Hallo,
(...) Meine Prognose: Es wird in Zukunft beide Schienen geben, eine fehlertolerante, etwa für eMails und die schnelle Kommunikation in einer Arbeitsgruppe, eventuell sogar reduziert auf zentrale Tags, und eine Schiene in Richtung XML mit sehr genauen Standards.
Hier finde ich die Entwicklung sehr interessant, dass es faktisch keinen wirklich standardkonformen XML-Parser in den Browsern gibt (wenn die kompromisslose Lesart MudGuards angelegt wird). Der XML-Standard ist ja, was bestimmte Fehler angeht, sehr deutlich und sieht Fehlertoleranz nicht vor. Bei Wohlgeformtheitsfehlern brechen die Parser zwar auch weiterhin ab. Wer als XHTML schreibt und es darauf anlegt, dass die Browser ihre XML-Parser einsetzen, muss formale einwandfrei Syntax abliefern, sonst streikt der Browser völlig. Über dieses Verhalten wurde in letzter Zeit kontrovers in der Szene diskutiert. Angesichts dessen, dass die Weiterentwicklung von HTML nur im Rahmen von XML und damit diesen strengen Regeln verläuft, spielt die von dir angesprochene Forderung nach einer einfachen und robusten Hypertextsprache als Alltagstechnik für Laien natürlich eine zentrale Rolle.
Davon ungeachtet sind die Browserprogrammierer faktisch dazu übergegangen, dass sich die XML-Parser nicht mehr sklavisch an die Regeln halten. So wird mittlerweile die Kodierung eines XHTML-Dokuments durch nicht-standardgerechte Browserheuristik festgestellt. Der Standard schreibt vor, dass die Kodierung UTF-8 angenommen werden muss, wenn keine anderslautende angegeben wurde. Das bedeutet gleichzeitig, dass der Parser die Verarbeitung abbrechen müsste, wenn er z.B. auf ISO-8859-1-kodierte Zeichen wie Umlaute trifft. Bei früheren Opera- und Mozilla-Versionen war das meines Wissens auch der Fall. Die jetzigen verarbeiten das Dokument trotzdem so gut es geht, obwohl es kein gültiges XML-Dokument ist. Aus technischer Sicht ist es natürlich nicht ratsam, solche Dokumente zu schreiben, da die besagte universelle Verarbeitbarkeit flöten geht.
Insofern sehe ich trotz aller (in sich zweifellos plausiblen) Forderungen nach Striktheit selbst diese harte Linie faktisch bröckeln bzw. sie wird von der Wirklichkeit überholt. Und diese Entwicklung könnte sogar demokratisch genannt werden.
Mathias