*Markus: Fragen zu Debian <-> Gentoo

Hallo,

da ich wegen der ständigen Kompilierorgien von Gentoo einen Umstieg zu Debian in Erwägung ziehe, würde ich vorher gerne wissen, wie veraltet die stable-Pakete sind, und wie wackelig die unstable Pakete daherkommen. Würde unstable eher ein Gentoo-"masked" oder Gentoo-"hard masked" sein? Die Auswahl zw. dem Debian-Software-Archiv und "Portage" scheint subjektiv eingeschätzt ca gleich groß zu sein. Hat Apt ebenfalls  das Problem wie Portage, dass man Pakete einfach deinstallieren kann, und dabei das System ziemlich beschädigen könnte?

Markus

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  1. Hallo *Markus.

    da ich wegen der ständigen Kompilierorgien von Gentoo einen Umstieg zu Debian in Erwägung ziehe, würde ich vorher gerne wissen, wie veraltet die stable-Pakete sind,

    Enorm veraltet, aber eben „stabil“. Bei Bedarf kann man natürlich die Nutzung von bpo (in Maßen) in Betracht ziehen.

    und wie wackelig die unstable Pakete daherkommen.

    Aus meinem Blickwinkel sehr stabil. Doch im Gegensatz zu Otto Normalnutzer lese ich auch auf einigen Mailinglisten mit, schaue mir die Changelogs an und kontrolliere bei kritischen Paketen vor einem Upgrade erst, ob eventuell ein Release-kritischer Bugreport vorliegt.

    Würde unstable eher ein Gentoo-"masked" oder Gentoo-"hard masked" sein?

    Mangels Kenntnis über Gentoos Ports-System kann ich hierzu nichts sagen.

    Hat Apt ebenfalls  das Problem wie Portage, dass man Pakete einfach deinstallieren kann, und dabei das System ziemlich beschädigen könnte?

    Wenn du für den Betrieb des Systemes relevante Dateien entfernst, musst du doch zwangsläufig damit rechnen, dass es Probleme geben wird. Oder was genau meintest du hiermit?

    Einen schönen Montag noch.

    Gruß, Mathias

    --
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    debian/rules
    1. Hallo,

      Wenn du für den Betrieb des Systemes relevante Dateien entfernst, musst du doch zwangsläufig damit rechnen, dass es Probleme geben wird. Oder was genau meintest du hiermit?

      Ich meine damit die Abhängigkeiten zwischen Bibliotheken und Programmen, bspw. würde ich das Paket xy entfernen, könnte das Programm, das von xy abhängt nicht mehr gestartet werden.
      Ist es desweiteren und Debian auch so wie unter Gentoo, wenn ich das Programm, das von xy abhängt deinstalliere, die Bibliothek xy, falls sie von keinem anderen Programm mehr benötigt wird, als Dateileiche im System bleibt, oder hat Apt irgend eine ausgeklügelte Technik, um dies zu verhindern?

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      1. echo $begrüßung;

        Ich meine damit die Abhängigkeiten zwischen Bibliotheken und Programmen, bspw. würde ich das Paket xy entfernen, könnte das Programm, das von xy abhängt nicht mehr gestartet werden.

        Wenn man unter Gentoo nach dem Deinstallieren ein

        emerge -auD world

        startet, werden alle notwendigen Pakete nachinstalliert, so sie nicht vorhanden sind. Die Parameter bedeuten:
        -a = ask, warten zwischen Auflistung der Pakete und Start des Build-Vorgangs
        -u = update
        -D = deep, alle Abhängigkeitsebenen berücksichtigen

        Ist es desweiteren und Debian auch so wie unter Gentoo, wenn ich das Programm, das von xy abhängt deinstalliere, die Bibliothek xy, falls sie von keinem anderen Programm mehr benötigt wird, als Dateileiche im System bleibt, oder hat Apt irgend eine ausgeklügelte Technik, um dies zu verhindern?

        Ich glaube, das war auch bei Debian so, aber für Gentoos emerge gibt es den Parameter --depclean, der sich der verwaisten Pakete annimmt. Hinterher obiges  emerge -auD world  ausführen stellt zu viel weggeputzte Pakete wieder her. Wie oft solch ein Fehl-Löschen auftritt kann ich nicht sagen, da mir --depclean erst vor kurzem begegnete. Bei meiner einen Anwendung hat es nicht zu viel gesäubert.

        Auch ein revdep-rebuild sollte man gelegentlich anstoßen, um Pakete, die noch auf inzwischen veraltete Bibliotheken linken, neu zu compilieren.

        echo "$verabschiedung $name";

        1. Hallo,

          Wenn man unter Gentoo nach dem Deinstallieren ein

          emerge -auD world

          startet, werden alle notwendigen Pakete nachinstalliert, so sie nicht vorhanden sind.

          Das ist schon richtig, nur müsste ich für diese Variante mal einen guten Tag warten, da ein emerge -uD world ja _alles_ neu baut, von dem eine neue Version verfügbar ist.

          -a = ask, warten zwischen Auflistung der Pakete und Start des Build-Vorgangs
          -u = update
          -D = deep, alle Abhängigkeitsebenen berücksichtigen

          Ist es desweiteren und Debian auch so wie unter Gentoo, wenn ich das Programm, das von xy abhängt deinstalliere, die Bibliothek xy, falls sie von keinem anderen Programm mehr benötigt wird, als Dateileiche im System bleibt, oder hat Apt irgend eine ausgeklügelte Technik, um dies zu verhindern?

          Ich glaube, das war auch bei Debian so, aber für Gentoos emerge gibt es den Parameter --depclean, der sich der verwaisten Pakete annimmt. Hinterher obiges  emerge -auD world  ausführen stellt zu viel weggeputzte Pakete wieder her. Wie oft solch ein Fehl-Löschen auftritt kann ich nicht sagen, da mir --depclean erst vor kurzem begegnete. Bei meiner einen Anwendung hat es nicht zu viel gesäubert.

          Ja, im Nachinein ist --depclean gut.

          Übrigens ist mir noch etwas eingefallen, das ich gern über Debian wissen will: Installiert mir Debian ebenso Tonnen von unnötiger Software wie das viele Distributionen tun, oder habe ich volle Kontroll darüber, was installiert wird, wie es bei Gentoo der Fall ist?
          Kann ich das notwendigste Grundsystem installieren, ohne irgendwelche Window Manager, sodass ich dann selbst entscheiden kann, wieviel in wovon installieren will?

          --
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          1. Hallo *Markus.

            Kann ich das notwendigste Grundsystem installieren, ohne irgendwelche Window Manager, sodass ich dann selbst entscheiden kann, wieviel in wovon installieren will?

            Ja, kannst du. Im Installer kannst du auswählen, dass du nur ein absolutes Grundsystem (Shell, grundsätzliche Systemdienste und -programme) installiert haben möchtest. Danach kannst du nach Belieben installieren, was du möchtest.

            Anmerkung: im grafischen Installer gibt es diese Auswahlmöglichkeit derzeit AFAIR nicht. Deshalb solltest du die ncurses-Oberfläche nutzen. Ebenfalls hilfreich sind die Expertenoptionen; genaueres kannst du durch Drücken der entsprechenden [F*]-Taste beim Starten erfahren.

            Einen schönen Montag noch.

            Gruß, Mathias

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          2. echo $begrüßung;

            nur müsste ich für diese Variante mal einen guten Tag warten, da ein emerge -uD world ja _alles_ neu baut, von dem eine neue Version verfügbar ist.

            Na dann kannst du auch Debian stable laufen lassen. :-) Wenn du schon entgegen dem Spruch "Never run a changing system" ein solches betreibst, dann solltest du auch öfter für Aktualität desselben sorgen. Hilfreich dabei ist das Verfolgen des Gentoo Weekly Newsletters, um auch bei gravierenden Änderungen nicht auf die Nase zu fallen.

            echo "$verabschiedung $name";

      2. Hallo *Markus.

        Ich meine damit die Abhängigkeiten zwischen Bibliotheken und Programmen, bspw. würde ich das Paket xy entfernen, könnte das Programm, das von xy abhängt nicht mehr gestartet werden.

        Nein, die Abhängigkeiten würden gleich dafür sorgen, dass das abhängige Paket ebenfalls mit zum Entfernen vorgeschlagen würde, da es ja ohne das andere Paket (xy) nicht nutzbar wäre.

        Ist es desweiteren und Debian auch so wie unter Gentoo, wenn ich das Programm, das von xy abhängt deinstalliere, die Bibliothek xy, falls sie von keinem anderen Programm mehr benötigt wird, als Dateileiche im System bleibt, oder hat Apt irgend eine ausgeklügelte Technik, um dies zu verhindern?

        APT nicht, aber Aptitude bietet eine solche Funktionalität. Es merkt sich beim Installieren von Paketen, welche anderen Pakete automatisch aufgrund von Abhängigkeiten mit installiert werden und wenn später kein einziges Paket mehr davon abhängt, wird es automatisch wieder deinstalliert.

        Zusätzlich gibt es auch noch Programme wie deborphan und debfoster, welche augenscheinlich überflüssige Pakete ausfindig machen können.

        Einen schönen Montag noch.

        Gruß, Mathias

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        1. Hallo nochmal.

          Es merkt sich beim Installieren von Paketen, welche anderen Pakete automatisch aufgrund von Abhängigkeiten mit installiert werden und wenn später kein einziges Paket mehr davon abhängt, wird es automatisch wieder deinstalliert.

          <del>wird es</del><ins>werden sie</ins>

          Man sollte nicht mitten im Satz zwischen Plural und Singular wechseln …

          Einen schönen Montag noch.

          Gruß, Mathias

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  2. Hallo,

    da ich wegen der ständigen Kompilierorgien von Gentoo einen Umstieg zu Debian in Erwägung ziehe

    Du suchst Slackware.

    </Werbung>

    Gruß,
    Severin

    --
    They that can give up essential liberty to obtain a little temporary safety deserve neither liberty nor safety.
    -- Benjamin Franklin
    1. Hallo,

      Du suchst Slackware.

      Habe kurz einen Blick in die Wikipedia geworfen.

      Zitat:
      Das KISS-Prinzip spiegelt sich auch im Paketmanager wider: Es gibt keine Abhängigkeitsprüfung und die Pakete sind einfache binäre *.tgz-Dateien.

      Heißt das, dass man stundenlang herumfrickeln muss, um ein simples Programm zu installieren, dass vielleicht mehrere Abhängigkeiten von anderen Bibliotheken hat, da man diese Abhängigkeiten erst von Hand installieren muss?
      Wenn das so ist, wäre das ja ein Rückschritt. Ich will mir ja nicht mehr Arbeit aufbürden, sondern mir's vereinfachen.

      --
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      1. Hallo,

        Heißt das, dass man stundenlang herumfrickeln muss, um ein simples Programm zu installieren, dass vielleicht mehrere Abhängigkeiten von anderen Bibliotheken hat, da man diese Abhängigkeiten erst von Hand installieren muss?

        Ich bin der Meinung, man soll wissen welche Pakete man installiert hat und grob wissen, was von was abhängt.
        Beim ersten Mal habe ich einfach "alles" installiert, und dann schön langsam Pakete entfernt.
        Viel störender als die Meldung, dass mir eine Library fehlt finde ich einen Packetmanager der _glaubt_ dass mir eine Library fehlt.

        Wie gesagt nicht jeder mag Slackware, aber wenn du gerade am Distributionen probieren bist, gib Slack eine Chance. Das schöne ist, dass es keine blöden GUI-Tools und Wizards gibt die "komische" Sachen machen. Es gibt nur dich, deinen Editor und die Konfigurationsdateien (Auch das klingt schlimmer als es ist).

        Wie gesagt, dank KISS ist Slackware sehr einfach und so auch einfach zu verstehen - man muss aber verstehen wollen.

        Gruß,
        Severin

        --
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        -- Benjamin Franklin
  3. Hallo *Markus.

    Noch ein Tipp: installiere QEMU, lade dir das entsprechende Image¹ herunter und probiere Debian in einer VM aus.

    Einen schönen Montag noch.

    Gruß, Mathias

    ¹ Ich rate zum Einsatz von Etch, da es sowieso bald Stable wird.

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    debian/rules
  4. Tach,

    [...] wie wackelig die unstable Pakete daherkommen.

    das ist bei Debian stark vom Zeitpunkt abhängig. Gerade in den größeren Umbauphasen, z.B. jeweils nach einem Release oder wenn ein wichtigeres Paket getauscht wird, kann es sowohl in testing wie auch in sid sehr instabil (bis hin zum komplett defekten System) sein, wenn man nicht aufpaßt und zur falschen Zeit seine Updates fährt.

    mfg
    Woodfighter

    1. Hallo Jens.

      [...] wie wackelig die unstable Pakete daherkommen.

      das ist bei Debian stark vom Zeitpunkt abhängig. Gerade in den größeren Umbauphasen, z.B. jeweils nach einem Release oder wenn ein wichtigeres Paket getauscht wird, kann es sowohl in testing wie auch in sid sehr instabil (bis hin zum komplett defekten System) sein, wenn man nicht aufpaßt und zur falschen Zeit seine Updates fährt.

      Stimmt. Die libc6 in Version 2.3.9, welche momentan noch in Experimental lauert, dürfte wohl nach dem Release von Etch auf Sid losgelassen werden.

      Den Wechsel von Xorg 7.0 → 7.1 habe ich vor kurzem im Übrigen problemlos über die Bühne bringen können, da war der Wechsel von 6.9 → 7.0 schon aufwendiger.

      Einen schönen Dienstag noch.

      Gruß, Mathias

      --
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      debian/rules