Sven Rautenberg: Das habe ich bis jetzt geschrieben!

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Moin!

Initiativbewerbung um eine Praktikumsstelle in Ihrem Unternehmen

Sehr geehrter Herr Bretschneider,

[ da fehlt noch was ]

ich würde gerne in Ihrem Unternehmen ein Praktikum im Bereich Webdesign machen.

Wie Sie aus meinem Lebenslauf und aus meinen Anlagen entnehmen können, habe ich schon einige Erfahrungen im Bereich Webdesign. Meine bisherigen Kenntnisse habe ich mir zum größten Teil selber beigebracht. Den Rest konnte ich in diversen Kursen erwerben. Die Arbeit in diesem Beriech macht mir sehr viel Spaß, deshalb wurde ich mich sehr freuen, wenn ich in Ihrem Unternehmen eine Praktikumsstelle bekomme würde.

Das ist Blahblah-Gelaber.

Rhetorische Frage 1: Warum muß man beim Lesen dieses Bewerbungsschreibens parallel noch den Lebenslauf und die Anlagen öffnen und lesen? Warum informierst du über die wichtigsten Inhalte aus diesen Dokumenten nicht in deinem Text?

Rhetorische Frage 2: Wenn dir die Arbeit in diesem Bereich keinen Spaß machen würde - würdest du das auch in die Bewerbung reinschreiben?

Zu meinen Stärken zähle ich Zielstrebigkeit, Hilfsbereitschaft und Kontaktfreudigkeit. Pünkt-lichkeit, Loyalität und Kundenorientiertheit sind für mich selbstverständlich.

Ach ja, die Soft-Skills. Mit dem Aufzählen der falschen Selbstverständlichkeiten kann man unter Umständen den gegenteiligen Effekt erreichen.

Pünktlichkeit beispielsweise wird einfach erwartet. Wenn du das schon als "Leistung" aufzählst, könnte es durchaus als "habe ein Problem mit" verstanden werden - andererseits weiß ich nicht, wie pünktlich Praktikanten sind, die sowas nicht in ihrer Bewerbung schreiben.

Loyalität ist auch so ein kritisches Thema. Aus Arbeitnehmersicht lohnt es sich heutzutage nicht, im Übermaß loyal gegenüber seinem Arbeitgeber zu sein. Der wird es nämlich nicht danken, im Gegenteil wird man in wirtschaftlichen Krisenzeiten dann entweder der erste sein, der geht, oder der letzte, der das Licht ausmacht.

Aus Arbeitgebersicht sind loyale Mitarbeiter auch zweischneidig. Entweder ist das gut, weil die Leute treu-doof alles mitmachen, was der Chef will. Oder es ist eher nachteilig, wenn die Mitarbeiter loyal gegenüber den falschen Personen sind.

Beide Eigenschaften würde ich in einer Bewerbung deshalb nicht erwähnen.

Kundenorientiertheit - tolles Wort. Hast du schon mal für Kunden gearbeitet? Wenn ja, kannst du dir diese Eigenschaft ans Revers heften, wenn dein Zeugnis sowas auch bestätigt. Wenn nein - lieber auch weglassen. Kundenorientiertheit heißt zuweilen nämlich auch, nicht das zu machen, was der Kunde will, sondern ihn von Dummheiten abzuhalten, die man als Fachmann besser beurteilen kann. Sowas kriegt man aber erst mit zunehmender Erfahrung hin. Als Berufseinsteiger oder Praktikant aber sicherlich noch nicht.

Bleiben Zielstrebigkeit, Hilfsbereitschaft und Kontaktfreudigkeit. Mindestens die "Kontaktfreudigkeit" würde ich in "offen im Kontakt mit Menschen" umformulieren. Hilfsbereitschaft klingt ein wenig wie Pfadfindertugend - jeden Tag eine gute Tat. Und die Zielstrebigkeit beweist sich schon direkt bei der restlichen Bewerbung.

- Sven Rautenberg

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