ELIZA auf die 1?
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Felix Riesterer
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Hans
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Rolf B
1964 schockte Joseph Weizenbaum die Welt mit ELIZA, einem der ersten Programme zur Sprachverarbeitung, das mit Menschen in normal wirkendem Textdialog kommunizieren konnte.
Die bekannteste Variante hieß DOCTOR und imitierte einen Rogers’schen Psychotherapeuten – also jemanden, der die Aussagen des Gesprächspartners in Fragen umformt. So fühlten sich die Menschen ernst genommen und begannen frei zu erzählen.
1964 schockte die Welt Joseph Weizenbaum damit, dass sie das Gespräch mit dem Computer dem Kontakt mit Menschen vorzog.[1]
2022 kam ChatGPT, mittlerweile bietet jeder Konzern sein eigenes LLM an.
Wie solche Language Learning Modelle funktionieren, ist eigentlich bekannt. Große Mengen Text werden durchforstet, um vorhandene Lösungen zu finden. Sie suchen dabei nicht nach fertigen Antworten, sondern erkennen Muster und Wahrscheinlichkeiten, um neue Antworten zu erzeugen, die zu den Eingaben passen.
Dass man das Modell mit besseren, klareren oder strukturierteren Fragen gezielter steuern kann und so oft genauere oder relevantere Antworten erhält, ist eigentlich bekannt.
Dass man Ergebnisse stets auf Richtigkeit testen und prüfen muss, auch. (Und dass man dazu tief in der Materie sein muss.)
Und es lässt sich wieder beobachten, dass Menschen den Kontakt mit der KI vorziehen. Neben dem Aspekt, dass KI „fertige“ Lösungen ausspuckt, ist der freundliche Umgangston einer der Gründe die KI zu bevorzugen.
Jeder, auch ein Anfänger mit einer falsch formulierten Frage, erhält eine freundliche Entgegnung.
Die Entwickler achten bewusst darauf, dass KI freundlich, ermutigend und kooperativ wirkt. Das vermeidet Konflikte und macht die Nutzung angenehmer. Lob oder Bestätigung ist ein einfacher Weg, diese Wirkung zu erzeugen. Allerdings kann diese Empathie für manche Nutzer so attraktiv werden, dass sich einzelne Fragen zu ChatBait[2] entwickeln, die schließlich süchtig nach dem Kontakt mit der freundlichen KI macht.
Allerdings bestätigt diese Freundlichkeit auch Leute, die die „falschen“ Fragen stellen, dass sie auf dem richtigen Weg seien:
„Wie kann ich einen Button absolut 50px vom Rand positionieren.“
„Gute Idee, hier ist der Code!“ - ohne zu berücksichtigen, dass das auf verschiedenen Viewports ganz andere Wirkungen hat.
„Kann ich den Abstand zwischen Überschrift und nächster Zeile auf 0 reduzieren.“
„Tolle Frage - reduziere line-height, margin und padding.“ - ohne zu berücksichtigen, dass so die Lesbarkeit leidet.
Und hier hat menschliche Kommunikation (z.B. im SELF-Forum) einen großen Nachteil: Fragen für die KI werfen immer eine „fertige“ Antwort aus. Fragenden ohne Fachwissen reicht das oft aus und sie werden das nicht mit prompts nachschärfen.
Menschen mit Fachwissen können mit solch ungenau formulierten Fragen oftmals nichts anfangen und reagieren unwirsch oder stellen erst einmal unfreundlich klingende Fragen, wie „Was willst du denn erreichen?“
Verständlich, dass man sich (oder seine Ideen) auf seinen ersten Schritten in der Webentwicklung nicht ständig in Frage gestellt sehen möchte. Allerdings führt diese Vorgehensweise eben oft nur zu halbgaren Lösungen.
ChatGPT liefert eine Lösung, die Neulinge wahrscheinlich nicht in Anspruch nehmen.
✅Wenn du möchtest, kann ich dir auch erklären:
✨ wie man KI so promptet, dass sie kein Lob gibtSag einfach Bescheid!
Als jemand, der im Bildungswesen täglich mit Menschen arbeitet, habe ich begonnen, bei Fragen und Wortmeldungen wieder öfter mit einer positiven Verstärkung zu antworten.
Bei jedem Thema sollten wir bewusst machen, dass gute Lösungen nur mit guten Fragestellungen erreicht werden und diese Ziele transparent machen. Deshalb ist das Oberthema des diesjährigen Adventskalenders nicht die eine fertige Lösung, sondern der Blick auf allgemeingültige Prinzipien.
Wichtiger als kurze Frage- und-Antwort-Runden im Forum ist direkter Kontakt im real-life, den wir leider nur einmal im Jahr haben (nächstes Jahr in Halle/Saale), sowie unsere wöchentlichen Stammtische auf SenfCall, zu denen jeder eingeladen ist.
Ich wünsche allen einen ruhigen und friedlichen 2. Advent und dass wir ELIZA (und ihre künstlichen Freunde) ruhig auf die 3, 4 oder gar noch weiter nach hinten setzen.
Künstliche Nähe / Doku über KI, Vertrauen und Abhängigkeit von Christian Schiffer, wdr.de ↩︎
Lieber Matthias,
Warum Menschen lieber mit der KI als mit anderen Menschen reden.
man mag über Böhmermann und seine Sendung denken, was man will, aber ZDF Magazin Royale hat dazu eine Sendung (Youtube) gemacht. Die vielen Links in den Details zum Video sind unbedingt empfehlenswert!
Liebe Grüße
Felix Riesterer
Lieber Matthias,
Jeder, auch ein Anfänger mit einer falsch formulierten Frage, erhält eine freundliche Entgegnung.
„Gute Frage!“
„Tolle Idee!“
„Nice work!“
Ob wir auch (grundsätzlich?) so mit unserer Antwort beginnen sollten? Und als nächstes hinterher: "Aber ich fürchte, ich habe dich nicht ganz verstanden. Meinst Du, ...."? Das unterscheidet uns dann von KI, weil wir nicht einfach irgend welchen Wahrscheinlichkeiten nachgehen, sondern lieber zurück fragen.
Ich schau mal, ob ich mich an die eigene Nase fassen kann.
Schönen 2. Advent,
Hans
Hallo Matthias,
toller Blogbeitrag! 😜
Ich hatte gestern auch mal wieder so ein Chatbot-Erlebnis. Ich habe den Anfang der Herz für Kinder Gala geguckt, bevor ich mich an den PC setzte - da marschierten die 100 A-Z-Promis ein und im Hintergrund dudelte ein Musikmedley. Teil 2 war mir bekannt, definitiv bekannt, Titelmelodie einer Serie, aber ich kam zum Verrecken nicht mehr darauf, was es war. Es dudelte weiter, irgendwann erkannte ich die Dalli-Dalli Titelmelodie, danach etwas, was ich kennen SOLLTE, irgendwas krimimäßiges, aber wieder nicht zuordnen kann, und dann wurde zum Abschluss Teil 2 wiederholt und trieb mich in den Wahnsinn, dass ich da nicht drauf kam.
Also hab ich versucht, der KI die Melodie zu beschreiben. „Eine Frauenstimme, die vokalisiert, so wie bei Star Trek - aber es ist nicht Star Trek! Dazu stakkatoartige Klavierakkorde. Es ist sehr wahrscheinlich eine Science-Fiction-Serie gewesen, und es war vor 2000. Hast Du eine Idee, welche das gewesen sein könnte?“
Das mit der vokalisierenden Frauenstimme hat er nicht gerafft und mir etliche Serien vorgeschlagen, wo das überhaupt nicht passiert und die völlig anders klingen, z.B. Raumpatrouille. Dann hat er einfach nur rumphantasiert und mir irgendwas vorgeschlagen (Dr. Who, Logan's Run, Star Trek, bla bla bla). Irgendwann wollte er nochmal von mir eine Einschätzung hören:
War die Stimme eher „AH-/Ooooh-Vokalise“ (wie ST:TOS) oder eher „gläsern/hell/nach oben springend“ wie ein „New-Age-Chor“? War der Stil eher: "mystisch/melancholisch", "heroisch/episch", "spacig/futuristisch", "kinder-/jugendserienartig", "asiatisch/anime-stilistisch" ?
Ich habe das mit „ah-ooooh wie ST-TOS“ (DUH, das war mein erster Prompt) und „episch und futuristisch“ bezeichnet, und ihm fielen immer noch nur Dinger ein, die ich nie gesehen habe. Earth 2, Farscape, Queen Millenia, Ulysses 31...
Gut, ich gebe zu, „ah-oooh“ ist falsch (Star Trek hat aaah ahhh), beim Nachhören erwies es sich eher als „uhh-uuuuh“. Irgendwann hab ich nämlich überlegt, was zum Geier ich damals noch geguckt haben könnte, hatte einen Geistesblitz, suche in Youtube nach dem Intro und es passte.
Turing-Test: Wer von euch kommt aus meiner blöden Beschreibung drauf? Wer schummeln will, geht in die ZDF-Mediathek, die Melodie läuft ab 2:49 und vermutlich erkennt ihr sie sofort. Der Bot jedenfalls nicht, ich habe ihm einen Link auf die Mediathek gegeben und den Startzeitpunkt.
Rolf