Rolf Rost: Artikel - Deutsch

Hallo lieb Forumer,

Neulich hatte ich mal wieder Lust einen meiner Fach - Artikel verschiedenen Online - Journals anzubieten.

Ich rief also den ersten Besten an, er schien mir ganz wichtig:

'Achten Sie bitte unbedingt auf ein gutes Deutsch!' sagte er. Und weiter: 'Artikel in denen Personalprononem wie "wir" oder "ich" oder "sie" vorkommen, werden wir kaum annehmen - die machen unserem Lektor mehr Arbeit als es uns wert ist. Am Besten, sie schauen einmal in ein richtiges Fachbuch, beispielsweise bei "Addison Wesley", damit Sie ein Gespür dafür bekommen wie man so etwas macht!'

Hmm, das 'man' hab ich noch überhört, sicher meinte er mich damit, aber ich nahm trotz alledem ein Fachbuch von "Addison Wesley" zur Hand und lese da:

<cite>Die Beantwortung dieser Fragen ist für jeden Auftrag unterschiedlich. Doch mit der Zeit merkt man, dass sich gewisse Lösungswege ergeben, .... Ich werde ...</cite>

Tja, da fällt mir nichts mehr ein. Außer: Solln se sich doch ihre Artikel selber schreiben - die Heuschrecken ;-)

Viele Grüße an Alle, Rolf

  1. Hallo Rolf,

    'Achten Sie bitte unbedingt auf ein gutes Deutsch!' sagte er. Und weiter: 'Artikel in denen Personalprononem wie "wir" oder "ich" oder "sie" vorkommen, werden wir kaum annehmen

    ... bestimmt meinte er ein groß geschriebenes "Sie"

    Also für Fachartikel würde ich das aber auch so sehen: Unpersönlicher Stil ist zu bevorzugen. Wenn du in dem Artikel unbedingt von dir reden musst, dann rede einfach vom "Autor dieses Artikels". Wenn du vom "Leser" redest, kannst du ihn auch so nennen.

    Schönen Gruß,

    Gernot

    1. Hi Gernot,

      vielen Dank!

      Also für Fachartikel würde ich das aber auch so sehen: Unpersönlicher Stil ist zu bevorzugen. [..]

      Na klar, auf jeden Fall!

      Genauso haben wir das ja auch mal im Deutsch - Unterricht gelernt:

      In Fachartikeln sollten Personalpronomen nicht verwendet werden.

      Aber die Praxis der in bekannten Verlagen veröffentlichten Fachartikel belehrt uns eines Besseren ;-)

      Viele Grüße, Rolf

      1. Hi,

        In Fachartikeln sollten Personalpronomen nicht verwendet werden.

        Aber die Praxis der in bekannten Verlagen veröffentlichten Fachartikel belehrt uns eines Besseren ;-)

        was ist denn mit diesem maiestatis pluralis? Den verwende ich immer, ist der denn OK?

        Gruss,
        Ludger

        1. Hallo Ludger, hallo Rolf,

          was ist denn mit diesem maiestatis pluralis? Den verwende ich immer, ist der denn OK?

          das wäre ja dann das ausdrücklich als unerwünscht bezeichenet Personalpronomen "wir".

          Aber ohne Personalpronomen der dritten Person wie "er", "sie" und "es", sowie das unbestimmte Personalpronomen "man" wird man kaum in einem Text auskommen. Das wäre ja fürchterlich, und das hat der Redakteur auch bestimmt nicht gemeint.

          Gruß Gernot

        2. Hi,

          In Fachartikeln sollten Personalpronomen nicht verwendet werden.

          Aber die Praxis der in bekannten Verlagen veröffentlichten Fachartikel belehrt uns eines Besseren ;-)

          was ist denn mit diesem maiestatis pluralis? Den verwende ich immer, ist der denn OK?

          Nein ist der nicht.

          Behauptung: Jeder sachlich fachliche Vorgang lässt sich personenlos und zeitlos beschreiben.

          Beispiel man: Wie kann man anhand der Tatsache...
          Ohne Person: Wie lässt sich anhand der Tatsache...

          Man kann solche Beispiele beliebig fortsetzen.
          Solche Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen...

          Man - ist doch ganz oifach ;-)

          Viele Grüsse, Rolf

          1. Hallo Rolf,

            Behauptung: Jeder sachlich fachliche Vorgang lässt sich personenlos und zeitlos beschreiben.

            Beispiel man: Wie kann man anhand der Tatsache...
            Ohne Person: Wie lässt sich anhand der Tatsache...

            Na ja die Klimmzüge die wir seit den Achtziger Jahren zur Vermeidung des "man" machen, haben eher mit dem falsch verstandenem Feminismus zu tun als mit dem Bemühen objektiv zu bleiben, obwohl Passivsätze sowie Passiversatzformen wie "sich ... lassen", "ist ... zu" "ist ... ~lich/~bar" tatsächlich den Fokus eher auf die Handlung als die Agierenden setzen.

            Gruß Gernot

            1. hallo lieber Gernot;

              vielen Dank!

              Behauptung: Jeder sachlich fachliche Vorgang lässt sich personenlos und zeitlos beschreiben.

              Beispiel man: Wie kann man anhand der Tatsache...
              Ohne Person: Wie lässt sich anhand der Tatsache...

              Na ja die Klimmzüge die wir seit den Achtziger Jahren zur Vermeidung des "man" machen, haben eher mit dem falsch verstandenem Feminismus zu tun als mit dem Bemühen objektiv zu bleiben, obwohl Passivsätze sowie Passiversatzformen wie "sich ... lassen", "ist ... zu" "ist ... ~lich/~bar" tatsächlich den Fokus eher auf die Handlung als die Agierenden setzen.

              Weitere Beispiele:

              Grottenschlecht:
              Man sollte beachten...

              Besser:
              Beachten Sie... (SELFHTML - Style)

              Noch besser weil ohne Person:
              Beachtenswert...

              Was ich meine: Für eine private WebSite ist weder der unpersönliche, noch der persönliche Stil zu bevorzugen, auf jeden Fall ist die Verwendung der 'man' Person verwerflich.

              Auf jeden Fall finde ich das Thema allemal amüsant, weil gerade eben solche bekannten Verlage wie Addison Wesley immer wieder zeigen, wie sie damit zurechtkommen und potentielle Autoren von Redakteuren Dritter abgeschreckt werden, die guten Gewissens, den Audruck betreffend, ungeschickterweise auf solche Verlage verweisen wie oben genannt.

              viele Grüße, Rolf

              1. Hallo Rolf,

                Grottenschlecht:

                finde ich eigentlich stilistisch sehr passend

                Man sollte beachten...

                Besser:

                eher schlechter

                Beachten Sie... (SELFHTML - Style)

                Noch besser weil ohne Person:

                von allen drei Varianten die schlechteste, weil zu unverbindlich

                Beachtenswert...

                Auf jeden Fall finde ich das Thema allemal amüsant, weil gerade eben solche bekannten Verlage wie Addison Wesley immer wieder zeigen, wie sie damit zurechtkommen und potentielle Autoren von Redakteuren Dritter abgeschreckt werden, die guten Gewissens, den Audruck betreffend, ungeschickterweise auf solche Verlage verweisen wie oben genannt.

                Ich habe auch schon sehr gut geschriebene Fachartikel im persönlichen Stil gelesen. Nur muss man das dann auch bis zum Ende konsequent durchhalten und das fällt bei Fachartikeln meist schwerer, als die eigene Person konsequent rauszuhalten. Was es um jeden Preis zu vermeiden gilt, sind Stilbrüche.

                Gruß Gernot

                1. Hallo Gernot

                  Ich habe auch schon sehr gut geschriebene Fachartikel im persönlichen Stil gelesen.

                  Auch Fachbücher. Beispiel: Das Kamelbuch [1] finde ich sehr lesenswert.

                  Freundliche Grüße

                  Vinzenz

                  [1] Wall, Christiansen & Schwartz, Programmieren mit Perl
                      O'Reilly Verlag

        3. Hi there,

          was ist denn mit diesem maiestatis pluralis? Den verwende ich immer, ist der denn OK?

          Erstens heisst es eher pluralis maiestatis und zweitens kannst Du den gar nicht verwenden, den könnt höchstens Ihr verwenden...

          1. Hi,

            Erstens heisst es eher pluralis maiestatis und zweitens kannst Du den gar nicht verwenden, den könnt höchstens Ihr verwenden...

            wir wuerden ihm recht geben, allerdings erfassen wir seine Widerrede mehr als Herumhuehnern als als bedienstete und bemuehte Sacharbeit.

            Gruss,
            Ludger

            1. Euerliebden!

              als als bedienstete und bemuehte Sacharbeit.

              darf ich Euch zur Vermeidung einer stilistisch unschönen Dopplung untertänigst die Konjunktion "denn" anempfehlen?

              Gruß Gernot

              1. Hi,

                als als bedienstete und bemuehte Sacharbeit.

                darf ich Euch zur Vermeidung einer stilistisch unschönen Dopplung untertänigst die Konjunktion "denn" anempfehlen?

                nur zu, ist in unserem Repertoire. Da haben wir wohl just einen Schreibfehler getan.

                Gruss,
                Ludger

          2. Hi,

            was ist denn mit diesem maiestatis pluralis? Den verwende ich immer, ist der denn OK?

            Erstens heisst es eher pluralis maiestatis und zweitens kannst Du den gar nicht verwenden, den könnt höchstens Ihr verwenden...

            Du solltest vielleicht Abstand davon nehmen, lateinische Begriffe mit deutscher Semantik messen zu wollen. Die Wortstellung ist dort nämlich *fast* beliebig.

            Grüße aus Barsinghausen,
            Fabian

            --
            "It's easier not to be wise" - < http://www.fabian-transchel.de/kultur/philosophie/ialone/>
            1. Fabian,

              Du solltest vielleicht Abstand davon nehmen, lateinische Begriffe mit deutscher Semantik messen zu wollen. Die Wortstellung ist dort nämlich *fast* beliebig.

              Was du wahrscheinlich meinst ist nicht Semantik sondern Syntax, und mir ist keine Sprache bekannt, deren Semantik (Was will ich aussagen?) so sehr von der Syntax (Welche Worte verwende ich in welcher Reihemfolge?) abhängt wie im Lateinischen.

              Die Reihenfolge bei feststehenden Ausdrücken wie "Pluralis maiestatis" lautet ganz klar Subjekt, Attribut, oder: <pluralis attribut="maestatis" />.

              Maiestatis pluralis bedeutet wahrscheinlich soviel wie "viele Fürsten" (reine Spekulation, dazu is das einfach zu lange her) ;)

              Beste Grüße
              Biesterfeld

              --
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    2. Hej,

      Also für Fachartikel würde ich das aber auch so sehen: Unpersönlicher Stil ist zu bevorzugen.

      Ja, das ist aber auch etwas typisch deutsches. Gerade in englischer Fachliteratur sind öfter Phrasen wie "Note, that" oder "think of" usw.  zu lesen, die ich nicht mehr als unpersönlichen Stil bezeichnen würde. Gerade diese veranlassen bei mir als deutschen Muttersprachler immer ein merkwürdiges Gefühl wie 'irgendwas ist hier anders' und gleichzeitig ist es eben dieser dezente Verzicht auf Unpersönlichkeit der das Lesen spannend und in gewisser weise auch bindend macht. Insbesondere wenn man sich durch harten oder faden Stoff quält, wirkt eine persönliche Anrede sehr erfrischend.

      Wenn du in dem Artikel unbedingt von dir reden musst, dann rede einfach vom "Autor dieses Artikels".

      "Die Autoren dieses Artikels sind der Meinung, dass xyz ..."
      "Wir sind der Meinung,dass xyz ..."

      "Durch den im folgenden beschriebenen Algorithmus ist es den Autoren gelungen die Rechenzeit um einen Faktor 15 zu verringern ... "
      "Durch den im folgenden beschriebenen Algorithmus ist es uns gelungen die Rechenzeit um einen Faktor 15 zu verringern ... "

      Was ich sagen möchte ist, dass wenn man von dieser dogmatischen Haltung 'blos niemanden ansprechen oder gar den Eindruck erwecken man selber würde sprechen' etwas Abstand nimmt, man die Möglichkeit gewinnt durch _dezenten_ Einsatz ein Fachthema mit Leben zu füllen.

      Dezent heisst natürlich, dass ich einen Artikel nicht mit "Ey Alde, guckst du was isch gemacht, schreibe isch dir auf nächsten 50 Seiten ..." einleite.

      Beste Grüße
      Biesterfeld

      --
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      1. Hallo Biesterfeld,

        Also für Fachartikel würde ich das aber auch so sehen: Unpersönlicher Stil ist zu bevorzugen.
        Ja, das ist aber auch etwas typisch deutsches. Gerade in englischer Fachliteratur sind öfter Phrasen wie "Note, that" oder "think of" usw.  zu lesen, die ich nicht mehr als unpersönlichen Stil bezeichnen würde. Gerade diese veranlassen bei mir als deutschen Muttersprachler immer ein merkwürdiges Gefühl wie 'irgendwas ist hier anders' und gleichzeitig ist es eben dieser dezente Verzicht auf Unpersönlichkeit der das Lesen spannend und in gewisser weise auch bindend macht. Insbesondere wenn man sich durch harten oder faden Stoff quält, wirkt eine persönliche Anrede sehr erfrischend.

        Andererseits kann man doch gerade mit stilistischen Beschränkungen ganz wunderbare Stile entwickeln, man denke nur z.B. daran, was der Islam durch das Verbot bildlicher Darstellungen zur Ornamentik beigetragen hat.

        Mit diesem gekünstelt-unpersönlichen Schreibstil wird im Deutschen ja auch gerne kokettiert: "Der geneigte Leser dieser Zeilen mag sich fragen", warum das hierzulande so üblich ist.

        Irgendwie hat doch gerade das etwas ganz Putziges, findest du nicht?

        Gruß Gernot

        1. Gernot,

          Mit diesem gekünstelt-unpersönlichen Schreibstil wird im Deutschen ja auch gerne kokettiert: "Der geneigte Leser dieser Zeilen mag sich fragen", warum das hierzulande so üblich ist.

          Eine - wie ich finde - der schönsten Schreibwendungen, die das Deutsche kennt. Sie transportiert diesen Hauch von Ironie der uns allen doch ganz tief zueigen ist. Zum einen wird die Anwesenheit des geneigten Lesers eben durch diese Betonung in Frage gestellt, zum anderen ist es genau dieses kokettieren, dass doch im Widerspruch zu der distanzierten Anrede stand.
          Und leider ist es dieser Widerspruch, der dein Beispiel ad absurdum führt. Schlichte Unpersönlichkeit, wie sie verlangt wurde lässt eine solche Redewendung nicht zu. Die Sachlichkeit behält die Oberhand und vermittelt ein weiteres mal dieses Gefühl "einen Stock im Allerwertesten haben".

          Andererseits kann man doch gerade mit stilistischen Beschränkungen ganz wunderbare Stile entwickeln, man denke nur z.B. daran, was der Islam durch das Verbot bildlicher Darstellungen zur Ornamentik beigetragen hat.

          Dem stimm ich zu! Allerdings würde ich Ornamentik auch nicht gerade als eine künstlerische Explosion unter Absinth-Einfluss bezeichnen. Nein - Ornamentik ist der Ausdruck von Verzicht! Zugegeben, das Korsett des Verzichts kann ästhetisch sein, aber schließt m.E. Ironie, kokettieren und dergleichen aus ... Damit ist Verzicht auch immer ein kleiner Verlust. Nicht zuletzt für die deutsche Sprache.

          Beste Grüße
          Biesterfeld

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    3. Hallo Gernot,

      Wenn du in dem Artikel unbedingt von dir reden musst, dann rede einfach vom "Autor dieses Artikels".

      scheint mir etwas veraltet. Das ist so eine Floskel, so wie man früher mit "hochachtungsvoll" und heute mit "freundliche Grüße" unterschreibt. Ich meine, es kommt auf die _inhaltlichen_ Zusammenhänge an. Wenn natürlich einer andauernd "ich" schreibt, um dem Leser klarzumachen, daß er (der Autor) ein cooler Proggi-Hecht ist oder um ihm seine Meinung mitzuteilen, dann nervt das natürlich, aber das nervt genauso mit der Formulierung "Autor dieses Artikels".

      Gruß, Andreas

      --
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      1. Hallo Andreas,

        Wenn natürlich einer andauernd "ich" schreibt, um dem Leser klarzumachen, daß er (der Autor) ein cooler Proggi-Hecht ist oder um ihm seine Meinung mitzuteilen, dann nervt das natürlich, aber das nervt genauso mit der Formulierung "Autor dieses Artikels".

        Nein, dann nervt die umständliche Wendung "Autor dieses Artikels" natürlich noch viel mehr. Wenn ich mich aber als Autor eines Artikels vollständig zurücknehme und an ein, zwei Stellen vielleicht doch auch mal von mir selbst reden muss, dann ist es ein Stilbruch, in dem Artikel, der bislang ausschließlich in der dritten Person verfasst war, plötzlich das Wort "ich" zu verwenden.

        Wenn ich aber meine, ich müsse in diesem Artikel ständig über mich reden, dann tue ich das selbstverständlich in der ersten Person. In aller Regel ist so etwas aber bei Fachartikeln nicht der Fall.

        Gruß Gernot

  2. 你好 Rolf,

    Empfehlenswerte Lektuere zu dem Stoff:

    http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3446224726/

    再见,
    克里斯蒂安

    --
    Wenn auf Erden alle das Schoene als schoen erkennen, so ist dadurch schon das Haessliche bestimmt.
  3. Hi Rolf,

    'Achten Sie bitte unbedingt auf ein gutes Deutsch!' sagte er. Und weiter: 'Artikel in denen Personalprononem wie "wir" oder "ich" oder "sie" vorkommen, werden wir kaum annehmen - die machen unserem Lektor mehr Arbeit als es uns wert ist.

    Lustig ist das schon, das mit dem Fachbuch, aber im Grunde hast Du doch eine klare Vorgabe bekommen, welchen Stil sie wünschen.

    Viele Grüße
    Mathias Bigge