Ernesto: Aufstieg in die Server-Klasse

Hallo Forum,

ich bin nebenberuflich in der Web-Branche tätig. Vorwiegend sind größere Firmen meine Kunden, zu einem kleineren Teil auch Selbständige, Handwerksbetriebe und Vereine. Gerade für diese Kunden betreibe ich auch einige Websites. Kein wirklich großer Kundenstamm, aber es läppert sich. Vor ein paar Wochen habe ich ein größeres Reseller-Web-Paket bei einem Web-Hoster angemietet und damit begonnen, all meine verstreuten Websites zusammenzuziehen.

Nun musste ich feststellen, dass einige (elementare) Teile des angemieteten Web-Paketes nicht funktionieren. Nach wochenlangen Telefonaten, eMails und Faxe haben die Kollegen es immer noch nicht auf die Reihe bekommen, dass alles funktioniert. Meine Kunden werden inzwischen nervös, ich bin stinksauer und stelle mir langsam die Sinnfrage.

Nun kam mir in den Sinn, ob ich vielleicht nicht komplett auf einen eigenen, selbst gemanagten Server umsteigen soll. Wenn ein Fehler auftritt, dann möchte ich wenigstens selbst in der Lage sein ihn zu beheben.

Das Problem ist nur: Ich habe von der Materie keine Ahnung. Und meine Frage an diejenigen unter Euch, die vielleicht in einer ähnlichen Situation sind: Wie fängt man mit dem Thema an? Ich wollte zunächst mal einen Server hier zuhause aufsetzen und ein wenig rumspielen. Dann dachte ich, einen "richtigen" Server anzumieten und mit ein paar Test-Kunden weiter Erfahrung sammeln (jemand Interesse :-) ?). Tja und wenn alles funktioniert, kommt die große Migration auf den _eigenen_ Server.

  • Macht das Sinn?
  • Kann man sich in einer aktzeptablen Zeit in das Thema einarbeiten?
  • Ich habe bisher (wg. der "größeren Firmen") vorwiegend mit ASP arbeiten müssen, tendiere mittlerweile aber zu PHP. Macht Linux/Apache mehr Sinn als Microsoft/IIS?
  • Welche Administrations-Oberflächen sind zu empfehlen? Ich kenne bisher nur PD-Admin. Gibt es was besseres?
  • Kennt jemand eine gute Adresse für einen geeigneten Hoster (Qualität ist mir wichtiger als der Preis)
  • Welche Keyfeature und welche PS-Zahlen sollte der Server mitbringen?

Ach wenn mein jetziger Provider den Fehler noch auf die Reihe bekommt, könnte ich mir einen Umstieg vorstellen. Noch mal möchte ich so ein Drama nicht mitmachen müssen.

Ciao
Ernesto

  1. Hallo Ernesto,

    ich verwalte im Moment zwei Server für Kunden, deren Internetseiten ich auch verwalte. Demnächst werde ich wohl noch einen dritten Server für einen Kunden anmieten.

    Ich habe natürlich auch zum Testen von Skripten (PHP) auf meinen Rechnern im lokalen Netzwerk Server (Apache) installiert.

    Bevor ich selbst Server angemietet hatte, war ich schon mit einem Mitgesellschafter im Webhosting tätig, hatte aber nichts mit der Serververwaltung zu tun. Das habe ich mir erst mit Erlangen des ersten eigenen Servers angearbeitet.
    Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich (Kern-)Informatik studiere. Und da wiederum muss ich ergänzen, dass es ein theoretisches Studium ist. :)

    Ich würde also nicht erst mit Testkunden und sowas rumspielen, sondern direkt einen dedizierten Server anmieten und anfangen. Man muss auch bedenken, wenn man einen Server anmietet, ist man wiederum Kunde einer Firma. Wenn also irgendwelche Arbeiten anfallen, die man selbst nicht sofort bewältigen kann, kann man immer noch den Betreiber des Rechenzentrums um Support bitten. Und wenn man die anfallenden Aufgaben selbst erledigen kann oder sich in angemessener Zeit die nötige Fachkenntnis beschaffen kann, ist es um so besser (und zuweilen natürlich auch günstiger).

    Was einen potentiellen Server (bzw. Rechner der Serverklasse) angeht, kann man unterschiedlicher Meinung sein. Ich verwende da lieber Linux und den Apache.
    Für jemanden der nur Windows gewohnt ist, stellt eine Umstellung auf Linux natürlich eine grosse Herausforderung dar, die aber zu schaffen ist.

    Als Serververwaltung hat man meistens Confixx schon im Angebot, kann aber auch ganz drauf verzichten. Letztendlich bekommt man Webmin auch kostenlos.
    Was die Leistung des Serverrechners angeht, sollte die natürlich möglichst maximal sein, was man aber mit sich selbst und seiner Investitionsfreude abgleichen sollte.

    Ich selbst bin bei dem deutschen Anbieter 1st-housing.de und kann diesen nur empfehlen.

    Gruss

    Daniel

    1. Hallo Daniel,

      danke für die ausführliche Antwort, die mir durchaus Mut für die kommenden Aufgaben gemacht hat. Ich habe mich in den letzten zwei Jahrzehnten in so viele Themen der IT-Technik eingearbeitet, dass ich relativ optimistisch auch an diese Arbeit gehe.

      1st-housing.de scheint (den spärlichen Informationen auf der Website nach) recht anständig zu sein (wenn ich bedenke, was ich für mein momentanes Reseller-Paket zahle ... auweia). Wenn Du die Firma empfehlen kannst, kommen sie auf jeden Fall in die engere Wahl.

      Danke
      Ernesto

      1. Hallo Ernesto,

        1st-housing.de scheint recht anständig zu sein

        Ich kenne diesen Anbieter nicht, aber bei Bewertungen wie in http://webhostlist.de/provider/webhoster/4331/Meinungen.html wäre ich vorsichtig, vor allem, da du am Beginn wohl häufiger mit dem Support zu tun haben wirst.

        Vermutlich interessiert dich http://webhostlist.de/provider/server/1/2/a/a/a/1.

        Grüße
        Roland

  2. Hallo Ernesto,

    Das Problem ist nur: Ich habe von der Materie keine Ahnung.

    Die solltest Du Dir aber auf jeden Fall vorher beschaffen. Die meisten Server, die irgendwo auf der Welt von irgendjemandem geknackt werden, wurden von Administratoren eingerichtet, die absolut keine Ahnung von der Materie hatten. Sicherheit ist nichts triviales und wenn Du Dich entschließt, einen eigenen Server zu mieten, dann solltest Du Dich damit auch auskennen.

    Und wenn Du Dir jetzt sagst: "Ich habe ja eh nichts daruf, was interessant ist", dann siehst Du das falsch. _Jeder_ Server ist interessant für Leute, die dubiose Machenschaften betreiben. Mit _jedem_ Server kann man nämlich massenhaft Spammails verschicken oder kriminelle Aktionen (Einbrüche in andere Systeme) begehen, die - wenn der Angreifer erstmal die volle Kontrolle über so einen Server hat - nicht mehr zurückverfolgbar sind. Und kann man eventuell Dich zur Rechenschaft ziehen, weil es ja eigentlich Deine Aufgabe wäre, Deinen Server abzusichern; falls man Dir dann grobe Fahrlässigkeit nachweisen kann, dann musst Du unter Umständen für den entstandenen Schaden aufkommen - und das ist nicht zwangsläufig wenig Geld.

    Deswegen: Lege Dir erstmal einen weiteren Rechner lokal bei Dir zu (als Server), lies Bücher/Internetseiten zum Thema Sicherheit und erst, wenn Du diesen Rechner wirklich im Griff hast, _dann_ miete Dir einen Server im Netz.

    Eine weitere Alternative wäre es natürlich, Dir jemand zu suchen, der den Server für Dich administriert (zumindest die sicherheitskritischen Aufgaben). Das kostet dann natürlich Geld.

    Viele Grüße,
    Christian

    1. Hallo Christian,

      Und wenn Du Dir jetzt sagst: "Ich habe ja eh nichts daruf, was interessant ist", dann siehst Du das falsch.

      Danke für den Beitrag. Nun, ich werde Kundendaten auf dem Server haben und die sind so sensibel wie Daten nur sensibel sein können. Insofern nehme ich das sicher nicht auf die leichte Schulter.

      Deswegen: Lege Dir erstmal einen weiteren Rechner lokal bei Dir zu (als Server), lies Bücher/Internetseiten zum Thema Sicherheit und erst, wenn Du diesen Rechner wirklich im Griff hast, _dann_ miete Dir einen Server im Netz.

      Genau das war die Frage. So werde ich das wohl auch machen. Mit einem lokalen Server (lokale) Erfahrungen sammeln. Etwas zeitversetzt vielleicht auch einen dedizierten (Minimal-) Server anmieten (die gibts inzwischen ja für ´n Appel und ´n Ei), Test-User einrichten und Test-Administrationen betreiben. Und wenn dass dann stabil funktioniert einen dicken Server anmieten und die Websites portieren.

      Eine weitere Alternative wäre es natürlich, Dir jemand zu suchen, der den Server für Dich administriert (zumindest die sicherheitskritischen Aufgaben). Das kostet dann natürlich Geld.

      Geld ist nicht wirklich das Problem. Ich habe mir in meinem regionalen Umfeld einen Namen gemacht durch den hohen Qualitäts-Standard meiner Projekte und die persönliche Betreuung. Meine Kunden haben in aller Regel keine Ahnung von Web-Themen und wollen sich um den ganzen Kram nicht kümmern müssen. Er muss zuverlässig funktionieren. Und bisher hat langfristig meinem Qualitätsanspruch nur das entsprochen, was ich selber überblicken konnte und in die Hand nehmen konnte. Mit meinem jetzigen Provider war ich 8 Jahre rundum zufrieden, und plötzlich wird er unzuverlässig. Deshalb möchte ich mittelfristig schon wissen was läuft und gerne mal ´ne Nacht durcharbeiten, wenn ich damit aus einem unzufriedenen Kunden einen zufriedenen Kunden machen kann.

      Ciao
      Ernesto