Hi K@rl,
Bedenke, daß der National-Sozialismus auch nix anderes war als eine sozialistische Diktatur.
Sie haben sich so genannt. Woran würdest Du das sozialistische Element der NS-Diktatur festmachen?
Soll ich jetzt die national-sozialistische Ideologie herunterbeten? -- Nö! Ich begnüge mich mit Stichpunkten: Volksgemeinschaft, Volksgenossen, Volksvermögen und Produktivermögen in nationalem Besitz, etc.
Du knüpfst an die nationalsozialistische Ideologie an, nicht an die wirtschaftliche Realität. Nun ist es gar nicht so einfach zu sagen, was eine sozialistische Gesellschaft ausmacht, aber vielleicht wäre doch ein wesentlicher Zug die Enteignung des Kapitals, das dann irgendwie gesellschaftlich oder staatlich verwaltet wird. Das hat aber in der NS-Zeit nicht stattgefunden. Ich sehe die sozialistischen Sprüche der NS-Ideologen vor allem als Betrug an den kleinen Leuten unter ihren Anhängern.
- Die Bolschewisten .. oder von mir aus auch real-existierende-Marxisten-Leninisten haben für sich den den Begriff monopolisiert. Aber Bolschwismus ist nicht per se gleich Sozialismus.
Das sehe ich ähnlich. Es gibt recht gute Analysen von Agnes Heller und anderen Kritikern des poststalinistischen Sozialismus, die diese Gesellschaften als "Gesellschaften sowjetischen Typs" bezeichnen. Dabei würde ich zwei Eckpunkte dieser Kritik nennen:
1. Tatsächlich funktionierte diese Wirtschaftsform grundlegend anders als die kapitalistische, eine Charakterisierung als "Staatskapitalismus" trifft also nicht zu.
2. Diese Gesellschaften erreichen zu keinem Zeitpunkt die marxschen Ziele einer sozialistischen Gesellschaftsveränderung:
- Entfesselung der der Produktion
- Befreiung von kapitalistischen Krisen
- Ausrichtung der Produktion an den Bedürfnissen der Menschen
Stattdessen entsteht eine Diktatur über die Bedürfnisse, an keiner Stelle entsteht ein dem Markt vergleichbares Regulativ, das die Produktion daraufhin überprüft, ob die erzeugtewn Produkte den Bedürfnissen der Menschen entsprechen. Deshalb erlebten die Menschen in den sozialistischen Ländern jede Einführung von Marktmechanismen als befreiend.
Nebenbei: die nationalbolschewistischen Strömungen innerhalb der NS Partei sind mit dem sog. "Röhnputsch" untergegangen.
In der Weimarer Zeit gab es die irrwitzigsten Verbindungen zwischen rechts und links, die Gleichsetzung des Nationalbolschewismus mit der SA ist aber falsch, bestenfalls in dem Sinne, das es in der SA ein "proletarisches" Element gab.
- Eine andere Form des Sozialismus ist bzw war die Sozialdemokratie -- eine Form des Sozialismus, die sich von allen anderen darin unterschied, daß eben eine Demokratie und keine Diktarur ("des Proletariats") angestrebt wurde.
Die SPD bezeichnet sich aus Tradition immer wieder mal als sozialistisch, tatsächlich gibt es aber keine eigentlich sozialistischen Elemente in der SPD-Nachkriegspolitik, auch wenn es nach dem Krieg andere Töne zu hören gab.
Bist Du denn der Meinung, dass Lafontaine der Nachfolger von Erich Honecker werden will? ;-)
Die sind alle noch da. Die kommen alle wieder. Sie sind ganz, ganz nah und die Dummen singen ihre Lieder. Lafontaine ist ein Populist .. und Merkel ist eine ehemalige Sekretärin für Agitation und Propaganda des SED Regims. Die Diktatoren sind unter uns. Sie sind alle noch da. Hoffentlich kommen sie nie, nie wieder.
Nicht so hastig, lieber Karl, so schlimm ist es ja nun wirklich nicht, denn weder Angela Merkel noch Oskar Lafontaine streben so etwas wie eine Einparteienherrschaft oder die Einführung einer Kanzlerschaft auf Lebenszeit an... Interessant wäre die Frage, inwieweit wir jetzt, am Ende der Nachkriegszeit, in der Lage sind, uns von den heimlichen Erbschaften der verschiedenen deutschen Diktaturen zu befreien.
Viele Grüße
Mathias Bigge