Hallo, Thomas,
Gerade mit der Veröffentlichung beim Programmcode ist es so eine sache, weil darin ja oft Lösungen vorgestellt werden, die man selbst schon lange gesucht hat. Natürlich muss und soll eigentlich der Veröffentlichende darüber nachdenken, dass sein Code von anderen verwendet wird. Wohl deshalb setzt man einen Copyright-Hinweis im Code, so dass andere wissen, sie dürfen diesen Code verwenden, jedoch den eigentlichen Programmierer dadurch würdigen, dass sie den Copyright im Code lassen.
Dies will/würde ich gerne und bereitwillig tun, solange ich nicht diese ekelhafte Phrase "(c) (Jahr) by XYZ" benutzen muss, oder speziell Links auf .de.vu-Seiten setzen muss. ;) Das finde ich ungemein albern. Dann doch lieber "Copyleft" oder "(K) ALL RIGHTS REVERSED - Reprint what you like" (vgl. Principia Discordia). ;)
Es ist m.E. essentiell, in einem Erzeugnis Danksagungen und Verweise auf alle benutzten Quellen einzubinden. Dadurch enthält Selfhtml bspw. seine Popularität.
Selbst Public Domain sollte beinhalten, dass man die Arbeit der Originalautoren würdigt; gerade weil sie ihre Erzeugnisse jedem uneingeschränkt zur Verfügung stellen.
Im Gegensatz dazu ist es in meinen Augen ungerechtfertigt, einen JavaScript-Zweizweiler, welcher nicht sehr "originell" ist, unter eine unfreien Lizenz zu veröffentlichen. Das ist imho weder SELF noch Energie des Verstehens, das ist einfach dreist und sinnlos.
Ich habe Fabians Scripte nicht angeschaut, also weiss ich nicht, welches Lizenzmodell er verwendet, aber sollte es eine "unfreie" Lizenz sein, könnte es nur dann Funktionieren, wenn er dafür in irgendein Form etwas verlangen würde (ob Registrierung oder Geld), aber vor allem, die Leute die auf seine HP kommen müssten vorher von dieser Lizenz wissen und ihr zustimmen, sonst ist es ziemlich irrelevant was er da schreibt.
Mit "unfreie Lizenz" meinte ich, dass Fabian nur erlaubt, dass man den sechszeiligen JavaScript-Codeschnipsel ausschließlich unverändert und mit unangetasteten Autorenhinweis benutzen darf.
Ich weiß nicht, was du mit "funktionieren" meintest (die Energie des Verstehens könnte funktionieren? oder seine Profitmaximierung? :)), aber er intendierte AFAIK keine direkte monetäre Entlohnung, er wollte anscheinend lediglich Namen und Netzadresse gelistet sehen. Das alleine ist verständlich, nur in Zusammenhang mit dem Codeschnipsel recht grotesk.
Ich glaube, du hast mein Posting missverstanden. Mir ging es nie darum, Urheberrechte generell zu verneinen oder die von anderen schmälern zu wollen. Ich achte die Rechte von anderen jedoch nur, wenn ich sie für gerechtfertigt halte, was ich auch i.d.R. tue, nur nich bei trivialen JavaScripten.
Das ist schlecht. Dein Satz läßt mir einen bitteren Nachgeschmack im Mund zurück, denn er hört sich so an: "ich achte die Gesetze, wenn sie mir passen". Ich bin mir nicht ganz sicher wie ernst du das meintest, aber ich finde diese Haltung doch bedenklich.
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Doch, genauso meinte ich es. Es ist für mich eine Tatsache, dass ich nur nach meinen eigenen Prinzipien und Vorstellungen von Ethik und Gerechtigkeit handeln kann. Alles andere wäre eine Lüge. Dass meine Meinungen nicht per se mit denen anderer übereinstimmen, ist ganz natürlich. Da es für mich (und für jeden möchte ich behaupten) unmöglich ist, entgegen meinen Vorstellungen zu handeln, finde ich es nur konsequent, dass ich Konventionen hinterfrage und sie mir erst dann eigen mache.
Ich verstehe nicht, wieso diese Haltung bedenklich ist, das nenne ich aufgeklärtes Denken. Was forderst du, Gehorsam des Gehorsams wegen? Glücklicherweise darf man die Richtigkeit und Gerechtigkeit von Gesetzen hinterfragen, anders wäre kein Fortschritt möglich.
Ich kann nur hinter einer Sache stehen, wenn ich aus Überzeugung handle. Und nur weil ich nach meiner subjektiven Ethik handle, heißt es nicht, dass diese nicht mit allgemeinen Konventionen konform geht. Sie ist weder antisozial noch rücksichtslos oder verneint, dass ich mich auf Konventionen einlassen kann. Und selbst wenn es so wäre, wäre das durch die Meinungsfreiheit gedeckt, eine Gemeinschaft muss mit solchen Menschen umgehen können.
Wenn mir jemand etwas vorschreiben würde, was ich nicht mit meinen Grundsätzen vereinbaren könnte, würde ich mich nicht beugen, wenn ich mich nicht verleugnen will. Zimmer 101: Nehmt Julia, tut es Julia an. Nee nee, so nicht.
Wie du argumentierst könntest du jeglicher Kritik am Status Quo seine Berechtigug nehmen.
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Es geht darum, dass ich geistiges "Privateigentum" ablehne. Wie ich deinen Seiten entnehme, erlaubst du es ebenso, dass man die von dir verfassten Artikel wiederveröffentlicht. Nichts anderes meinte ich. Über Modifikationen kann man natürlich streiten.
Dass ich Wiederveröffentlichungen gerne sehe, und/oder erlaube, hat absolute nichts damit zu tun, dass ich etwa auf mein "geistiges Privateigentum" verzichten würde. Ganz im Gegenteil, gerade deshalb gibt es bei mir die Hinweise zum Copyright.
Wir haben anscheinend unterschiedliche Vorstellungen von "Eigentum". Sicherlich finde ich, dass jeder Autor die alleinigen Verwendungsrechte an durch eigene Leistung verfassten Schriftstücken hat, insofern könnte man es sein Eigentum nennen. Dies verleugne ich nicht. Speziell bei schriftlichen Erzeugnissen finde ich es durchaus richtig, dass man sie nur unmodifiziert veröffentlicht sehen möchte, denn dies schränkt eine Diskussion nicht ein. Dennoch kann man auch Lösungen finden, wodurch von einer Einzelperson ausgedachte Ideen (nicht: "mir gehörende") auch als solche erkennbar bleiben - aber nicht mit dem Ziel, anderen zu verbieten, daran teilzuhaben. Im Grunde genommen bin ich jedoch nicht der Meinung, dass dies das Ideal ist; ich sehe es ambivalent, man mag es auch widersprüchlich nennen. Ich glaube es hängt auch immer vom speziellen Schriftstück ab.
In einer Diskussion wie dieser bspw. wäre es reichlich sinnfrei, wenn ich die von mir aufgestellten Thesen als mein Eigentum ansehen würde, nur weil sie aus meinen Ideen entspringen. Ein freier Diskurs der Sache wegen und frei von persönlichen Interessen muss möglich sein. Auch innerhalb eines Open Source-Projekts verschwimmt die Abgrenzung zwischen den individuelle Beiträgen (früher oder später) und das Produkt der Arbeit ist ein Erzeugnis des Kollektivs und wird erst dann mit einer Lizenz ausgezeichnet, welche garantiert, dass die Rechte dieses Kollektivs bewahrt werden.
Mich stört, dass die "natürliche" Vorstellung von der Würdigung einer Arbeit durch das sog. Urheberrecht und bspw. das Markenrecht pervertiert und in einen Bereich verschleppt wird, indem man nicht mehr davon sprechen kann, dass Plagiationen durch Gesetze verhindert werden sollen, weil sie unmoralisch sind. Man könnte es auch als notwendige Entwicklung ansehen, welche in einer sozialdarwinistischen durch und durch kommerzialisierten Gesellschaft durch "Marktregulierung" den "bellum omnium contra omnes" entschärfen soll... ;) Patente haben bspw. unzweifelhaft ihren Ursprung in einer durch Konkurrenz und Kapital geprägten Gesellschaft. Hier geht es eindeutig nicht darum, seine Entdeckung bzw. Entwicklung der Allgemeinheit zugute kommen zu lassen.
Und z.B. gerade aus diesem Grund ärgern mich die Übersetzungen von Suchdiensten, da sie meine Texte verfälschen.
Naja, jedem Leser der Übersetzung wird schon nach dem ersten Satz auffallen, dass die Übersetzung sinnfrei ist. :) Diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Bspw. liegt mein Popup-Howto bei Google auf einem hohen Rang, weshalb es auch oft Menschen finden, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und es durch Google ins Englische übersetzen. Das entstehende Kauderwelsch riecht mehr nach babylonischer Sprachverwirrung als nach englischer Sprache, das dürfte dem Leser bewusst werden.
Wenn es dich wirklich stört, sperre Suchmaschinen einfach aus und/oder setzte ihnen nur den Abstract vor.
Auch ich möchte natürlich, dass meine Urheberschaft bei Modifikationen an meinen der GNU FDL unterstehenden Texte weitesgehend erhalten bleibt,
Damit scheinst du gewissermaßen deinen eingen Ausführugen zu widersprechen. Denn du bestehst ja genau so auf dein geistiges Eigentum wie ich z.B. ;-)
Finde ich nicht. Ich habe doch dargelegt, dass ich GNU als optimale Synthese zwischen gemeinsinnigem Handeln und dem Schutz von genialischen und kreativen Leistung vor Missbrauch sehe. Nur würde ich es nicht "Eigentum" nennen, da es mir um die Sache selbst und nicht deren Ausschlachtung geht. Im Vergleich zu materiellem Eigentum bestehe nicht auf exklusive Nutzung oder Gebrauch oder verbiete, das sich die Allgemeinheit daran bedient. Natürlich ist das "Teilhaben" eingeschränkt, denn ich verschenke es nicht - dann könnte sich jeder mit meinen Erzeugnissen schmücken. Diese Differenz habe ich ja schon dargelegt. GNU impliziert, dass Urheberrecht nötig ist.
Wenn ich ein Gedicht verfasse, dann sehe ich es ein in seiner Ganzheit unantastbares Schriftstück. Dennoch finde ich es nicht falsch, wenn jemand ein Stück herausschneidet daraus eine Collage erstellt, sofern genau gekennzeicht ist, welcher Teil übernommen wurde (das mache ich übrigens auch). Im Grunde genommen sehen die GNU-Lizenzen alle Fälle voraus, schließlich muss bei Modifikationen ebenso eine unmodifizierte Kopie beigelegt werden etc. Ich widerspreche mir nicht, weil ich die Texte "trotz Bedenken" unter der FDL veröffentliche, *gerade* *weil* ich Plagiationen vermeiden möchte. Im Gegensatz zu vielen Lizenzen, welche "geistiges Eigentum" schützen wollen, sorgt GNU jedoch dafür, dass das Programm/das Schriftstück freies Allgemeineigentum ist und bleibt und niemand es für egoistische Zwecke missbrauchen kann. Die GNU-Lizenzen richten sich in erster Linie gegen die kommerzielle Weiterverwendung.
Ich muss zugeben, wenn ich konsequent denken würde, müsste ich auch meine "Rechte" an meinen Erzeugnissen verneinen, da hast du durchaus recht. Dies ist unweifelhaft das Ideal, welches möglich wäre, wenn jeder meine Urheberschaft würdigen würde und auf kommerzielle Interessen verzichten würde, ohne dass ich ihn "zwingen" bzw. anweisen muss. Erst dann wären völlige Informationsfreiheit und rigorose Public Domain jeglicher Erzeugnisse möglich. Diese "wenn alle Menschen gut wären"-Hypothesen sind jedoch reichlich utopisch. Gerade das macht sie interessant. :)
Grüße,
Mathias
P.S. Alle Inhalte dieses Postings sind Gemeineigentum. :) Samt meinen sprachlichen Stereotypen...