hallo Mel,
danke für den link. Hast Du denn persönlich (gute) Erfahrungen damit gesammelt?
Ja, habe ich. Allerdings habe ich es niemals irgendwie als "Gegenstrategie" empfunden und auch nie so gewertet. Ich habe nur für einen Rechner, auf dem eben gerade Linux läuft (und der daher eh nicht mit Word umgehen kann, trotz OpenOffice) anfangs gar nichts anderes vorgefunden, was sich für "Satz" und "Layout" eignete.
Falls Dir spontan ein paar entscheidende Vorteile im Vergleich zu Word einfallen
Nein, und da ich die diversen Polemiken kenne, werde ich mich hüten, irgendwas für "besser" oder "schlechter" zu erklären. Ich bin kein Missionar für irgendeine Software, ich kann lediglich empfehlen, sich das alles selber anzuschauen.
Als ich meine eigene Diplomarbeit geschrieben habe, war deren Thema zwar "computertomographische Untersuchungen ...", aber der Rechner, den wir 1979 in der Charite hatten, konnte nichts drucken, dafür war er nicht konzipiert. Ich habe meine Diplomarbeit also per "Adler-Such-System" in meine uralte mechanische Schreibmaschine getippt - und wenn ich irgendwo einen Tippfehler gemacht habe, mußte ich die gesamte (Papier-)Seite eben rausrupfen und von vorne anfangen. Meinen ersten eigenen Rechner habe ich erst zweieinhalb Jahrzehnte später gekauft, und "*tex"-Technologien nur deshalb genauer angeschaut, weil mein doofer Drucker natürlich kein Postscript konnte. Das hat ich mehrere Jahre lang heftig genervt, weil das Teil unter Windows drucken konnte, unter Linux aber nicht ...
Später, in den neunziger Jahren, bin ich unter anderem im Bezirksamt Mitte von Berlin für das Druckbild verschiedener amtlicher Berichte, die das Gesetz fordert, verantwortlich gewesen. Wir hatten damals nur Windows 95 und Word 95. Das Ding war für ein echtes Drucklayout völlig unbrauchbar. Die Alternative war "Aldus Pagemaker", weil die Druckereien mit ihren (übrigens postscriptfähigen) Druckern natürlich Druckvorlagen für ihre MACs verlangten. Es gelang mir mit den im Amt vorhandenen Windows-Rechnern nicht, und die einzige Alternative war, unter Umgehung einiger Vorschriften eben auf wenigstens einem Rechner ein Linux (damals Slackware) zu installieren, das eine ordentliche, auf Latex basierende und postscriptfähige Druckvorlage erstellen konnte, die sich darüber hinaus auch auf den Macintosh-Rechnern der vertraglich verpflichteten Druckerei einigermaßen problemlos als Druckvorlage weiterverwenden ließ. Dies also zu meinen "guten Erfahrungen" mit *TEX-Applikationen.
Heute sieht das aber immer noch nicht wesentlich anders aus. Word ist Bestandteil der Microsoft-Office-Suite, und die ist längst ein in diversen Büros täglich von Hunderten Sekretärinnen malträtiertes und übrigens durchaus achtbares Software-Produkt geworden. Sie kann nahezu alles: Briefe schreiben, Serienbriefe erstellen, Diktate aufnehmen usw. ... Nur eines kann sie meines Erachtens imemr noch nicht zufriedenstellend: nämlich druckfertige Layouts erstellen bzw. verwalten. Dinge, die wir hier im Forum für die Webtechnologien diskutieren (z.B. "float") sind in Word nach wie vor problematisch. Ja, man kann das machen, aber man muß sich eben mit den Maßangaben für ein Drucklayout beschäftigen und die irgendwie in die *.doc-Datei übernehmen. Wenn man Bilder, Absätze, Formatierungen benötigt, ist Word umständlich und schwerfällig, aber _wenn_ man es denn beherrscht, kann es diesen Kram auch. Nur kann es meines Wissens immer noch kein Postscript.
Demgegenüber sind die Office-Programme, die unter Linux laufen, meines Erachtens deutlich flexibler, was die Ausgabe am Drucker angeht. Und das ist ja für deine Frage letzten Endes das, was zählt. Eine Diplomarbeit möchte die Prüfungskommission der Uni immer noch als Papier in der Hand halten können (das ist eine eigentümliche Konservativität der Hochschulen unseres Landes), so daß man sie bedauerlicherweise immer noch nicht als HTML-Projekt auf den Uni-Server laden kann. Die Professoren, die die Zensur verteilen sollen, schauen ja einfach nicht auf den Monitor ... Und für das Ausdrucken bieten meines Erachtens die Satz- und Layout-Programme unter Linux derzeit immer noch deutlich mehr Zuverlässigkeit.
Das hängt allerdings sehr stark davon ab, über welche Software und über welche Druckmöglichkeiten deine Uni, an der die Diplomarbeit verteidigt werden soll, verfügt. Heute gibt es durchaus Hochschulen mit Netzwerken, die nicht einmal mehr auf Novell, sondern nur noch auf Microsoft-Webtechnologien beruhen. Wenn die Ausrüstung deiner Uni so beschaffen ist, kannst bzw. mußt du sogar bei Word bzw. bei Microsoft Office bleiben.
und sie hier posten möchtest würde mich das sehr glücklich machen ;)
och, Herzchen, ich würde dich wirklich gerne glücklich machen ;-)
Aber da ich trotz aller hier im Forum gelegentlich anzutreffender Brummelei ein aufrichtiger und weichherziger sowie ausgesprochen toleranter und für die Demokratie kämpfender Typ bin, kann ich das halt nicht auf dem von dir gewünschten "Entweder-Oder"-Weg. Alle Technologien haben ihre Vor- und Nachteile ... Du mußt dir diejenige aussuchen, mit der du das für deine Zwecke am besten geeignete Ergebnis erzielen kannst, aber du solltest immer daran denken, daß "die anderen" sich bei der Entwicklung _ihrer_ Software ja auch irgendwas gedacht haben müssen.
Grüße aus Berlin
Christoph S.