Der Martin: Geht nicht

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Hallöchen,

[Hmpf. Mal wieder ein ewig langer Text geworden. Egal, da freut sich die Archiv-Suche ...]

;-)

"Schreib mir mal ganz detailiert auf, wie Du Dir das vorstellst." ist auch so eine Zauberformel, mit der man wirre Ideen loswird, die die Mühe gar nicht wert sind, dass man sie zu Papier bringt.

Manchmal, wenn man ahnt, dass doch ein Hauch Vernunft und/oder Überlegung dahintersteckt, und der arme Kollege nur Schwierigkeiten mit dem logischen Denken hat, geht auch das Friedensangebot: "Hast du heute nachmittag 'ne halbe Stunde Zeit? Dann sollten wir uns mal zusammensetzen und die offenen Fragen klären." Dass mir dann schon klar ist, dass aus der angeblichen halben Stunde gut und gern anderthalb werden, behalt ich zunächst für mich.

Bei uns heisst die entsprechende Sammlung von Chefs "Lenkungsausschuß", ...

... und wie wir alle wissen, ist Ausschuss ja nur ein anderes Wort für Abfall.

genau deswegen bestehen wir darauf, dass alles mit Papierkrieg über den Ausschuß läuft. Sonst hätten wir täglich 20 neue Aufträge und kämen gar nicht mehr zum Arbeiten.

Mein Ex-Teamchef hatte (bzw. hat immer noch) eine tolle Methode der Terminplanung. Anscheinend überlegt er: "Letzten Monat hatten wir ein ähnliches Projekt, das hat drei Tage gebraucht. Dann wird's diesmal wohl auch in zweieinhalb gehen." - Dabei weigerte er sich aber, Pufferzeiten zwischen den Projekten einzuplanen, und so wurden permanent die gesetzten Termine (die er in grenzenlosem Optimismus manchmal auch schon dem Kunden zugesagt hatte) überschritten.
Und in den seltenen Fällen, wo die Zeit tatsächlich mal gereicht hat, weil wirklich alles optimal lief und nichts dazwischenkam, stand er arrogant grinsend da: "Na also, geht doch!"

Und um noch einmal auf das Schätzen zu kommen: Mein "Bauchgefühl" angesichts einer detailieren Idee liegt in aller Regel bei unter 50% des wahren Aufwands (und das ist schon richtig gut), so dass ich mit +100% +großzügig aufrunden einigermaßen beim wahren Aufwand lande. Dann darf aber nichts schiefgehen und nichts dazwischen kommen. Und genau deswegen schlage ich nochmal 50% bis 200% oben drauf, bevor ich den Mund aufmache.

"Die Zeit, die man zur Fertigstellung eines Projekts wirklich braucht, ist immer mindestens doppelt so lang wie geplant.
Wurde dieser Umstand bei der Planung bereits berücksichtigt, gilt das Prinzip der Rekursion."

So long,
 Martin

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Früher habe ich mich vor der Arbeit gedrückt, heute könnte ich stundenlang zusehen.
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