Deine Fragen sind berechtigt kein Zweifel. Einige Punkte sind sogar ein Plus, andere sehe ich als Eigentor an. Da steht der Fortschritt an erster Stelle. ist es ein Fortschritt das immer mehr Menschen das kochen verlernen und zu Mc Doof rennen und sich den Bigmac Döner da reinpfeiffen bis sie platzen?
Ist es ein Fortschritt das ganze Landstriche auf der Welt chemisch verseucht werden, dass Generationen von Menschen den Teil des Bodens nicht mehr nutzen können, nur um schnell ein bisschen Kohle zu machen um die Aktionäre zu befriedigen?
Wahrscheinlich denkst du an die Medizin, die Krankheiten nicht heilt sondern die Schäden die durch Krankheiten aufschieben und dazu führen, dass die Menschen die letzten 10 Lebensjahre dahin vegetieren anstatt in würde zu sterben.
Generell hab ich in diesem Thread schon den Tenor geäußert, dass wir sicher nicht im Paradies leben und das es noch Verbesserungs- und Handlungsbedarf gibt. Aber in der Hölle leben wir mit Sicherheit nicht, nur weil den wenigsten Menschen die Dinge in den Schoß fallen und der Staat nicht jeden an die Hand nehmen kann.
Ich denke daran, dass es überhaupt einen Fortschritt gibt.
Ja, es gab mal vergiftete Flüsse, die heute wieder so clean sind, das man baden kann.
Zu Strauß Zeiten hätte man über die verwandtschaftlich Angestellten der Abgeordneten mit einem Augenzwinkern gesagt: Hund sans scho! Geht nicht mehr. Skandal!
Es gibt Corporate Governance und Compliance. Sicher, für manche ein Feigenblatt, andere leben es. Der Mensch ist nicht automatisch gut. Aber wenn man mal die letzten 30-40 Jahre zurückschaut: Es gibt einen Wandel, es gibt einen Bewußtseinswandel. Wertesysteme ändern sich, es kommt einem nur schier unendlich langsam vor. Aber es ist da und das sollte man auch mal sehen und würdigen. Die Richtung stimmt, es geht vieles nur nicht schnell genug. Aber es ist alles andere als Hoffnungslos.
Und was wird in deinen Landstrichen passieren, wenn der Wohlstand auf ein gewisses Niveau gestiegen ist? Was meinst du? Schau dir mal die Masslowsche Motivationspyramide an, dann kannst du verstehen, warum woanders noch Landstrich verseucht werden. Ich kann nur feststellen: Wir in Deutschland stehen ziemlich weit oben.
Wohlstand für alle? Sind mit alle auch die armen Zigeuner gemeint auf deren Rücken unser Wohlstand beruht. Naja abgedroschen ich weiß. Dann bleiben wir halt im eigenen land. Ich muss 40 Stunden die Woche ackern und rackern und das Geld reicht vorne und hinten nicht. Ist das jetzt Wohlstand? Wobei ich meine Situation noch überspitzt dargestellt habe, gibt aber Millionen denen geht es wirklich so und die haben nicht so einen bequemen Bürojob wie ich.
Wann bist du zum letzten mal bei deinem Chef auf der Matte gestanden und hast eine angemessen Gehaltserhöhung gefordert? Bist du gewerkschaftlich engagiert und setzt dich für deine Interessen ein? Oder läßt einfach nur alles über dich ergehen?
Wie gesagt deine Fragen sind berechtigt. Wie wär's mit einer Gegenfrage.
Wenn man sich mal nur die guten Sachen seit 1949 anschaut, hätte man das alles auch mit einem anderen System geschafft? Mit einem wirklich fairem System? Mit einem System das Mathematisch vielleicht funktioniert. Das nicht den Kollaps in sich selbst trägt. Und wenn man das gleiche mit einem anderen System geschafft hätte, dann muss man sich weiter fragen ob dieses System eine Demokratie wäre - ich denke nicht.
Das weiß ich wirklich nicht, es gibt keine besseren Ideen, jedenfalls sind mir keine bekannt. Ich würde aber sagen, dass es jede Menge Raum zur Gestaltung (auch des eigenen Lebens) gibt, nur geschenkt gibts fast nichts (außer persönlicher Beziehungen).
Ich erzähle die Geschichte mit den Bettlern immer so gerne. Da gab es mal zwei von ihnen. Die haben sich zusammen geschlossen. Einer hat sich einen Anzug angezogen, der andere ganz normale Bettler Klamotten. Beide hatten einen Hut und ein Schild. Bei dem mit dem Anzug stand drauf "brauche Geld um noch reicher zu werden", bei dem ohne Anzug das übliche "brauche Geld für Essen". Beide gehörten zusammen, das wusste aber niemand. Zusammen haben sie ihre "Einnahmen" um 75% gesteigert. Warum? Weil die Leute eine Wahl hatten. Deshalb sagte ich ja Adolf war ein Idiot. Heute ist es viel Genialer...
Den Leuten wird vorgemacht dass sie eine Wahl haben. Doch egal wen sie wählen er wird im Hintergrund von den gleichen Strippen gelenkt. Sowas kann aber nur im großen Stil passieren.
Das ist Marketing 1. Semester. Man bietet dem Kunden etwas billiges, etwas teures und etwas in der Mitte an. Die meisten entscheiden sich für das mittlere Segment. Damit steuert man Kaufentscheidungen. Du weißt es, du kannst es in Umlauf bringen, klär deine Mitmenschen auf.
In einem Dorf (um auf das Ursprüngliche zurück zu kommen) ist es zum einen leichter gewählt zu werden. Man braucht nicht so viele Stimmen um zu gewinnen. Zum anderen haben die Leute mehr Kontrolle. Wie schon gesagt, wenn sie merken es läuft was falsch, wird der Regierende zum Teufel gejagt. Es ist fast unmöglich die Untertanen auf lange sich zu verarschen.
Und wer hatte früher im Dorf das sagen? Das war wohl der Feudalherr oder/und der reichste Bauer.
Viele Grüße
Siri