Hi Mathias, hi Richard,
Vielleicht wäre es ein Ansatz, für die Schule ein Angebot bereit zu halten, aus dem die Schüler auswählen können.
dies würde mMn ins Chaos führen oder aber zu Verhältnissen wie bei uns an der Uni, seitdem es das Credit-Point-System gibt: Mit welcher Veranstaltung bekomme ich mit möglichst wenig Aufwand die maximale Punktzahl? Eine gesicherte Grundbildung wäre damit wohl nur schwerlich zu erreichen.
Das ist nicht nur bei Kindern so und im Erwachsenenleben ist das wo möglich noch ein grösseres Problem. Was aber ist Ursache und was Wirkung? Wird das Verhalten der Erwachsenen im Kindesalter geprägt, oder eher das Verhalten der Kinder durch die Erwachsenen verursacht?
Es ist eine Katze, die sich in den Schwanz beißt: Die Erwachsenen prägen das Verhalten der Kinder, und wenn die dann erwachsen sind usw. Wenn die natürliche Neugierde bereits in der Kindheit ("Das gehört nicht zum Thema, sei jetzt still!") abgetötet wird, dann wird der Erwachsene diese Neugierde von alleine nicht wieder entdecken.
Mein Töchterlein hat in einem schönen Kinderbuch einige Hyroglyphen gelernt und selber nachgezeichnet. Jetzt konnte sie vor kurzem in einem Filmbeitrag über neue aufregende Funde in Ägypten zufällig etwas lesen und wiedererkennen. Sowas zählt für mich, obwohl es genau zu gar nichts nütze ist.
Warum sagst du, das sei zu gar nichts nütze? Das Beispiel beweist doch gerade das Ggenteil. Sie hat doch nun eindrücklich erfahren, dass es einen Sinn hatte, einfach so aus Spass Hyroglyphen nachzuzeichnen.
Um noch einmal die von mir bereits zitierte Frau Birkenbihl ins Spiel zu bringen: Laut ihrem Buch "Trotzdem lehren" gibt es sog. "Neuro-Mechanismen", die aktiviert werden müssen, um Lernen zu ermöglichen, es sind sozusagen die (metaphorischen) Grundbedürfnisse des Gehirns. Je mehr davon aktiviert werden, desto leichter ist das Lernen, bis hin zum automatischen oder "beiläufigen" Lernen.
Dein Töchterlein, Mathias, hat z.B. die Neuro-Mechanismen EXPLORER (eigene Entdeckungen), IMITATION, NEUGIERDE, PROBIEREN OHNE ANGST, VERGLEICHEN und evt. noch andere bedient, indem sie Hieroglyphen abgemalt und dann an anderer Stelle wiederentdeckt hat. Hat sie die Hieroglyphen gepaukt wie lateinische Vokabeln? Wohl kaum. Sie hat sich mit Freude, freiwillig und neugierig Wissen angeeignet. Wie wäre es denn, wenn das auch in der Schule möglich wäre?
Das ist der Birkenbihlsche Ansatz vom Lernen: Kein Pauken, auch nicht mit Hilfsmitteln wie Mnemotechnik (wie die "Gedächtniskünstler" im TV), sondern aktives, intelligentes Lernen - was der Frontalunterricht i.d.R. nicht leisten kann. Das Lehrpersonal müsste also umdenken und den Unterricht zumindest teilweise anders gestalten. Der Nürnberger Trichter funktioniert einfach nicht. (Ich weiß allerdings auch, dass mittlerweile nicht mehr _nur_ Frontalunterricht gemacht wird, von der Primarstufe in NRW weiß ich es definitiv.)
Ich bin gerade dabei das o.g. Buch durchzuarbeiten und einige Techniken auszuprobieren, bisher macht es auf mich einen sehr guten, durchdachten und logischen Eindruck. Leider kann ich die Techniken nicht als Lehrender testen, da sind Leute wie ihr beiden gefragt ;-)
Schönen Sonntag noch!
O'Brien
Frank und Buster: "Heya, wir sind hier um zu helfen!"