Sönke Tesch: Verisign: was geht ab?

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http://www.heise.de/newsticker/data/ad-17.09.03-000/

Da geht's um eigentlich nicht existierende Domains und deren Auflösung in den Verisign-Suchdienst.

Ferner soll (laut David im frz. Forum) Verisign eine Technologie entwickeln, um die derzeit allgegenwärtigen Bar-Codes durch neue Etiketten zu ersetzen, welche via Radiowellen den Lagerbestand "on the fly" anpassen und so eine bessere, just-in-time Lagerverwaltung erlauben sollen.

Was hat das eine jetzt mit dem anderen zu tun? Die RFID-Geschichte ist darüber hinaus zumindest momentan auch schon wieder zurück geschraubt worden (schau mal bei Heise nach, dort gibt es eine ganze Reihe Meldungen dazu).

Weg frei für den gläsernen Verbraucher?

Mit sujet 1 ganz bestimmt nicht, zu sujet 2 wäre anzumerken, daß es hierzulande immer noch Datenschutzgesetze gibt.
Der einzig wesentliche Vorteil gegenüber dem existierenden Strichcodesystem ist die einfachere Warenverwaltung. Per Strichcode mußt Du jede Verpackung rausholen, anpeilen und beispielsweise zusätzlich noch das Verfallsdatum ablesen und per Hand eintippen; per Funk braucht man gewissermaßen nur einen Spaziergang durch die Gänge zu machen und hat alle wichtigen Daten sofort zur Hand.

Davon abgesehen:

  • Niemand kann Deine Einkäufe mit Dir in Verbingung bringen, solange Du bar bezahlst.

  • Deine Einkäufe mit Dir in Verbindung bringen ist dank der Strichcodes auch heute schon problemlos möglich, sofern Du zu den nervigen Leuten gehörst, die den ganzen Supermarktbetrieb mit der Kartenzahlung aufhalten ;)

  • In kleineren Supermärkten und erst recht im Tante Emma-Laden war und ist es durchaus ganz normal, daß die Kassierin Dich mit Namen (oder zumindest vom Sehen her) kennt und dementsprechend auch weiß, was Du einkaufst. Gut, die Dimensionen sind andere, aber das Fehlen totaler Anonymität hat beim Einkauf die letzten 500 Jahre mit Ausnahme der Kunden eines Flensburger Versandhauses niemanden gestört.

  • Es ist IMHO nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Händler sich die Mühe macht, den Kunden basierend auf irgendwelchen waghalsigen Statistiken spezielle Produktpakete anzubieten. Du mußt es ja nicht kaufen.

  • Diese Form der Statistikauswertung ist dank der Strichcodes auch heute schon problemlos möglich.

  • Mit in Betracht ziehen sollte man eventuell auch, daß in den USA -wo der ganze Kram herkommt- wesentlich andere Systeme zur Kundenbindung existieren. Das hier in Deutschland seit einer Weile wieder zaghaft in Mode gekommene Kundenkarten-System wird drüben explizit und ausgiebigst dazu genutzt, den Kunden auf sie persönlich zugeschnittene Werbung zukommen zu lassen. Das ist gewissermaßen der Preis für 20%-, 30%-, 40%-ige Rabatte auf viele Artikel beim Supermarkt-Einkauf mit Kundenkarte und/oder Bezahlung per monatlicher Rechnung.
    Die USA starten den Angriff auf die Privatssphäre (wenn's denn eine ist) also von einem vollkommen anderen Level als wir in der Rabattmarken-Dritte-Welt.

Gruß,
  soenk.e