Tach auch,
In den meisten mir bekannten Lehrwerken wird das tatsächlich mit Worten erklärt, wenn auch mit einer ergänzenden Grafik, die das Verständnis erleichtert. Und wenn sie es dem Schüler leichter macht, einen Prozess zu verstehen, dann sollte man die Skizze einsetzen, ja.
Da machst Du meiner Meinung/Interpretation nach den entscheidenden Fehler: Fuer Dich scheint das Web nur ein anderes Format eines gedruckten Buches zu sein. Fuer mich kann und soll das Web mehr sein. Das Web hat die Moeglichkeit interaktiv zu sein, die Moeglichkeit Multimedia einzusetzen. So wie der Lehrer der halt eben nicht nur steif dasteht und redet, sondern Gestik benutzt, Modelle benutzt, zeichnet waehrend er etwas erklaert, also in gewissem Sinne multimedial arbeitet. Er laesst die Schueler Sachen ausprobieren, sie selber zeichnen, vielleicht das Modell auseinandernehmen. Das ist fuer mich multimedial arbeiten und koennte wunderbar im Web nachgeahmt werden. Das geht nicht mit Alternativtexten.
Es ist nur so, dass man im Internet nicht darauf vertrauen kann, dass der »Schüler« diese Grafik überhaupt sehen kann - wenn er sie sieht, dann ist es natürlich gut, wenn nicht, dann sollte ein ausreichender Alternativtext zur Verfügung stehen.
Nur wie sieht ein Alternativtext aus bei dem ein Schueler ein Aufklappmodell des Verdauungstrakts benutzt um zu erfahren wie der aussieht? Wo der Schueler nach Lust und Laune auf was klicken kann und dann passiert etwas? Wo er Optionen ausprobieren kann?
Nebenbei - solche (sinnvollen) Flash-Anwendungen habe ich bis jetzt kaum wahrgenommen.
Weil Du nicht danach gesucht hast oder weil es sie nicht gibt?
Ich gestehe Dir zu, es gibt davon leider viel zu wenig. Ich wuerde mir wuenschen es gaebe viel mehr davon.
Und warum nicht? Der Besucher will doch was lernen. Warum sollte man dann nicht von ihm erwarten dass er auch auf mich zukommt? Ich biete ihm was an, moeglichst noch kostenlos fuer ihn, habe mich aber gefaelligst nach dem Besucher zu richten?
Damit kannst du im Prinzip jede Diskussion im Keim ersticken. Wenn du auf dein Recht als Autor pochst, dein Werk unbenutzbar zu machen, dann kann niemand etwas dagegen sagen. Aber darum sollte es doch in dieser Diskussion nicht gehen, oder?
Nein. Aber es sollte auch darum gehen dass auch der Autor gewisse Rechte hat. Wobei ein Autor durchaus Ruecksicht nehmen sollte, also Sachen sinnvoll einsetzen sollte.
Sehr viele denken in Ihrer kleinen Welt und koennen sich sinnvolle Nutzungsmoeglichkeiten gar nicht vorstellen, rein weil sie dafuer keinen Bedarf haben.
Nicht an Barrierefreiheit zu denken ist in meinen Augen ebenfalls ein Indiz dafür, dass sich Autoren nicht vorstellen können, dass es dafür Bedarf gibt, einfach, weil bei ihnen alles perfekt dargestellt wird...
Um ehrlich zu sein, ich halte Barrierefreiheit fuer Unsinn, mal ganz provokant gesagt (wobei mir wahrscheinlich nur der erste Teil das Satzes zitiert werden wird...). Ich glaube durchaus an Barriereminimierung, Barrierefreiheit gibt es fuer mich nicht. Ich glaube einfach dass Menschen unterschiedlich sind und nicht jeder alles haben kann. Sei es durch koerperliche Unterschiede (Blindheit, Taubheit, Koerpergroesse, Kraft etc pp) oder geistige Unterschiede (Motivation, Denkweise, Intelligenz, Talent, Interesse). Damit finde ich mich in Grenzen ab und ich glaube auch sehr viele andere.
Was natuerlich nicht ausschliesst dass man in sinnvollen Massen Barrieren reduzieren kann und sollte, was ich auch durchaus tue.
Aber ich nehme mir die Freiheit heraus von Leuten die meine Bilderseiten besuchen zu erwarten dass diese in der Lage sind die Bilder zu sehen. Ich bin nicht bereit seitenlange Texte zu schreiben was denn auf den Bildern zu sehen ist. Da steht dann halt im Alt-Text nur "Picture of the Sound of Islay" und nicht "A view over the Sound of Islay with Islay on the left and Jura on the right. The hills of Islay are covered in heather and are of a green/purple colour. They are approx 100 feet high. The water in the sound is fairly calm but you can see the currents swirling over rocks and in shallower areas. Where the wind is blowing over the water the colour is dark almost black blue, in other areas it is more of a lighter blue. In shallow areas where there is sand under the surface the colour is more turquiose, a really bright colour. The hills on Jura are much higher, some of them go up to 500 feet. There is a stately home with a main building and three towers with turrets on top of them in view. On one of them you can see the Saltire, on the other one the flag of the owner with his heraldic symbols. There is a brae behind the castle where you can see deer climbing up the slopes. Two of them are male and three seem to be female. And so it goes on and on and on and on and on...."
Selbst wenn ich das machen wuerde, waere die Seite nicht barrierefrei. Sie waere vielleicht barrierereduziert, aber in meinen Augen nicht barrierefrei. Der Blinde wuesste leider immer noch nicht wie das Herrenhaus aussieht. Der nicht Englisch sprechende koennte mit der Beschreibung nichts anfangen. Derjenige mit Grundkenntnissen koennte so einige der Worte nicht verstehen. Wer nicht weiss was die Saltire ist weiss nicht was dort im Winde weht. Der Bergbewohner der noch nie am Meer war wird noch immer Probleme haben sich das Meer vorzustellen. Und der Mensch mit der langsamen Verbindung wird nach der Haelfte des Textes entnervt den Download abgebrochen haben.
Wobei es natürlich auch Untersuchungen gibt, dass erfahrene »Surfer« eine »banner blindness« entwickeln und blinkende Objekte nicht mehr wahrnehmen.
Was ich nicht glaube. Sie glauben dass sie die Banner nicht mehr wahrnehmen. Fuer die Inhalte des Banners duerfte das sogar stimmen, aber die Ablenkung ist noch immer da. Dazu sind wir naemlich biologisch programmiert, damit wir rechtzeitig wegrennen koennen wenn das was sich da bewegt ein gefaehrliches Tier sein sollte.
Gruss,
Armin