Hi emu,
Die browserspezifischen Unterschiede [...]
Das ist eine der grundsätzlichen Eigenheiten (nicht Probleme) von Seiten im WWW. Tabellen sind da natürlich eine feine Sache, weil man dadurch dieses »Problem« eher absichtlich übersehen kann und es so
scheint, als könne man über das Aussehen so verfügen wie über ein
Plakat.
Unklare Antwort! Also nochmal, ganz simpel: Kann man ein vorgegebenes Layout freier und schneller mit Tabellen umsetzen angesichts der diversen Browserunterschiede als mit CSS-Positionierungen oder nicht?
"Layout ist Quatsch" ist übrigens keine Antwort auf die Frage.
Meine Blindtexthomepage dürfte genau diesem Cliché entsprechen
Ein Bekenntnis?
Bekenntnis wozu?
Zu einem gewissen Purismus? Ich finde die Ideee zu Deiner Seite durchaus interessant, aber das Layout ist wirklich abschreckend. Gerade Blindtext dient nicht der Informationsvermittlung, sondern der Erprobung von Layouts...
Der Zweck der meisten Seiten im Internet: Wie würdest DU den
bezeichnen?
Informationen möglichst effizient zu bringen. Ich halte nichts davon, auf gewöhnlichen Seiten wie Firmenbeschreibungen, etc. "Stimmungen aufzubauen". Die Gestaltung sollte den Text optimal unterstützen, der Benutzer will ja normalerweise etwas wissen und nicht von den Künsten des Seitenautors beeindruckt werden. Natürlich braucht man manchmal aufwändige Seiten, die den Besucher ansprechen, aber viele Designer erheben das *Design* zum Selbstzweck und vergessen oft genug auf das Medium - das ist gefährlicher als eine Fixierung auf eine Technik.
"Seiten mit Firmenbeschreibungen", was für Seiten sind das? Börsennotizen? Dann schau Dir doch mal gut gemachte Seiten an, etwa die der Commerzbank, welche große Rolle hier grafische Darstellungen spielen, wieviel Informationen hier auf eine Seite gepackt werden müssen usw. Die Information ergibt sich gerade aus der Kombination der verschiedenen Elemente und manchmal sagt ein Bild wirklich mehr als tausend Worte...
Sicher fragt man sich manchmal, was die hübschen jungen Mädchen in der Werbung zu suchen haben, anstatt daheim ihre Küche und die Leibwäsche ihres Verlobten in Ordnung zu halten, aber vielleicht steckt dahinter auch ein Prinzip, das man mit CSS nur schwer beschreiben kann?
Sicher, Design als Selbstzweck gibt es, auch langweilige und inhaltsleere Texte, die nur der Darstellung oder Erprobung einer Technik oder eines Layouts (!) dienen, aber warum solche Negativbeispiele zum Ausgangspunkt einer Debatte zu machen? Ich diskutiere Sinn und Unsinn des privaten Autoverkehrs ja auch nicht lediglich an Autos, die niemals anspringen *g*
Die Frage ist, ob man beim Design mit DIVs freier ist, ein Design umzusetzen, als mit Tabellen.
Ich bin - ganz im Gegensatz zu vielen hier - nicht der Meinung, man dürfte den Autor nicht in seinen Ideen einschränken und müsse nur ja darauf schauen, dass jede innovative Idee ideal umgesetzt werden kann.
Wer ist "man"? Du weichst der einfachsten Frage stetig aus: Welche Technik ist das beste Mittel, eine gegebene Idee zu realisieren? Es zeigt lediglich, wie weit Du reale Aufgaben aus den Augen verlierst. Natürlich ist man als Programmierer stetig gefragt, ob sich die Idee eines ahnungslosen Kollegen aus der Designabteilung oder dem Rechnungswesen realisieren lässt und welchen Aufwand das mit sich bringt, aber selbstverständlich erwartet man von Dir im Alltag keine Belehrungen über den Sinn und Unsinn betrieblicher Berechnungen oder die Kritik einer Werbestrategie, sondern die wirkliche und innovative Bemühung um eine funktionale Umsetzung der Vorgaben. Wenn eine Firma etwa ein Logo mit einer Schmuckfarbe verwendet, die nicht so ohne weiteres im Web so umzusetzen ist, wie im Druck, erwartet man erstmal den ernsthaften Versuch einer möglichst großen Annäherung, eventuell die Entwicklung einer Alternative, die in beiden Welten funktioniert, nicht aber eine bockige Nölerei, Logos seien eh Firlefanz *g*
Das WWW ist kein bunter Faschingsball der Designfreunde, bei dem es darum geht, möglichst extravagant auszusehen. Hier herrschen eben aufgrund der verschiedenen Vorraussetzungen bei jedem Besucher andere
Gesetze, als sonstwo. Und wenn die Technik gewisse Dinge nicht möglich macht, dann sollte man sich überlegen, wie man es eleganter lösen kann, statt unbedingt mit allen Mitteln eine Idee durchsetzen zu wollen. Und ja - Ausnahmen gibt es, das haben wir schon zu Genüge
besprochen.
Kein "bunter Faschingsball der Designfreunde", sondern ein Verband zur Umarbeitung von Werbung in das Design von Todesanzeigen? Natürlich geht es im Web genau wie in der übrigen Welt darum, Menschen anzusprechen, ihnen etwas zu erklären, sie für etwas zu begeistern, sie sexuell anzumachen usw. Die Mischung der emotionalen, bildlichen, textlichen Gestaltungselemente ist je nach Aufgabe verschieden, aber eben das macht selbst bei Informationsseiten die Qualität aus. Ein Satz, der die Lesbarkeit am Bildschirm unterstützt, Grafiken und Bildschirmordnungen, die helfen, Informationen strukturiert darzubieten, Navigationselemente, die es ermöglichen, sich nach kurzer Zeit in einem komplexen Angebot zurechtzufinden, kleine, ohne großes Nachdenken verständliche Piktogramme und Symbole, die bestimmte Funktionen auf den Punkt bringen. Intuitive Bedienung ist angesagt, eine sinnvolle Steuerung, Wiedererkennbarkeit, Gestaltung von Identität usw.
Natürlich macht die Netztechnik zur Zeit starke Vorgaben
Damit muss man leben, wenn man die Vorteile des WWW nutzen will.
Eine realistische Einschätzung der Möglichkeiten hat immer etwas für sich, aber aufgrund Deiner Argumentation scheint es mit fast so, als seiest Du glücklich über die Einschränkungen und als erscheine Dir der Purismus als lobenswertes Resultat dieser Einschränkungen.
Etwas aus dem Zusammenhang gerissen: Ich habe gerade nach einer Besichtigung alter Druckmaschinen und Druckerwerkzeuge eine Gutenberg-Biographie gelesen, und dieser große Erfinder hat sich, obwohl in seinem berühmtesten Werk der Text stärker im Vordergrund stand als bei den meisten Webseiten heute, vor allem als Künstler verstanden und all seine technischen Überlegungen der grafischen Idee der gewünschten Textdarbietung untergeordnet und noch heute kann man mit Genuss jede einzelne der von ihm gesetzten Seiten bewundern. Vielleicht fehlt so etwas Deiner Blindtextseite, der Bezug auf die Bemühung um die optimale grafische Darbietung von Texten, die hinter den Blindtexten ursprünglich steckt, der Aufbau und die Kontrolle von Satzspiegeln, die Prüfung der Wirkung von Zeichensätzen usw.
Die künstliche Trennung von Technik und Design ist genau der Fehler, den Du immer den designorientierten Seitenorduzenten unterstellst: eine falsche Trennung von Form und Inhalt.
Viele Grüße
Mathias Bigge