Tag Bio.
Das eigentliche Problem ist, dass die beiden Systeme nicht zusammen passen.
Soweit einverstanden.
- Die PKV nimmt Marktpreise. Es gibt keine Beitragsfreiheit für jüngere Menschen (Kinder), und höhere Beiträge für Menschen, die öfter zum Arzt müssen (z.B. Frauen). Die PKV darf nur Leute aufnehmen, die viel verdienen; wer krank ist, der verdient i.A. nicht viel - also sind in der PKV nur gesunde Besserverdienende versichert.
Das ist ein Märchen, dass von den Befürwortern der umfassenden PKV gern erzählt wird. Natürlich kalkuliert eine PKV ihre Prämien nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten, allerdings besteht auch hier eine Solidargemeinschaft aller bei der Gesellschaft Krankenversicherten. Das bedeutet u.a. auch, dass junge Versicherte einen Teil ihres Beitrages für die älteren Mitversicherten aufbringen. Weiterhin zahlen alle Versicherten einer Gesellschaft für die dort versicherten Kinder mit (oder glaubst du allen Ernstes, dass man ein Kind für ca. 100 EUR krankenversichern kann?). Die wesentlichen Unterschiede zur GKV bestehen darin, dass es keine beitragsfreie (Mit-)Versicherung gibt und dass die PKV einen Antrag ablehnen kann. Auch die Risikoaufschläge entspringen einer Mischkalkulation, sonst wäre die PKV für chronisch Kranke nicht bezahlbar. Noch mal: auch in der PKV gibt es keine gerechten Beiträge. Und wenn ich noch hinzufügen darf, meine PKV hat sich in den letzten Jahren zu jedem 1.1. um 5%-8% erhöht.
- Die Ärzte schließlich wollen nach 6 Jahren Studium und bis zu 4 Jahren Facharztausbildung (d.h. 10 Jahre Streß) auch mal was vom Leben haben und Kohle sehen.
Das tun sie auch, die Ärzteschaft gehört nachwievor zu den Spitzenverdienern. Ein niedergelassener Arzt, der schlecht verdient, ist schlicht nicht ausgelastet. Natürlich leisten sie Enormes für ihr Geld, keine Frage. Und ich kann auch nachvollziehen, wie man sich fühlt, wenn man den dritten Monat eines Quartales für lau arbeitet, weil die Patientenzahl für dieses Quartal schon erreicht ist oder weil die Kassen eben für bestimmte wiederkehrende Untersuchungen eine Höchstzahl vorsehen, die aber weit unter der medizinisch erforderlichen Anzahl liegt. Was man in dem Zusammenhang auch nicht vergessen darf, ist die menschliche Gier. Da wurden auf Teufel komm raus Eigentumswohnungen im Osten gekauft, um Steuern zu sparen (wer zahlt schon gern welche). Da mussten es die neuesten und teuersten Praxisgeräte sein, man konnte es sich ja leisten. Schließlich tun bei 200.000 EUR Gewinn 100.000 EUR Kapitaldienst nicht wirklich weh, da sie in etwa der Steuerersparnis entsprachen. Jetzt liegt der Gewinn nur noch bei 120.000 EUR, die Steuersparmöglichkeiten tendieren gen Null. Die Darlehen befinden sich voll in der Tilgung, also nur noch wenige Zinsen, die den Gewinn mindern und so steuersparend wirken könnten. Jetzt darfst du selber schätzen, wieviel dem armen Doktor noch zum Leben bleibt. Nene, mein Lieber, die Probleme der Ärzteschaft sind in diesem Punkt hausgemacht.
Bei der Autoversicherung z.B. finden es alle total okay, wenn man als Autofahrer einen Unfallfreibetrags-Bonus bekommt.
Und wenn ich mir's nicht leisten kann, dann fahre ich eben kein Auto. Willst du das auf die KV übertragen?
Siechfred