämlich die Tatsache, das der Staat auf der einen Seite sagt "spart Geld" und auf der anderen Seite aber, wenn man mal in Not gerät sagt "He du hast ja was gespart, also zahle ich dir nichts".

    Speziell auch der Unterschied zwischen privat und gesetzlich Versicherter ist nicht erklärbar. Der privat Versicherte hat enorme Zusatzleistungen. Aber ist es nicht der gesetzlich Versicherte, der mit seinem Geld die Krankenhäuser finanziert? Denn es gibt doch mehr gesetzlich Versicherte.

    Ich finde die Diskussion äußerst interessant. Und vor allen ist das schöne am self Forum, das diese Diskussion irgendwann archiviert wird. Und vielleicht findet irgend ein Politiker irgendwann mal diese Diskussion und wird merken, das es Gründe gibt, warum das Volk unzufrieden ist.

  4. Hallo,

    wo sind denn jetzt in Deinem Beitrag die Kritiken am und die Ideen zum Sozialstaat? Insbesondere die zündenden Ideen würden mich sehr interessieren! Ich les' nur ein ausführliches Geschimpfe über Krankenkassen und Ärtzte, aber das weiß man schon, wenn man im Sommerloch am Zeitungskiosk
     vorbeiläuft und die Bild-Schlagzeilen ließt: Alles Verbrecher!

    Und zu meckern hat jeder was, weil es eine allumfassende Gerechtigkeit nie geben kann.
    Der Fußgänger sieht nicht ein, dass von seinen Steuern Autobahnen gebaut werden.
    Der Gesunde sieht nicht ein, dass er Krankenkassenbeiträge zahlen soll.
    Der Raucher fühlt sich ständig diskriminiert, obwohl doch seine Tabaksteuer dringend benötigt wird.
    Dem nächsten ist die Erbschaftssteuer zu hoch.
    Die Liste läßt sich für jeden mit ein bisschen Phantasie beliebig fortsetzen.

    Kann es sein, dass wir uns einerseits so stark an eine Vollkasko Mentalität gewöhnt haben und dabei anderseits unsere Egos so groß und dabei kleinlich geworden sind, dass wir ein bisschen Ungleichheit nicht mehr aushalten? Vieles, was ich in diesem Beitrag und dem dazugehörigen unteren gelesen habe erinnert mich an ein Sandkastenszenario: "Wäh Mama, der andere hat ein größeres Eis als ich! Das ist ungerecht!"

    Es gibt Menschen, die sind auf das soziale Netzt angewiesen und es gibt Menschen, die sich in die soziale Hängematte legen. Das war so und wird auch immer so sein, solange wir in einer marktwirtschaftlichen und globalisierten Welt leben. Wenn's bessere Modell gibt: Her damit!

    Grüsse
    Siri

    1. Hallo,

      wo sind denn jetzt in Deinem Beitrag die Kritiken am und die Ideen zum Sozialstaat? Insbesondere die zündenden Ideen würden mich sehr interessieren! Ich les' nur ein ausführliches Geschimpfe über Krankenkassen und Ärtzte, aber das weiß man schon, wenn man im Sommerloch am Zeitungskiosk
      vorbeiläuft und die Bild-Schlagzeilen ließt: Alles Verbrecher!

      Ich denke zwar, dass der Thread genau diese Schiene fährt, aber man könnte z.B. drüber nachdenken, die Beitragsbemessungsgrenze(n) abzuschaffen.

      Gruß, Daniel

      1. Ich denke zwar, dass der Thread genau diese Schiene fährt, aber man könnte z.B. drüber nachdenken, die Beitragsbemessungsgrenze(n) abzuschaffen.

        Ja, kann man, dann passt aber das Thema/der Betreff hinten und vorne nicht.

        Grüsse
        Siri