Hi Bio,
Hat nicht auch der Kapitalismus seine Ideologie,
Ist nicht jede Meinung/Politik letzten Endes ideologisch, weil sie auf als axiomatisch angesehenen Grundüberzeugungen fußt?
Interessante Frage. Wenn Du an Stalin denkst und ihn mit Schröder vergleichst, gibt es sicher graduelle Unterschiede. Vielleicht gibt es auch keine wissenschaftlichen Maßstäbe für die richtige Wirtschaftspolitik, aber vielleicht doch Prüfsteine für den Erfolg. Die Regierung Schröder hat im Grunde viel Mut bewiesen, gegen Teile ihrer eigenen Klientel wirtschaftspolitische Konzepte durchzusetzen, wie sie die Kohl-Regierung gepredigt aber nicht umgesetzt hat. Was wären nun Prüfsteine, ob dieses Konzept aufgegangen ist oder ob nicht?
Ich betrachte den Ansatz in vielen Aspekten für gescheitert, vor allem aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und der Unsicherheit der bestehenden Arbeitsplätze. Natürlich ist es nun eine _politische_, keine wissenschaftliche Frage, was als nächstes versucht werden soll.
Diesen Prozess: Die Prüfung wirtschaftspolitischer Konzepte in der Praxis und die politisch-demokratische Bewertung des erzielten Erfolgs würde ich als begrenzte oder kontrollierte Ideologie bezeichnen.
Natürlich gibt es auch andere Quellen für eine ideologische Sicht der Welt als die Wirtschaftstheorie, vor allem natürlich, wenn partikulare Interessen als Gemeininteressen dargestellt werden, aber das ist vielleicht ein anderes Thema.
Es scheint mir so, als seien die Wege, Manager für Fehler verantwortlich zu machen, bei uns besonders unterentwickelt zu sein. In den USA ist man da wesentlich konsequenter. Das ist natürlich nicht nur eine Frage der Gesetz, sondern auch der Unternehmenskultur. Ein konkretes Problem ist vielleicht die allzu unbegrenzte EInflussmöglichkeit der Banken, da finde ich die amerikanischen Regelungen ebenfalls viel besser.
Hat nicht jeder Unternehmer das Recht, sein Unternehmen vor die Wand zu fahren?
Manager sind meist keine Unternehmer. Sie zocken also nicht mit ihrem eigenen Geld.
Wofür sollen denn Manager haften? Dafür, wenn ein Chemie-Werk explodiert oder ein Aufzug einen 3-jährigen zerquetscht? Oder wenn Arbeitsplätze abgebaut werden? Oder für wirtschaftlichen Mißerfolg?
Nehmen wir ein Beispiel: Zahlreiche (Klein-)Aktionäre wurden durch die Telekom über den tatsächlichen Wert des Unternehmens getäuscht. Bei der Mannesmann-Fusion bestehet der ebenfalls der Verdacht, dass die Spitzenmanager für bestimmte Entscheidungen finanziell entlohnt worden sind. Da halte ich unsere Gesetze für zu lachs und liberal.
Der Bedarf nach Kinderbetreuung ist zweifelsohne da - aber dennoch gibt es nicht genug davon. Der Staat sollte nicht darüber nachdenken, wie er die Kinderbetreuungsbranche subventionieren kann, sondern darüber, warum in dieser Branche keine Arbeitsplätze geschaffen werden trotz vorhandenen Bedarfs. Warum ist es so teuer, für jeweils (sagen wir mal) 8 Kinder eine Erwachsene Person zu beschäftigen und ca. 100m² Raum zu mieten, dass sich das die meisten Menschen nicht leisten können?
Die Lohnkosten dürften bei 3500 Euro liegen, wenn Du Urlaubsgeld, Urlaubsvertretung und Krankenvertretung rechnest, dazu kommen Bürokosten, Küche und, sagen wir 1000 Euro Miete, wenn ein Garten dabei sein soll, Heizung, Wasser, Einrichtung, Spielzeug usw. Wenn Du so 700 bis 800 Euro pro Kind voraussetzt, dürfte das ein großer Ansporn zur Familiengründung sein.
Rechne mal, wieviel Dein Studium den Staat kostet, dann weißt Du, warum es ohne staatliche Unterstützung kaum Universitäten und Schulen geben dürfte. Alles kann man nun wirklich nicht privatisieren.
Wie wär's mit: Weniger kompliziertes Steuerrecht? Ich kenne Leute, die wegen des Lohnsteuerjahresausgleichs lieber schwarz arbeiten als ein Gewerbe anzumelden.
Puttgarts und Pufnucken?
Viele Grüße
Mathias Bigge