Stefan Muenz: Krishnamurti-Buch von 17tausend auf 709 - aber nicht der Verlag verdient's

Liebe Forumer,

der Titel ist etwas kryptisch - es geht mal wieder ums Thema Frieden.

Als ich gestern, bevor ich den Artikel "Versuch, etwas zu erklaeren" hochgeladen habe, die URL des Buches "vom Schatten in den Frieden" von Jiddu Krishnamurti bei Amazon.de suchte, fand ich das Buch auf Verkaufsrang 17tausendunddenresthabichvergessen.
Eben hab ich den gestern gesetzten Direktlink mal selber angeklickt - und siehe da, ploetzlich ist das Buch auf Verkaufsrang 709. Nachdem das nur der erste Tag war, darf man gespannt sein, wie hoch das Buch noch gepusht wird.

Wer auch immer so fleissig dem Link gefolgt ist und gleich spontan das erwaehnte Buch bestellt hat - ich freue mich sehr darueber, dass offenbar diverse Leute gleich nach der Lektuere des Artikels doch so "in Stimmung" waren, die 9,90 DM fuer so ein Buch auszugeben. Falls jemand von denen das hier liest, moechte ich nur noch mal hinzufuegen:

Krishnamurti gehoert zu den weltoffensten Geistern, mit denen ich je konfrontiert worden bin. Das ist wie als ob man in einer miefigen Wohnung mal alle Fenster weit aufreisst. Keine komplizierten Theorien, aber auch kein erbauliches Gelaber, trotzdem suggestiv. Und definitiv nix, was man hinterher erzaehlen kann, wenn einen jemand fragt, "ja und was sagt der so?". Aber nicht, weil er nichts zu sagen hat, sondern weil er bewusst vermeidet, einem irgendwas einzureden, und das mit aller Konsequenz. Kann man eigentlich nur noch mit Sokrates vergleichen.

Darueber freue ich mich gerade angesichts dieses sich gerne mit qualvollem Stirnrunzeln umgebenden Ernstes der Situation, hinter dem sich nur allzuoft eine geile Lust auf Ballerei und billigen Nervenkitzel versteckt. Wahrscheinlich kaum bei einem der Besucher dieses Forums, aber man lese mal - wie die Mehrheit der Menschen in diesem Land - die Bild-Zeitung.

viele Gruesse
  Stefan Muenz

  1. Lieber Stefan,

    daß für solche Postings in Deinem Forum Raum ist,
    macht es so wertvoll. Dies besonders, wenn sie auch
    von Dir kommen.

    • es geht mal wieder ums Thema Frieden.

    Mal wieder? Das kann doch wohl nicht oft genug und
    nicht nachhaltig genug sein.

    Krishnamurti gehoert zu den weltoffensten Geistern,
    mit denen ich je konfrontiert worden bin.

    Und, Weltoffenheit scheint leider eine sehr knappe und
    seltene Ressource zu sein.

    Keine komplizierten Theorien...

    und das bei einem (sozusagen) Zeitgenossen, das ist ja
    schon alleine faszinierend.

    kein erbauliches Gelaber...

    Nun, erbaulich finde ich ihn schon, in dem Sinne, daß
    er eine versönliche und schuldfreie Weltsicht aufzeigt,
    bzw. aufzeigte.

    nix, was man hinterher erzaehlen kann...

    Diese fein differenzierenden Sichtweisen sind ja die
    Sachen die sich eher zwischen den Zeilen, oder besser
    gesagt, zwischen den Worten abspielen.
    Das nachzufühlen ist doch schon ein Glücksereignis,
    darüber Sprechen kann das doch nur noch zerstören.
    Um das schriftlich weiterzugeben bedurfte es wohl
    schon doch eines Krishnamurti.

    Kann man eigentlich nur noch mit Sokrates vergleichen.

    Das fällt mir dann doch in weiten Bereichen schwer.
    Allerdings, persönliche Ansprüche haben sie beide nicht
    vertreten, das jedoch sehr konsequent.

    Falls interesse besteht:
    http://flp.cs.tu-berlin.de:1895/on-K/about-K.html

    Als Denker dürfte Dich auch interessieren:
    Humberto Maturana zB. Der Baum der Erkenntnis ISBN 3-502-13440-5

    Klaus

    1. Hallo Klaus

      Falls interesse besteht:
      http://flp.cs.tu-berlin.de:1895/on-K/about-K.html

      Ein paar Sachen UEBER Krishnamurti gibt's im Netz, ja. Aber leider nicht die Texte der Vortraege selber, oder auch die Videos. Da sitzen wieder irgendwelche Eierkoepfe auf den Rechten. Gerade bei solchen Sachen kann mich die Wut packen - und ich hoffe, dass Projekten die Zukunft gehoert, die zuerst mal im Web zu lesen sind und dann nur im zweiten Schritt als Buch erscheinen. Dabei geht es mir gar nicht so sehr um die Kosten - 9,90 fuer ein Taschenbuch sind im Web schnell "versurft" - eher um dies: Information sollte im Augenblick des Interesses verfuegbar sein (=Hypertext), und nicht erst, wenn Amazon geliefert hat oder wenn man mal Zeit findet, eine Grosstadtbuchhandlung oder eine Bibliothek aufzusuchen. Denn Verfuegbarkeit im Moment des Interesses ist gerade das Spannende, das wirklich Neue an dem neuen Medium WWW. Dieser Aspekt ist meiner Ansicht nach noch gar nicht so richtig ausgelotet worden. Wie auch immer - ich haette eigentlich lieber auf eine URL statt auf das Buch gelinkt.

      Als Denker dürfte Dich auch interessieren:
      Humberto Maturana zB. Der Baum der Erkenntnis ISBN 3-502-13440-5

      Kenn ich nicht - aber fuer stille Sommerstunden unter Biergartenkastanien suche ich unbedingt noch so was ... <g>

      viele Gruesse
        Stefan Muenz

      1. Hallo Stefan,

        Kenn ich nicht - aber fuer stille Sommerstunden unter Biergartenkastanien
        suche ich unbedingt noch so was ...<g>

        hab' noch herausgefunden wo Maturana gegenwärtig tätig ist,
        bzw. die Adresse seines Instituts in Santiago:

        http://www.inteco.cl/

        Die Seiten sind zwar überwiegend auf spanisch,
        wesentliche Teile jedoch auf englisch verfügbar.
        Ich hab zwar keine Probleme mit der Navigation,
        Du müßtest halt auch etwas raten und kombinieren.

        Sein jetziges Arbeitsgebiet und die Veröffentlichungen
        sind aber schon deutlich trockener als die Darstellung
        im gestern genannten Buch.

        Ein kurzes Zitat:

        A.R.: Humberto, what is the Biology of Cognition?

        H. Maturana: "The Biology of Cognition is an explanatory proposition that attemps to show
        how human cognitive processes arise from the operation of human beings as living systems. As
        much, The Biology of Cognition entails reflexions oriented to understand living systems, their
        evolutionary history, language as a biological phenomenon, the nature of explanations, and the
        origin of humaness. As a reflection on how we do what we do as observers it is a study in the
        epistemology of knowledge. But, and at the same time as a reflection on how we exist in
        language as languaging beings, it is a study on human relations".

        Krishnamurti ist er nicht, aber eben Maturana.
        Mir helfen seine Gedankengänge schon.

        Ansonsten:

        Da sitzen wieder irgendwelche Eierkoepfe auf den Rechten

        Auch er hat wohl so seine Erfahrungen mit Verlagen.

        Kritische Stimmen für (FOERSTER, Heinz von) und
        gegen (LUHMANN, Niklas) sind zB zu finden über:
        http://www.systemische-beratung.de/litlinks.htm
        oder Suchmaschinen

        Und, die Schweden haben auch ein Faible für ihn:
        http://www.informatik.umu.se/~rwhit/ReadingRoom.html

        Klaus

        1. Hallo Klaus,

          'bin überrascht und erfreut, hier auf den Namen 'Maturana' zu stoßen - zeigt
          mal wieder, wie vielfältig der Hintergrund ist, aus dem die Besucher dieses
          Forums kommen...
          Und wenn wir schon beim zitieren sind - ich habe gerade einen Artikel von
          Chomsky zum Kosovo-Konflikt gelesen:
          http://www.zmag.org/current_bombings.htm
          Für alle, die Chomsky nicht kennen: er hat in den 60ern die Linguistik
          revolutioniert (Stichwort: Transformationsgrammatik), und hat sich anschließend
          darauf verlegt, sehr kritisch über die amerikanische Außernpolitik und den
          Einfluß der Medien auf die Gesellschaft zu schreiben.

          Grüße
          Stephan

    2. Hallo,

      diese Zwischenablage und ich!
      Zum Vergleich Krishnamurti und Sokrates hatte ich noch
      in etwa folgendes drin gehabt:

      Krishnamurti war doch wohl eher ein Mensch der feinen
      und stillen Töne. Menschenachtung, oder besser Achtung
      vor allem Lebenden, war doch sein zentraler Aspekt.
      Ein- und Gleichklang des Wesens und der Natur waren
      ihm wichtig. Das zu verbreiten und zu lehren aber
      auch ein ganzes Leben wert.

      Sokrates hat seinen Mitmenschen dagegen eher Löcher in
      den Bauch gefragt, je löcher desto lieber! Er war dabei
      wohl auch ein verschmitztes Schlitzohr, offensichtlich
      dabei nicht immer liebenswert. Er hat ja durchaus auch
      versucht seine Diskussionspartner aufs Kreuz zu legen.
      Sicherlich auch ein Grund für den Schierlingsbecher.
      Nun, aber auch er hat sein ganzes Leben der Verbreitung
      seiner Haltung und seiner Gedanken gewidmet.

      Klaus

      1. Hallo,

        Er war dabei wohl auch ein verschmitztes Schlitzohr, offensichtlich dabei nicht immer liebenswert.<<

        Ich kam in den "Genuß", die Texte des Sokrates in der Schule 1 Jahr lang im Original zu lesen und ich hatte zum Schluß ehrlichgesagt auch den Eindruck, daß er manchmal ein ziemlicher "Wüstling" (naja, vielleicht nicht ganz so extrem, aber...) war. Das trifft auf Krishnamurti ja glaube ich eher nicht zu (ich hab's zwar nie gelesen, aber ich nehme es einfach mal an).
        Viele Grüsse,

        Nicolas Muehlen

        1. Hallo Nicolas,

          Ich kam in den "Genuß", die Texte des Sokrates

          »»  in der Schule 1 Jahr lang im Original zu lesen...

          <oh wunderwunder>
          ich dachte immer er hätte nicht selbst geschrieben,
          sondern Schüler und Andere. ZB Platon.
          </oh wunderwunder>

          Klaus

          1. Hallo Klaus,

            ich dachte immer er hätte nicht selbst geschrieben, sondern Schüler und Andere. ZB Platon.<<

            Mein ich ja, aber wer hat zu der Zeit schon selbst geschrieben :-) Aber nicht nur seine Schüler, auch andere Zeitgenossen haben viel über ihn geschrieben, auch wenn die sich natürlich eher auf sein Tun beschränkt haben (dadurch komme ich auch auf den "Wüstling") und nicht auf seine Lehre...
            Viele Grüsse,

            Nicolas Muehlen

      2. Hallo Klaus

        Krishnamurti war doch wohl eher ein Mensch der feinen
        und stillen Töne.
        Sokrates hat seinen Mitmenschen dagegen eher Löcher in den Bauch gefragt, je löcher desto lieber!

        Ja. Ich habe die beiden aber nicht darin vergleichen wollen, was ihr Charaktere und ihr Auftreten betrifft, sondern was ihre Weltoffenheit betrifft. Und damit ihre moralische Ueberzeugung: tiefes Misstrauen gegen jeden, der herumposaunt, Wissen und Erkenntnis auf seiner Seite zu haben. Dadurch hoechste Sensibilitaet gegen noch so feine Sorten von gewaltverursachender Wahrheitsverkuendigungslogik.

        Dass die beiden sonst so verschieden sind, dass sie eigentlich gar nicht vergleichbar sind, finde ich gerade das Spannende daran. Denn es zeigt, dass Menschen, die in der Lage sind, das gewusste Nichtwissen zu leben, die Freiheit von dem Zwang, etwas fuer wahr halten zu sollen, erlangt haben - dass solche Menschen trotzdem keine stereotypen "Heiligen" oder "Mystiker" sein muessen, sondern sehr wohl sehr individuell sein und auch ihre ganz eigenen Schwaechen haben koennen.

        viele Gruesse
          Stefan Muenz

  2. Moin Stefan,

    Als ich gestern, bevor ich den Artikel "Versuch, etwas zu erklaeren" hochgeladen habe, die URL des Buches "vom Schatten in den Frieden" von Jiddu Krishnamurti bei Amazon.de suchte, fand ich das Buch auf Verkaufsrang 17tausendunddenresthabichvergessen.
    Eben hab ich den gestern gesetzten Direktlink mal selber angeklickt - und siehe da, ploetzlich ist das Buch auf Verkaufsrang 709. Nachdem das nur der erste Tag war, darf man gespannt sein, wie hoch das Buch noch gepusht wird.

    mittlerweile fällt das Buch in der Rangliste wieder (momentan auf 7.254), aber falls ich jemals ein Buch schreibe: würdest Du hier einen Link setzen? (Bist Du Dir eigentlich Deiner "Macht" bewußt?)

    Gruß
    Dirk

    1. Hallo Dirk

      falls ich jemals ein Buch schreibe: würdest Du hier einen Link setzen?

      Wenn es was taugt ... ;-)

      viele Gruesse
        Stefan Muenz