hi!
Zusätzliches Geld wäre vorhanden durch (...) Instandhaltung
oder Neuinvestionen von/für Ausrüstung der Soldaten.
Ja, klingt sinnvoll: Es ist Frieden, also brauch ich kaum Militär
und somit kaum Ausrüstung. Und wenn doch der Verteidigungfall
eintritt, dann imporier ich eben schnell mal die Hartkekse aus
Italien, die Flieger gebe ich zum Bau in Auftrag, die Produktion
der Leos fährt von Null auf hundert,... Klingt sinnvoll.
Dann hast du mich falsch verstanden. Ob absichtlich oder nicht sei
dahingestellt. Sicher wäre eine Berufsarmee bedeutend kleiner als
die über 100.000 Mann starke Armee der Wehrpflichtigen -- ich denke
weniger als halb so groß. Für die braucht man dann natürlich auch
nur noch die Hälfte an Kasernen, Ausrüstung und Verpflegung. Dazu
kommen Einsparungen bei den Personalkosten für Ausbilder (der
Spiegel schreibt von über 20.000) und die 100.000 Wehrpflichten,
die dann für den natürlich höheren Sold der Berufssoldaten verwendet
werden kann.
Jedenfalls ist es falsch, pauschal zu behaupten, dass eine Pflicht-
armee so viel billiger wäre als eine Freiwilligen-Armee. Gründe dafür
habe ich einige genannt. Das zu entscheiden ist sicher für dich
genauso wie für mich unmöglich, weil wir den Haushalt des Militärs
und die Ausgaben für die Aufrechterhaltung der Wehrpflicht gar nicht
einschätzen können.
[Altenpflegerinnen]
dafür können diese mehr Arbeit leisten als ein Zivi:
Also nach meinen Berichten gab's kaum was, was man mit mehr
Ausbildung hätte schneller machen können. Ein Hund braucht nun mal
sein 15 min. zum Ausgang (oder wieviel auch immer), der Weg zur
Apotheke wird auch nicht kürzer, das Essen steht auch nicht
schneller beim Kunden, der Schnee schort sich nicht schneller,...
Ich meinte damit vor allem im Bereich der Pflege, in dem Zivis auch
eingesetzt werden, der aber von ausgebildeten Altenpflegern zum
Beispiel bedeutend besser durchgeführt werden kann. Vielleicht könnte
man versuchen, die Betreuung, vor allem außerhalb von Heimen, mehr
auf freiwillige oder ehrenamtliche Helfer zu verteilen. Vielleicht
gibt es auch Einsparungen, die für die Anstellung neuer Arbeitskräfte
zur Verfügung gestellt werden können. Vielleicht findet man Mittel
und Wege, mehr Freiwillige für solche Arbeiten zu gewinnen.
Aber ein Unrecht wird nich dadurch beseitigt, dass man es auf
alle Bevölkerungsgruppen ausweitet.
Welches Unrecht? Meinst Du, weil Dich Dein Staat verpflichte
Deinem Staat zu dienen? Also ohne jetzt in eine falsches Licht zu
geraten, aber ich finde es eigentlich normal, daß ich für meine
Heimat, für mein Land, durchaus etwas tue - zumindest es
verteidige.
Ein Unrecht -- zumindest empfinde ich es so -- ist die Einschränkung
der Grundrechte für die Zeit des Dienstes. Dazu gehören zum Beispiel
das Recht auf Versammlungen, persönliche Freiheit und freie Meinungs-
äußerung.
Ein anderer Punkt ist die fehlende Wehrgerechtigkeit: durch die
Kürzung des Bundeswehr-Etats werden zb. momentan nur etwa die Hälfte
aller Wehrpflichtigen zum Dienst eingezogen. Allerdings müssen immer
noch alle Zivis ihren Dienst antreten. Außerdem müssen Frauen keine
Wehrpflicht leisten; das Argument, dass Frauen nicht zur Bundeswehr
dürfen zählt nicht mehr. Beides widerspricht dem Gleichheitsgrund-
satz, der in der Verfassung garantiert ist (Art. 3).
Hm? Alle Vorgesetzten, die was zu sagen haben, gehören doch
sowieso der Berufsarmee an und befinden sich daher nicht
ständig im Wechsel.
Schlecht informiert. Wenn Du beispielsweise einen (Stabs-)
Unteroffizier nimmst, dann kann der durchaus nach vier Jahren oder
so schon wieder draußen sein.
Kann sein, dass ich darüber zu wenig weiß. Unteroffizier? Klingt für
mich nach ziemlich unwichtig. Der macht doch auch nur, was er von
seinen Vorgesetzten gesagt bekommt.
Dass Soldaten irgendwelche Befehle der Vorgesetzten in Frage
stellen willst du mir doch auch nicht erzählen?
Doch. Warum auch nicht? Es gibt ja auch ganz klar Befehle, die Du
nicht befolgen darfst. Somit mußt Du immer überlegen, was Dir
gerade befohlen wird. Und in der Regel sind Vorgesetze ja auch nur
Menschen und können sich mal irren. Warum also nicht auch mal was
in Frage stellen?
Hm, IMHO zielt die Ausbildung (in allen Armeen) darauf ab, Befehle
von Vorgesetzten weniger zu hinterfragen als vielmehr auszuführen.
Ist im Zivildienst ähnlich. Und in einer kritischen Situation wäre
es wohl auch kaum hilfreich, wenn sich alle erstmal überlegen und
ausdiskutieren würden, ob ein Befehl sinnvoll ist.
Meiner Meinung nach versucht der Wehrdienst bewusst die Fähigkeit
zur eigenen Meinungbildung zu verringern. Zum Beispiel dürfen Zivis
sich nicht organisieren, um sich über irgendetwas zu beschweren.
Nur Einzelbeschwerden sind zulässig. Ich vermute, für Wehrpflichtige
bei der Bundeswehr gibt es eine ähnliche Regelung.
Und sind Frankreich, die USA oder Großbritannien etwa
Militärdiktaturen?
Sie sind's nicht. Aber kannst Du ausschließen, daß ihre Struktur
mißbraucht werden könnte? Daß gerade die USA sich durch ihr
Militär alles erlauben können ist wohl Fakt. Ein falscher
Machtwechsel bei der nächsten Wahl könnte in solchen Ländern
ausreichen, oder?
Vielleicht besteht die Gefahr. Wer kann das sagen? Aber ich schätze
diese Gefahr für ziemlich gering ein. Übrigens wurde der Zweite
Weltkrieg auch mit Wehrpflichtigen geführt. Hat das also etwas
gebracht? (Nein, auf diesen Punkt möchte ich die Diskussion nicht
unbedingt ausweiten.)
bye, Frank!