Hi!
mich beschäftigt eine Frage: Es werden des öfteren Behauptungen aufgestellt, dass Open Source-Software sicherer sei, als kommerzielle Produkte.
Naja, nicht zwangslaeufig. OSS hat das *Potential*, sicherer zu sein. Das Potential besteht darin, dass jeder den Sourcecode durchlesen und Fehler/Sicherheitsluecken finden kann. Wenn es ein so unbekanntes Projekt ist, dass sich keiner fuer den Source interessiert, nuetzt das ganze Potential aber nichts. Von allein wird nichts sicherer.
Da stellt sich mir die Frage, wie kann das sein? Bei Open-Source programmiert jeder mit... jeder könnte sich ein Hintertürchen einbauen. Jeder hat Einblick in den Quellcode und sieht daher direkt, falls es Schwachstellen geben sollte und kann diese gezielt nutzen.
Und warum sollten die das tun? Die grosse Mehrzahl derer, die eine Schwachstelle finden, sorgt dafuer, dass sie korrigiert wird und nutzt sie nicht aus. Schwachstellen selbst einbauen klappt auch nur in der Theorie. In der Praxis kann nicht jeder hergehen und in irgendein OSS-Projekt eigenen Code einbringen. Der Code ist in der Obhut einiger (meist weniger) Maintainer, und nur die koennen Code aendern/ergaenzen. Als Aussenstehender kann man denen zwar meist Patches senden, aber ob der dann auch eingepflegt wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Zumindest wird ein Maintainer sich den Patch genau angucken, bevor er ihn einspielt. Also einfach so boesen Code einschleussen ist nicht.
Und Fehler, die fast zwangslaeufig entstehen, werden dank der offenen Verfuegbarkeit des Codes meist schnell gefunden. "Peer review" nennt man das, wenn tausende andere Leute sich das Geschreibsel eines Entwicklers anschauen. Mit Closed Source bist Du an der Stelle halt aufgeschmissen, und genau das ist der Hauptgrund, warum CS tendenziell viel unsicherer ist.
Bei kommerzieller Software kennt keiner den Quellcode... die Suche, wo eine Sicherheitslücke ist, bleibt ein Ratespielchen.
Es gibt genug Leute, die so gut mit ihrem Disassembler oder sonstigen Tools umgehen koennen, dass der fehlende Source fuer sie keine unueberwindbare Huerde darstellt. Wir sehen das ja regelmaeszig, wenn wieder eine Sicherheitsluecke in einem Closed-Source-Produkt bekannt wird. Allen voran ist wohl der IE, bei dem hoechstens zwei Wochen zwischen zwei Meldungen vergehen.
Daher müsste kommerzielle Software doch sicherer sein, da im Gegensatz zu Open-Source die "Bauanleitung" (der Quellcode) zur Umgehung von Sicherheitstechniken nicht direkt mitgliefert wird...?
Ja, das ist die typische Microsoft-Argumentation (die stellen das nicht als Frage, sondern behaupten das einfach). Das ist aber ein Trugschluss. Es gibt einfach deutlich mehr "good guys" als "bad guys". Daher funktioniert das OS-Prinzip.
So long
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