Mathias Bigge: WM, Werbespot, IBM und der Open-Source-Gedanke

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Hallo Leude,

na da haben wir ja nochmal ein neues Kapitel aus der Reihe "IBM und die Betriebssysteme". Ich glaube, Misstrauen ist angesagt, wenn man nur an OS2 denkt, aber da ich daran glaube, dass wirtschaftliche Entscheidungen häufig psychologisch motiviert sind, und weiß, dass kaum eine Niederlage den IBM-Leuten so weh getan hat wie die gegen das eigene Ziehkind Microsoft, denke ich schon, dass sie ernsthaft versuchen werden, an einer Alternative zu Windows mitzuarbeiten.

Im Moment bildet sich eine große Koalition aus Politik und Wirtschaft gegen das Microsoft-Monopol (z.B.: Die Beschlüsse der taiwanischen Regierung, Open Source stärker zu fördern. http://www.heise.de/newsticker/data/daa-04.06.02-001/
, nachdem der gerichtliche Weg nichts gebracht hat, auch nicht in Richtung auf eine Änderung der Mentalität bei Microsoft. Dreister als je zuvor kommen die Redmonter jetzt ihren Großkunden mit dreisten Vertragsangeboten entgegen. Und der Userwelt gehen sie mit XP, unerwünschten Registrierungen und Schnüffeleien auf die Nerven.
Die Frage ist, auf welchem Gebiet IBM und andere der Linux-Welt Impulse geben müssten, damit sich qualitativ etwas bewegt, d.h. dass in deutlich höherem Umfang Linux auf privaten Rechnern und auf Firmenworkstations läuft. Ich denke, ein Beitrag könnte sein, Manpower zur Verfügung zu stellen, um die Linux-Welt mit Treibern für jede halbwegs aktuelle Hardware zu versorgen. Ein anderer wäre es, Schnittstellen für Multimedia-Anwendungen und Spiele zu verbessern, damit es attraktiver würde, etwas für diese Plattform zu entwickeln. Meines Erachtens ist es vor allem auch ein Problem der kritischen Masse. Wenn erstmal ein bestimmter Umfang an Installationen erreicht ist, ziehen automatisch Hard- und Softwarehersteller mit entsprechend angepassten VErsionen nach.

IBM konnte nicht mehr den selben Fehler machen, wie bei OS/2. Sie sitzen jetzt auf dem Zug, ob sie eigentlich wollen oder nicht. Sie haben insofern dazugelernt, dass sie den Mainstream auch als "Big Blue" nicht mehr ignorieren koennen, bzw. duerfen.

Vielleicht haben sie auch einfach nicht die Power, ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln und über Jahre das Kundenvertrauen aufzubauen, dass man mit OS2 verspielt hat. Was hat das die Firmen, Stadtverwaltungen usw. gekostet, die ihr gesamtes System auf OS2 aufgebaut haben?

Macht er ihn hoffaehig?
Ja, mit Sicherheit.

Ich glaube auch. Trotzdem ist es für die meisten großen Firmen immer noch eine schwierige Entscheidung, etwa einen großen Bürobereich komplett Linux-basiert aufzubauen, und die zahlreichen Tools zu anzupassen, die man für die Microsoft-Bürowelt entwickelt hat.

Welche Zukunft hat der Flirt von Big Business und Open-Source?
Die beiden werden eine Symbiose eingehen (muessen). Die OpenSource-Projekte werden sich nur durchsetzen koennen, wenn das "BigBusiness" mitzieht. Ansonsten werden sie immer ein Nischendasein fristen. IMHO hat SuSe heuer nur ueberlebt, weil sich IBM sehr stark engagiert hat.

Eine zentrale Frage ist auch das Gelingen von Geschätsmodellen, die auf dem Support von Open Source Produkten basieren. Ich glaube, dass viele sich da in den letzten Jahren mehr versprochen haben. Eine andere Frage ist, ob die Open Source Leute die Kraft haben, beim Umarmungsversuch der Geldgiganten nicht erdrückt zu werden.

Viele Grüße
Mathias Bigge