Kirsten Evers: (INTERNET-ANBINDUNG) Soziale Netzwerke im Cyber

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Hallo Wilhelm!

Hier mal wieder eine Diskussionsanregung betr. die Cyberwelt in Beziehung zum  Real Life ( RL ):

die man natuerlich unterschiedlich betrachten kann.

Was war zuerst da, die Henne oder das Ei?

Ich vertrete - wie Du auch weisst - vehement die Meinung, dass ein soziales VL nie, aber auch nie das soziale RL ersetzen kann.

Zustimmung! Mit einer Einschränkung: Es hat nie etwas anderes gegeben als das VL. Gab es in RL Kontakte und werden diese dann im VL fortgesetzt, kann sich über VL, das dann nur als Brücke dient, das RL weiterentwickeln. Also, das VL kann nicht RL ersetzen, da gebe ich Dir Recht, aber es kann die Fragmente des RL zusammenfügen.

Es kann sich natuerlich ergeben, dass man durch virtuelle Kontakte neue Beziehungen im RL knuepfen kann, dass man viele - auf den 1.Blick (und auch nach mehreren) - interessante Leute kennenlernen kann, aber diese Kontakte koennen auch eine extrem niedrige Halbwertzeit beiinhalten.

Hat man sich erst im RL kennengelernt, gelten die Regeln des RL und nicht des VL. Niedrige Halbwertszeiten gibt es im RL wie im VL. Übrigens kann eine niedrige Halbwertszeit eine hohe Strahlungsintensität beinhalten, <g>

Ist es doch im VL relativ einfach, vermeintlich funktionierende Kontakte durch Nichtbeantwortung von Mails, Postings etc. einfach abzuwuergen, ohne sich einer eingehenderen Diskussion stellen zu muessen. Selbiges im RL bedarf etwas mehr Aufwand und Selbstueberwindung.

Naja, wenn ein Kontakt funktioniert, welchen Grund sollte es geben, ihn abzuwürgen? Ansonsten stimme ich zu, was den Aufwand betrifft. Dieser ist aber eher physischer Natur. Ein geistiger Aufwand ist im VL auch vonnöten. Auch Selbstüberwindung.

Unterschied: Ich kann mein Gegenueber nicht sehen!
Ich kann nicht beurteilen, ob emotionale Aussagen der Wirklichkeit entsprechen oder nicht. Ich kann seine Gestik und Mimik nicht sehen, die mir dafuer die (fuer mich) notwendigen Parameter liefern. Hmmhh, Parameter ist hier ein bloedes Wort, aber mir faellt im Augenblick kein Besseres ein.

Auch in RL existieren Lüge und Betrug. Die kannst Du da vielleicht eher erkennen durch die von Dir angesprochenen Parameter, übertragen durch körperliche Signale (mir fällt auch kein besserers Wort ein). Anonsten auch hier: Gab es nur VL, ist es nicht zu erkennen. Gab es aber RL-Kontakt, können emotionale Aussagen eingeordnet werden, da bin ich mir sicher.
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[...] Vielmehr als Beduerfnis nach Kommunikation. Dieser entsteht IMHO dadurch, dass sich die "exzessiven" Cybers den persoenlichen sozialen Kontakten verschliessen, da sie 1.)oft nicht mehr dazu faehig sind und 2.)die Kommunikation im Cyberspace im Endeffekt immer eine gewisse Anonymitaet beinhaltet.

Nein, ich unterstelle, sie verschließen sich nicht, sondern haben einfach keine Möglichkeit, ihre persönlichen Kontakte weiter zu pflegen. Beispiel: Junge Mutti mit Baby im Kinderzimmer kann nicht mal eben in die Kneipe nebenan gehen, weil kein Babysitter vorhanden. Bedürfnis nach Kommunikation kann wunderbar über Cyberspace befriedigt werden.

[...]
...bieten sie doch selbst ihren eigen Schwachpunkt offen dar: die Emotionen. Und Du wirst mir sicherlich zustimmen, wer sehr emotional lebt und argumentiert bietet viele Angriffsflaechen. Vor allem, da im VL die Aussagen nur nuechtern als Text rueberkommen, aber die Nuancen derselben nicht sichtbar gemacht werden koennen.

Emotionen können sehr wohl auch als Stärke daherkommen. Und zwischen den Zeilen lesen können mehr Leute, als allgemein angenommen, <g>

Auf diese Weise lernen sich Menschen kennen, die sich aufgrund ihrer räumlichen und sozialen Einbindungen sonst nie "kontaktet" hätten (Entstehung sog. "elektronischer Communities").

[...]Wobei ich Deine Aussage noch nicht 100%ig unterschreiben wuerde.

Ich aber! 100%!

Vielleicht ist es ja gar nicht so von Vorteil, dass die "virtuelle Stammkneipe" generell offen hat. Entsteht doch fast ein gewisses Suchverhalten, immer dort rumzuluemmeln. [...]

Such- oder Suchtverhalten? <g>

[...]

oder in privaten  (Krisen-) Situationen sind selbstverständlich.

Dafuer finde ich oeffentliche Foren eigentlich nicht so gut. Und, wen kann man im Endeffekt wirklich vertrauen? Wo hat man die Sicherheit, nicht einer Oberflaechlichkeit anheim zu fallen?

Wir sind hier seit einiger Zeit zusammen und kennen uns nicht zuletzt vom Schliersee. Einige kannten sich auch schon offline. Daher ist so ein Forum schon geeignet, jemandem in Krisensituationen zu helfen. Vorraussetzung ist eben, man kennt sich schon gut genug. Auch in RL würde ich mich ja nicht jemand wildfremdem anvertrauen, wenn ich Probleme habe. In RL ist Oberflächlichkeit ebenfalls weit verbreitet.

[...]
Womit wir wieder bei emotionalen Empfindungen waeren. Und hier schliesst sich der Kreis.

Nein, er ist gerade aufgebrochen worden! Du wirst sehen!

Viele Grüße,

Kirsten

In Hamburg sitzend, aber trotzdem Weißwurst und Leberkäs essend, dazu Münchener Oktoberfestbier trinkend
(Schlachter nebenan hat bayrische Woche, <g>)