Hi Mathias,
Die Manager handeln aus betriebswirtschaftlicher Sicht meist durchaus logisch, wenn auch rücksichtslos.
ich frage mich mittlerweile oft, ob sie tatsächlich logisch handeln, bzw. ob sie die Lage vielleicht mit einem gewissen Tunnelblick beurteilen. Wenn ich auf einem 50 cm schmalen Steg gehe und mein Blickwinkel mir nur die Sicht auf eben diese 50 cm Breite zulässt, erscheint es durchaus logisch, sorgenlos und unbeschwert weiterzumarschieren, da ich den 1000 m tiefen Abgrund zu beiden Seiten nicht sehe.
Dass dieses Einzelverhalten, das darauf abzielt, in der Konkurrenz zu bestehen, in der Summe heftige Krisen produziert, ist sichtbar, und meines Erachtens nur durch strukturelle Steuerungsmaßnahmen in den Griff zu bekommen.
Kann ein Unternehmen tatsächlich _nur_dann_ am Markt bestehen, wenn es permanente Wachstumsraten aufweist und Renditen erwirtschaftet, von denen man als Nicht-Millionär nur träumen kann? Kann überhaupt ein Markt auf Dauer existieren, der _nur_ auf Wachstum basiert?
Das -- für mich, nicht jedoch für einen BWLer aus meinem Bekanntenkreis -- unlogische am derzeitigen Verhalten der Manager in den deutschen Unternehmen (und vermutlich nicht nur hier) ist ganz einfach, dass sie scheinbar nicht sehen, dass sie sich (zumindest zum Teil) ihren eigenen Markt wegrationalisieren. Wer soll denn die Produkte noch alle kaufen? Die Arbeitslosen? Diejenigen, die mit ihren Sozialabgaben die Arbeitslosen unterstützen? Die Chinesen? Nein, letztere sind so schlau, dass sie sich erst einmal die westlichen Unternehmen ins Land holen, um das Knowhow zu bekommen und um anschließend ihre Waren selbst zu produzieren (was ich an deren Stelle übrigens genauso machen würde). Da werden noch einige Manager, die sich viel versprechen vom chinesischen Markt, ganz schön dumm aus der Wäsche schauen. Naja, und die Arbeitslosen und die Sozialabgabenzahler haben nur noch das Geld für das Allernötigste übrig, was bedeutet, dass letztlich nur noch Lidl und Co. profitieren, nur auf wessen Kosten ...
Anders gesagt: Es muss sich lohnen, sich sozial zu verhalten. Im Moment ist der Marktwert der Ware Mensch im Keller und damit wird der Sinn unseres Sozialsystem von der Wirtschaft verfehlt, da die Menschen betriebswirtschaftlich nur Mittel, nicht aber Zweck sind. Es müsste also die Frage gestellt werden, wie man den Wert des Menschen politisch wieder zu einem zentralen Wert unserer Gesellschaft machen kann.
Ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass die Politik _daran_ auch nur ein Fitzelchen ändern kann. Früher habe ich in "den Arbeitgebern" (schön pauschalisiert, nicht wahr?) immer noch faire Verhandlungspartner gesehen, mittlerweile habe ich diesen Glauben so ziemlich verloren. Es gibt einfach zu viele Widersprüche zwischen Worten und Taten unserer "Wirtschaftsbosse". Wie war noch das Sprichwort mit dem Finger und der ganzen Hand ... oder war's doch eher der ganze Arm? Sorry, aber mir wird mittlerweile schlecht, wenn ich Leute, die jedes Jahr ein Vielfaches dessen vereinnahmen, was man in einer beliebten TV-Quiz-Show auf RTL maximal gewinnen kann, darüber reden höre, dass es ihrem Unternehmen sooo schlecht geht und man jetzt mal den Gürtel enger schnallen müsse. Wer "man" ist, erfahren die abhängig Beschäftigten später ...
Geht es dem Unternehmen schlecht, so zahle dem Führungspersonal eine Prämie als Anreiz, das Unternehmen wieder auf einen gewinnbringenden Kurs zu steuern. Geht es dann bergauf, so zahle der Führungsriege eine weitere Prämie als Belohnung für gute Arbeit. >:-0
Schönen Sonntag noch!
O'Brien
Frank und Buster: "Heya, wir sind hier um zu helfen!"