Moin!
Wettbewerb hat nichts Negatives. Auch nicht fuer die Schwaecheren.
Außer, dass sie halt verlieren werden, d.h. auf der Anbieterseite ihren Laden halt dichtmachen müssen, was ja nicht negativ ist, wenn einem die Existenzgrundlage entzogen wird.
Du kannst verstehen, dass meine Formulierung zum Sachverhalt folgende waere: "Ausser, dass sie weniger gewinnen werden"? (Vielleicht googlest Du mal nach Win-Win Verhaeltnis (Begriff aus dem sich mit der Wirtschaft beschaeftigenden Teilbereich der Mathematik, Spieltheorie)?)
Bis zu Google brauchte ich nicht zu gehen, um auf Wikipedia zu lesen, dass eine Win-Win-Situation mit dem Nash-Gleichgewicht zusammenhängt, was für einen interessanten Ansatz halte, da er (John Nash) Adam Smith mathematisch widerlegt hat. In der Praxis wird allerdings wohl der Aspekt zuschlagen, dass die Wettbewerbsteilnehmer nicht die gleichen Startvoraussetzungen haben, vor allem der Aspekt der Information.
Du kannst Englisch und kennst Darwin? „The fittest will survive“ heißt im Umkehrschluss, dass der Schwächste nicht überlebt (=stirbt), was ich nun nicht für sonderlich menschlich halte, aber das scheint ja eine Ansichtssache zu sein.
An der Richtigkeit der Darwinschen Idee kann man nicht ruetteln. Uebrigens vermute ich stark, dass Gesellschaftsformen ueberleben werden, die positiv sind, die nicht immer irgendwelche Grundsastzprobleme sehen. Also, eine Gesellschaft, die jammert und jault, weil Darwin recht hatte und das Ergebnis nicht akzeptiert wird ganz vermutlich anderen Gesellschaftsformen unterliegen. Das ist aber undramatisch und nur gut.
Du bist also der Meinung, dass sie, weil sie Darwin nicht anerkennt, ganz darwinistisch vor die Hunde geht? Das halte ich für eine interessante Idee. Ich wollte mich allerdings nicht über Darwins Erkenntnisse beklagen oder diese in Frage stellen, sondern viel mehr darauf eingehen, dass er die Natur beschreibt, menschliche Gesellschaften und Wirtschaftsformen allerdings darüber stehen, d.h. Darwin dort nicht anwendbar ist, wenn man das Gemeinwohl im Auge hat.
Wenn ich mir anschaue, was Adam Smith damals fabriziert hat, anders als ideologisch kann man das nicht nennen. Was soll denn bitte an einer „unsichtbaren Hand“ natürlich sein? Die Christen haben ihren Gott, die Muslime ihren Allah, die antiken Griechen ihre Clique auf dem Olymp und die Marktgläubigen ihre Hand.
Darwins unsichtbare Hand? Hoert sich fuer mich nicht schlecht an.
Nein, Smiths unsichtbare Hand, die das Gemeinwohl hervorbringt, in dem jeder egoistisch, hinreichend so schlau wie eine Ratte, nur an sich denkt und dem entsprechend auf dem Markt auftritt.
Je mehr ich mich mit ihnen beschäftige, desto interessanter wird es, was die Beweggründe waren, welche Hoffnungen dahinter steckten und was tatsächlich daraus geworden ist. Ich bin den 68ern auf jeden Fall sehr dankbar für das, was sie erreicht haben.
Die haben u.a. die Spiessigkeit des Buergertums entlarvt und einer neuen "linken" Spiessigkeit den Weg bereitet.
Oh ja, ein sehr interessantes Phänomen, wobei deren Spießigkeit der bürgerlichen teilweise in nichts nachsteht.
Aber die waren ganz OK, gute Musik entstand in diesem Kontext und die bequeme Jeans wurde gesellschaftlich akzeptiert und dem "Schlips" auf einmal vorgezogen. Hatte schon was ergonomisches diese Bewegung.
;-)
Einfachheit bedingt Effizienz, Skalierbarkeit und Pflegefreundlichkeit. Das ist Systemtheorie und gilt fuer Systeme jeglicher Art.
Schade, dass du auf den Aspekt der Gerechtigkeit nicht eingehst. Aber das wird wahrscheinlich nicht von der Systemtheorie abgedeckt.
OK, Gerechtigkeit. Was ist das? Jeder hat da andere Vorstellungen.
Da beginnt das Dilemma.
Der eine will Verteilungsgerechtigkeit (sehe ich negativ),
Da … (vom Autor bitte ausfüllen).
der andere Chancengerechtigkeit (sehe ich negativ, weil letztlich eine Illegalisierung der Erbschaft und ein umfangreiches Kontrollwesen implementiert werden muesste),
Erbschaften sind meiner Meinung nach im Grunde nur gerecht (in meinen Augen), da der erwirtschaftete Wohlstand in der Familie bleibt. In diesem Sinne ist eine Erbschaftssteuer wie auch die Besteuerung von Renten eine Doppelbesteuerung, was meiner Meinung nach unter dem Gerechtigkeitsaspekt fragwürdig ist. Allerdings bekommt damit die erbende Generation etwas geschenkt, ohne dafür eine Gegenleistung erbracht zu haben.
Von der Chancengerechtigkeit lässt sich ein schöner Bogen zu PISA schlagen: Es ist in Deutschland tatsächlich so, dass Kinder aus bildungsfernen und damit häufig ärmeren Schichten deutlich schlechtere Chancen bei der Bildung haben als Kinder aus bildungsnahen und damit häufig reicheren Schichten. Von Geburt haben diese Kinder allerdings alle das gleiche Potenzial, es wird nur mehr oder weniger gefördert. Dabei sollte jeder wissen, dass es keinen proportionalen Zusammenhang zwischen Geldvermögen und geistigem Vermögen gibt.
der andere "soziale Gerechtigkeit" (sehe ich negativ, weil diese Art von Gerechtigkeit m.E. immer in den Gehirnen von Verbandfunktionaeren, also Interessengruppenvertretern definiert wird und zudem einen moralinsauren und linksspiessigen Beigeschmack hat).
Du bist also gegen soziale Gerechtigkeit, weil in deinen Augen dieser Begriff von Funktionären zu häufig missbraucht wird? Diese Logik halte ich für wenig sinnvoll, damit könnte man vor Weihnachten den Tankstellenraub legalisieren, weil es genug Deppen gibt, die mit diesen „Einkünften“ anscheinend ihre Geschenke finanzieren.
Mit „moralinsauer“ meinst du wohl, dass dieser Begriff auch eine moralische Komponente besitzt, allerdings frage ich mich dann, was daran falsch sein soll? Natürlich ist die Moral störend, wenn man sich gemäß Smith auf dem Markt bewegt, aber sie hält uns von Unmenschlichkeiten ab. Irgendwie fällt mir dazu grade Kants Kategorischer Imperativ ein.
Ich glaube, dass ich selbst keine Gerechtigkeit wuensche, sondern Rechtssicherheit und Qualitaet des Rechtssystems und natuerlich aufgeklaerte Systeme (die mit Wissen arbeiten und nicht mit Glauben).
Meiner Auffassung widersprichst du dich da selbst, führt denn Rechtssicherheit und Qualität des Rechtssystem nicht zu Gerechtigkeit?
[…] Ich unterstelle den vorherigen Regierungen, dass die Steuersenkungen bzw. -streichungen für Konzerne und Wohlhabende in der Erwartung geschehen sind, dass diese gemäß der angebotsorierentierten Theorie mehr Geld zum Investieren besitzen, wobei durch die Investitionen das Angebot vergrößert wird, aber auch Nachfrage geschaffen wird. Es hat sich nun allerdings gezeigt, dass diese Erwartungen nicht erfüllt worden sind, stattdessen fehlt dem Staat nun das Geld, um selbst investierend tätig zu werden. Indem außerdem ein Teil der Steuersenkungen bzw. -streichungen durch höhere Konsumsteuern gegenfinanziert worden ist, ging die Binnennachfrage zurück.
OK, meine Erklaerung ist die, dass unser System im internationalen Wettbewerb Anpassungsprobleme hat, die geloest werden koennen.
Da hast du vollkommen Recht: Deutschland ist seit einigen Jahren Exportweltmeister, was andere Länder nicht sind und nicht können. Indem wir in Deutschland dafür sorgen, dass die bislang vorherrschenden Bedingungen nicht mehr traumhaft sind (niedrigste Krankenstände, höchste Produktivität, Rechtssicherheit, gute Infrastruktur, sozialer Frieden), fallen wir international zurück und geben damit auch anderen Ländern die Chance, einmal Höhenluft schnuppern zu dürfen.
Es fällt doch auf, dass wir Exportweltmeister sind und die Binnennachfrage am Boden liegt, aber jeder davon redet, wir seien international nicht wettbewerbsfähig. Ich frage mich da nur, welche Ländern denn dann unsere Waren kaufen?
Kleiner Exkurs an dieser Stelle: mein bester Freund, ein Tuerke, den ich zwanzig Jahre kenne und der in derselben Zeit fast ausschliesslich Sozialhilfe kasierte (aus Faulheit, ist arbeitsscheu, was ich ihm aber nicht verdenke ;-) und immer mal wieder Nebeneinkuenfte aus Quellen hat, die ich hier nicht nennen sollte, also, den habe ich mal gefragt: "Wieviele der Tuerken, die er kennt kassieren Sozialhilfe und arbeiten nebenher?" - Antwort "ein Grossteil". Nun, der Mann hat sich bewusst in der Unterschicht positioniert, der muss es wissen. Was bleibt ist ein unbehagliches Gefuehl, oder?
Mein Gk-Lehrer meinte dazu einmal, dass die Sozialhilfe im Vergleich zum Steuer- und Subventionsbetrug sowie Schwarzarbeit „Peanuts“ sein. Und wenn man einmal die Ausgaben für Soziales mit den genannten Aspekten vergleicht, erhärtet sich dieser „Verdacht“. Der Unterschied ist nur, dass Steuerbetrug als Kavaliersdelikt angesehen wird, Subventionsbetrug gibt es nicht, alles andere wäre schädlich für Arbeitsplätze und den Standort sowie Schwarzarbeit ist schwer greifbar und durchaus gewollt. Sozialhilfemissbrauch allerdings lässt sich sehr schön journalistisch ausweiden, da es gegen die Schwächsten der Gesellschaft geht, obwohl es alles Einzelfälle sind.
[…] Andersrum wird kein Schuh daraus, man kann naemlich nicht die Nachfrage staerken, wenns der Wirtschaft schlecht geht, denn dann wuerde es der Wirtschaft noch schlechter gehen.
Woher nimmst du diese Erkenntnis? Wenn es der Wirtschaft schlecht geht (wie aktuell) und meine schlauen Bürger das vorher schon geahnt haben und deshalb mit Sparen anfingen (wie aktuell; wobei es der Wirtschaft gleich noch etwas schlechter ging, weil die Nachfrage weiter zurückging) und ich nun auf die Idee komme, dieses Geld aus der Kapitalsammelstelle zu nehmen (meinetwegen zu leihen) und zu Investieren oder durch Einflüsse wie Inflation meinen Bürgern das Entsparen attraktiv mache, schaffe ich damit direkt und indirekt Nachfrage, die gedeckt werden muss. Anfangs wird das zwar nicht ausreichen, dass meine Wirtschaft ein entsprechendes Angebot bereitstellt, mit steigender Nachfrage bei knappem Angebot steigt allerdings der Preis soweit, bis es für die Unternehmer attraktiv ist, dieses Angebot zu bedienen.
Ganz ehrlich gesagt haette ich nichts gegen Steuererhoehungen und ein Mehr an Umverteilung. Vielleicht kommt es dann zum fiskalischen Knall und ein fuer alle mal wird erkannt, dass eine hoehe Staatsquote dem wirtschaftlichen Gesamtsystem Schaden zufuegt.
Was spricht denn dagegen, den Staat als ganz normalen Marktteilnehmer zu behandeln? Die skandinavischen Länder fahren ganz gut damit.
[…] Wie gesagt, der Untergang einer Gesellschaft beginnt mit dem Verfall der Sprache.
Linguisten bringen den Untergang der Welt, steht doch in der Bibel.
Ich kenne aus der Bibel nur die Weihnachtsgeschichte und Hesekiel 25, Vers 17, aber der Satz über den Verfall ist eine historisch gesicherte Tatsache: Der Untergang des römischen Reiches begann mit der Dekadenz und dem Verfall der Sprache, wobei ein Zusammenhang zu uns durchaus hergestellt werden kann.
Na gut, ich kenne die Bibel ja nicht so gut.
Aber du weißt, dass dort die Rede von den apokalyptischen Linguisten die Rede ist, wie ich sehe. Das mit dem Untergang des römischen Reiches steht übrigens nicht in der Bibel, sondern ist anderweitig historisch abgesichert.
Viele Grüße,
Robert