Raik: GMX ist sauer

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Hallo, KD-one!

Ich verstehe deine Ironie, gleich mal vorab.

Danke

Nichtsdestotrotz soll und darf man Timos Argument nicht beiseite schieben, denn ein großes Körnchen Wahrheit steckt schon drin.

Eher ein kleines, denn ich sehe die ganze Sache noch etwas anders:

Der Staat hat einen gewissen Finanzbedarf.
Dieser Bedarf schwankt zwar aufgrund Arbeitslosigkeit, fähige/unfähige Beamte, aussergewöhnliche Aufgaben (Flutkatastrophe etc.), wird aber zur Vereinfachung mal als relativ feste Grösse angenommen.
Wenn die Steuer-/Abgaben-/Zoll-/ect.-Einnahmen zurückgehen, sorgt der Staat durch Änderung der Höhe von St./Abg./Zö. oder durch Einführung neuer Ts./Abg./Zö. dafür, dass sein Finanzbedarf wieder gedeckt wird.
Quelle dieser Finanzen ist die Wirtschaft, bestehend aus Unternehmern und Arbeitern.
_Jeder_ Mensch, ob Unternehmer oder Arbeiter versucht, seine Ts./Abg./Zö.-Belastung so gering, wie möglich zu halten.

Laut einer statistischen Grafik aus der Gewerkschaftszeitung der IG-Metall haben zu Zeiten des Wirtschaftswunders die Unternehmer den Finanzbedarf des Staates zu ca. 90% gedeckt, den Rest der Arbeiter.
Im Laufe der Zeit hat sich diese Verhältnis drastisch geändert und liegt heute bei 10% von den Unternehmern und 90% von den Arbeitern.
Die Wirtschaft als Ganzes finanziert _weiterhin_ 100% des Finanzbedarfes des Staates.

Nun ist es eine altbekannte Weisheit, dass Geld Geld heckt. Allerdings nicht, wenn es im Sparstrumpf bei Oma unter der Matratze liegt, sondern nur, wenn es im Wirtschaftskreislauf rotiert.
Der Irrglaube der Politiker, es käme auf "Wirtschafts_w_a_c_h_s_t_u_m" an, ist _falsch_. Eine funktionierende Wirtschaft ist dadurch gekennzeichnet, dass das Geld _rotiert_. Auf den "Wirtschafts_k_r_e_i_s_l_a_u_f" kommt es an.

Früher gab es nur einen Weg für die Unternehmer, reich zu werden: gute Produkte produzieren und so viel, wie möglch davon so schnell, wie möglich verkaufen. Es kam darauf an, Material zu sparen und sinnvoll einzusetzen.
Heute ist es attraktiver, _einen_ Buchhalter/Steuerberater einzustellen, statt für das gleiche Geld 5 neue Arbeiter. Aufgrund der Finanzpolitik der letzten Jahrzehnte ist der Preis für einen Arbeiter um ein vielfaches gestiegen, ohne dass dieser etwas davon hätte.
Unsere Politiker haben aus dem Arbeiter ein unattraktives, überteuertes Produkt gemacht.

Anstatt seine Produkte zu optimieren und seine Verwaltung schlank zu halten spart ein Unternehmer heute bei den Arbeitskräften, womit sich aber der Hund in den Schwanz beisst, weil diese auch gleichzeitig die potentiellen Käufer seiner Produkte sind.
Das Geld rotiert nicht mehr in der Wirtschaft, arbeitskräfte-intensive Wirtschaftszweige, wie die Landwirtschaft, Bergbau, etc. gehen "den Bach runter", jeder Unternehmer klagt über die schlechten Zeiten und müht sich weiter, dem Witschaftskreislauf noch mehr Geld zu entziehen.
Branchen, wie Versicherungen und Banken, wo von verhältnismässig wenigen Menschen mit sehr viel Geld umgegangen wird, geht es viel besser, als dem Rest der Wirtschaft. Spekulationen an der Börse reissen selbst gesunde Unternehmen in die Katastrophe, aus Konkurskandidaten werden plötzlich für ein paar Tage lohnende Anlageobjekte, das Geld fliest nicht mehr in geordneten Bahnen durch die Wirtschaft, sondern bildet tödliche Strudel und übt zerstörerische Kräfte aus. Nicht mehr die tatsächliche Leistungsfähigkeit, sondern Gerüchte und Spekulationen bestimmen heute den Wert eines Unternehmens.

Und dabei hat sich im Grunde genommen nichts geändert. Die Wirtschaft als ganzes trägt immer noch den Finanzbedarf des Staates. Nur tragen ihn heute nicht mehr alle Unternehmen geneinsam, sondern je grösser ein Unternehmen, desto eher rechnet sich eine hohe Investition in einen Steuerspezialisten, der alle Tricks und Schlichen kennt, sich durch den Ts./Abg./Zö.-Dschungel des Staates zu winden.
An wem bleibt also die Erwirtschaftung des Finanzbedarfs des Staates hängen? An den kleinen Firmen, für die sich diese Ts./Abg./Zö-Optimierung nicht rechnet und vor allem am Arbeiter, für es überhaupt keine derartigen Regelungen, Tricks, Kniffe und Steuerlücken gibt.

Das Tragische dabei ist, das die Einführung all dieser Regelungen bei Weitem leichter war, als es ihre Abschaffung sein wird, weil sich die Wirtschaftsstruktur diesen Bedingungen angepasst hat und die Unternehmen, die heute am meissten davon profitieren, auf Besitzstandswahrung pochen würden.

Die Entwicklung geht dahin, dass nur noch ganz große und ganz kleine Unternehmen lebensfähig bleiben werden, die Mittelständer sind heute allesamt schon in Schwierigkeiten.

Hinzu kommt noch, dass nicht nur unsere Politiker, sondern häufig auch unsere "Wirtschaftsführer", die als "Manager" in grossen Firmen Angestellten von ihrer Arbeit nicht wirklich Ahnung haben.
Siehe dazu:
"Nieten in Nadelstreifen" http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3426771365
"Der Börsenschwindel" http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3442151783
"Macher im Machtrausch" http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3426775379
"Absahnen und abhauen" http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3426774771
alles von Günter Ogger

freundl. Grüsse aus Berlin, Raik