Hallo, Mathias!
"We don't need no walls, to keep our people in."
ja, daran kann man gut sehen, dass sich im grunde nichts geändert hat. früher _durfte_ man nicht ins (kapitalistische) ausland, heute halten einen andere zwänge hier fest.
ob ich (im osten) nicht protestieren durfte, oder mein protest (im westen) "ausgesessen" wird, macht in der konsequenz nicht wirklich einen unterschied.
Es wurde sicher vieles falsch gemacht, vor allem von der CDU/FDP-Regierung zu viel Geld unkontrolliert unter die Leute gestreut, Wohlstand auf Pump hergestellt, so dass heute die Enttäuschung um so bitterer ist.
vor allem, weil es dabei nicht "nur" um einen windigen "fliegenden autohändler" geht, der mir einen schrotthaufen für teures geld untergejubelt hat, sondern um die wirtschaftliche existenz meines _gesamten_ lebens. ich soll: steigende rentenbeiträge für die alten zahlen, mich gleichzeitig mit rapide sinkenden leistungen für meine eigene rente zufriedengeben (die vermutlich um ein vielfaches unter meinen, in diese "versicherung" eingezahlten beiträgen liegen), die versorgungslücke mit einer zusätzlichen versicherung füllen (von der nicht sicher ist, ob sie nicht hartz 32 zum opfer fällt), und dieses wunder mit einem weiter sinkendem lohn vollbringen. nebenbei soll ich davon auch noch leben. und etwas zum wirtschaftskreislauf beitragen.
Glaubt wirklich irgendjemand, die Montagsdemos richten sich gegen Hartz IV? Das ist ein tragischer Irrtum: 1989 musste lange nicht nur die Mauer weg.
Das denke ich auch. Aber noch sind es nicht die Betroffenen, die auf die Straße gehen, zumindest im Westen, sondern eher engagierte Studenten und Gerwerkschaftsleute.
also ich habe in mehreren berichten gelesen, dass in verschiedenen städten arbeitslose diese demos initiiert haben.
Ein wirklicher Widerstand würde entstehen, wenn die Betroffenen sich nicht länger ohne Murren deklassieren ließen. Eine spannende Situation. Die politische Klasse braucht Druck, davon bin ich fest überzeugt.
nein, die bevölkerung muss begreifen, dass sich demokratie nicht allein per gesetz festschreiben lässt, sondern durch tägliche beteiligung daran jeden tag wieder gelebt werden muss. ohne diese beteiligung und aktive kontrolle jedes "furzes" eines politikers werden diese ihre machtstellung immer wieder missbrauchen ("macht korumpiert."). die chance, die gesetzlichen bedingungen dafür zu verbessern, haben wir 1989 nicht genutzt.
freundl. Grüsse aus Berlin, Raik