Hi Robert,
man hätte es erahnen können - die Frage nach Flash in diesem Forum ruft ähnliche Reaktionen hervor wie der Vegetariern angetragene Wunsch nach Fleisch- und Innereienrezepten.
ein herrlicher Vergleich!
Anders als in dieser Metapher halte ich jedoch einen kategorischen Standpunkt zugunsten von HTML & Co. für unhaltbar.
Sicherlich ist das Gros aller Flash-Produktionen mit dem Attribut "stümperhaft" treffend bezeichnet, das gilt aber für HTML-Produktionen in gleicher Weise. Die aus dieser Beobachtung resultierende Folgerung, daß Flash ein überflüssiges Werkzeug sei, ist wohl die Basis des "Antiflashismus" vieler Forumsteilnehmer.
Flash ist IMHO ebenso überflüssig wie Javascript, Cookies und ähnliche Ärgernisse. Mag sein, dass sich damit schöne multimediale Seiten erstellen lassen, doch ist dieses Format, was andere Zwecke betrifft, schlichtweg ungeeignet. Wenn du mich bereits dadurch in der Ecke der Fundamentlisten wähnst, so werde ich dies unwidersprochen zur Kenntniss nehmen. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich durchaus weiß, wovon ich spreche, da ich mich mit Javascript und Flash vor einiger Zeit sehr intensiv beschäftigt habe. Natürlich wurde meine, sowie die Einstellung anderer Forumsgäste von dem vielen Müll, den man vorgesetzt bekommt, geprägt, woraus man jedoch nicht schließen kann, dass Flash ein an sich geeignetes, oftmals jedoch leider nur missbrauchtes Konzept sei. Die Möglichkeit des Missbrauchs ist ja bereits durch die implementierte Funktionalität gegeben, wenn nicht sogar gewollt. Mangelndes Verständnis attestiere ich der Seite der Flashbegeisterten.
Aus meiner Perspektive stellt sich die Frage nach der Alternativentscheidung zwischen Flash und HTML überhaupt nicht. In einer Parallele zu Film und Print sehe ich zwei deutlich differierende Kommunikationsmedien.
Da das klassische Format im Internet nunmal die HTextML ist, ließe sich aus dieser Aussage ableiten, dass Flash hier nichts zu suchen habe. Information via Flash in HTML einzubetten, ist, wie eine simple Nachricht mittels eines Word-Dokuments per Mail zu verschicken.
Um bei der Analogie zu bleiben: Natürlich kann ich ein Printmedium mit Techniken wie Daumenkino, holographischen Abbildungen u.ä. dynamisieren, jedoch werde ich nie die Ausdrucksmöglichkeiten des Films erreichen.
Ich sehe das Internet als textbasierte Informationsquelle und nicht als Unterhaltungsmedium, plakativ als "Fernsehen 2" bezeichnet. Die Ausdrucksmöglichkeiten von Flash interessieren mich daher schlichtweg nicht. Desweiteren ist gerade Anfängern davon abzuraten, weil sie sich besser auf die darzubietenden Inhalte konzentrieren sollten, nicht auf die Verpackung. Eine Site muss nicht unbedingt gut im Sinne von 'gestyled' aussehen, sie muss interessieren. In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals auf das Ausgangsposting verweisen:
also ich würde gerne mal eine Flashseite probieren. Woher lern ich das ? hab ihr adressen, etc. ? und was is eure Meinung dazu ? gut ? Schlecht ? schwer ?
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Die Nichtannerkennung intellektueller Gleichrangigkeit dynamischer Medien zu statischen Texten scheint mir ein vorangig deutsches Problem zu sein und findet seine Maxime in der Aussage Adornos, daß man aus dem Kino stets dümmer herauskomme als man hineinginge.
Definitiv nicht stets dümmer, aber wohl sehr selten intelligenter. Ob dynamische Medien in Deutschland keine Anerkennung finden, kann ich nicht beurteilen, da in Österreich viele Uhren anders gehen ;) Allerdings bin ich von vielem, was da gelegentlich 'herüberschwappt' nicht sonderlich angetan.
Hier wirkt eine Beschäftigung mit dem amerikanischen Philosophen Stanley Cavell stark horizonterweiternd! [1]
Siehe unten.
Letztendlich sprechen wir auch im Zusammenhang mit digitalen Medien vom Publizieren; dementprechend wähle ich als Publisher mein Transportmedium aufgabenangemessen und zielgruppenorientiert aus. Daher erscheint mir die dogmatische Eingrenzung von Veröffentlichungen im Internet auf HTML & Co. als eine unnötige - mehr noch: unzulässige - Beschränkung.
Da hast du mich falsch verstanden, bzw. habe ich mich missverständlich ausgedrückt. In welcher Form eine Publikation idealerweise stattzufinden hat, ist durchaus individuell. Da ich, wie bereits gesagt, das Internet als Informationspool sehe und die Übermittlung von Information im Sinne von Wissen begreife, beschränkt sich die Wahl der Mittel auf HTML & Co. Ein Format, dessen Qualität bei der Darstellung von Text so unzureichend ist, schließe ich daher durch die Deaktivierung des Plugins aus.
[1] Cavell an Adorno: "Wenn es Ihre feste Meinung ist, daß prinzipiell kein Film (jedenfalls keiner aus der Ära des Hollywoodtonfilms) einem ernsthaften Vergleich mit großen Texten standhalten kann, dann ist unser Gespräch beendet, wenn es überhaupt je begonnen hat; denn ich würde diese Haltung als repräsentativ für eine spießbürgerliche Intellektualität auffassen, vollkommen ebenbürtig jenem bekannteren Leiden unserer Zeit, der spießbürgerlichen Intellektuellenfeindschaft."
Ich lese keine Bücher und gehe nicht ins Kino, habe mir diesbegzüglich also keine Meinung gebildet, die ich hier formulieren könnte. Das mag verwunderlich klingen, doch haben mich alle Bücher/Filme, die ich mir bisher zu Gemüte geführt habe, im Vergleich zu dem, was es im Internet zu entdecken gibt, nicht wirklich interessiert.
LG Orlando
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SELF-TREFFEN 2002
http://www.rtbg.de/selftreffen/
http://www.megpalffy.org/temp/penneninhh.html