Hi Andreas,
Also dazu muss ich nun doch mal was sagen ...
<<die Leute sind einfach anders drauf>>
Richtig: Wesentlich lockerer und freundlicher als unsere haeufig missmutigen Landsleute.
<<die Gesellschaft ist eine ganz andere, viel weniger sozial>>
Was heisst sozial? Kohle vom Sozi? Dann hast du Recht, denn die gibt's hier in dieser Form nicht. (nicht ganz ernst gemeint)
Ansonsten sind die Amerikaner sozial weitaus staerker engagiert, als du es in Deutschland jemals finden wirst. Nachbarschaftshilfe, Spendenbereitschaft, das freiwillige Engagement fuer soziale (privat als auch staatlich) Einrichtungen etc. werden hier grossgeschrieben. Ein Grund dafuer ist u.a. die haeufig mangelhafte soziale Absicherung der Menschen hier. Aber das ist auch nur ein Grund von vielen. Grundsaetzlich wird soziales Engagement in den USA naemlich als selbstverstaendliche Buergerpflicht angesehen.
<<Daher sind viel weniger Leute gegen den Krieg, hat man an den Demonstrationen gesehen, die hätten das meiste bewirken können, hatten aber die wenigsten Demonstranten>>
Bloedsinn. Die Zustimmung in der amerikanischen Bevoelkerung fuer einen Angriff auf den Irak ohne das Okay des Sicherheitsrates liegt bei 47% (lt. Umfrage von gestern). Darueber hinaus gibt es im ganzen Land schon seit Wochen zahllose groessere und kleinere Demos. Insbesondere hier in der Bay Area sind Hunderttausende auf die Strassen gegangen.
<<Für Amerikaner ist USA die Welt, der Rest ist ziemlich egal.>>
Viel zu pauschal, denn "die Amerikaner" gibt es nicht (bei uns sind z.B. 40% der Bevoelkerung Mexikaner). Deine Einschaetzung mag ggf. zutreffen, wenn du ueber die Leute redest, die hier gemeinhin als "Red-Necks" tituliert werden. Aber genau diesen Typ Mensch findest du auch auf dem platten Land in Bayern. Denen ist der Rest der Welt auch ziemlich wurscht. Meine Erfahrung aus zehn Jahren Leben in der Naehe von Muenchen ...
<<Was in Europa ist interessiert dort kaum jemanden.>>
Wenige, das stimmt. Was aber auch daran liegt, dass Europa aus der Ferne betrachtet recht kleinkariert und unbedeutend wirkt.
<<Was mit der Umwelt oder den Energie-Recourcen passiert - wen kümmerts>>
Du darfst nicht den Fehler machen, Bushs Rueckzug aus dem Kyoto Abkommen mit der Einstellung der Amerikaner zu ihrer Umwelt zu verwechseln. Hier in California ist die Umweltschutzbewegung zum Beispiel sehr stark - ebenso in Oregon und Washington (State), um nur ein paar Beispiele von der West Coast zu nennen.
Damit du nicht einen falschen Eindruck kriegst: Hier in den USA ist beileibe nicht alles Gold was glaenzt und es gibt viele Probleme. Dennoch halte ich pauschale Bewertungen einer ganzen Nation fuer unangebracht und falsch.
Gruss
Uwe
San Jose, California