Matti Maekitalo: Hamburger Appell führender Wirtschaftswissenschaftler

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use Mosche;

Wer die Misere in der Bildungswesen mit Aussagen wie: "Dabei wird oft übersehen, dass große Fortschritte allein durch vermehrten Ansporn zu Fleiß, Wissbegier und strenger Leistungsorientierung erzielt werden könnten." abfertigt, müsste dringendst zurück in die Schule geschickt werden.

Das bezieht sich auf das sonst übliche Argument, dass im Bildungssektor zu wenig Geld investiert wird. Dies wird zwar nicht verneint, doch muss man nicht unbedingt jedem Schüler seinen Computer auf den Schultisch stellen, wenn man den gleichen Erfolg auch anders erreichen könnte, eben durch "Ansporn zu Fleiß, Wissbebgier und strenger Leistungsorientierung", und das vielleicht günstiger (hier ist jetzt Platz frei für die Argumente: "die wollen jetzt das Geld in der Schule kürzen" ... )

Dass Bildung als solches nicht zu den "Bedingungen wirtschaftlichen Erfolgs" gezählt wird, zeigt auch deutlich die Meinung über die Wichtigkeit von Bildung.

Falsch. Dort steht deutlich:
"Bildung und Ausbildung sind wichtige Standortfaktoren [...]", Seite 2, Punkt 8.

Oder wenn jemand die postivie Auswirkung der Globalisierung in "Die
vertiefte internationale Arbeitsteilung [...] - nur vergleichbar mit dem technischen Fortschritt – der zentrale Motor zur Steigerung unseres Lebensstandards." sieht, verkennt einfachste Tatsachen gesellschaftlicher Zusammenhänge. Oder hättest du Lust z.B. als Vater zweier Kinder nach Spanien umzuziehen (alleine, weil deine Frau einen guten Job hat und die Kinder gerade in die Schule gekommen sind) weil dort eine Stelle gerade in deinem Bereich frei ist?

Ich nenne das hier jetzt mal die Sonderfall-Argumentation, welche ich im Übrigen für ziemlich platt halte. Wenn der Mann einen Beruf gelernt hat, welcher heutzutage in dieser Form nicht profitabel zu betreiben wäre, hat man eben nur wenige Möglichkeiten:

  1. Der Staat garantiert diesen Job ( -> Staatsverschuldung)
  2. Der Mann lernt um
  3. Der Mann arbeitet was anderes als Geringverdiener, weil nicht aisreichend qualifiziert
  4. Der Mann zieht dorthin, wo dieser Beruf angeboten wird.
  5. Der Mann bleibt/wird arbeitslos.

Fällt dir hier auf, dass im Appell nur die Punkte 1 und 5 ausgeschlossen werden (und dies auch begründet?). Welche anderen Möglichkeiten siehst du?

Den Rest schenke ich mir jetzt mal, bin dafür zu müde. Nur ein Punkt zu der gesamten Diskussion:
Es gibt anscheinend eine große Angst, von solchen "Eierköpfen" (wie war das mit den Beleidigungen hier im Forum?) regiert zu werden. Ich will nicht sagen, dass diese Menschen automatisch richtig liegen, nur weil sie ihr Fach studiert haben. Aber anstatt bei jeder Ansage dieser Studierten, die eine andere Position darstellt, einfach auf stur zu schalten wie ein Neuntklässler ("issabernichso", "menno, stimmtjagarnicht", ...), sollte man sich einmal überlegen, was diese Menschen sich dabei gedacht haben. Natürlich kann kritisiert werden, dass hier eine stringente Argumentation fehlt, aber die ist eben wirklich nicht immer leicht zu verstehen und auch nicht gerade kurz, weil Wirtschaftstheorie nunmal enge Verflechtungen aufweist.

Um ein Beispiel zu bringen:
Wenn ihr mit einem Physiker über den Fall eines Apfels diskutiert, dann kann er euch sagen, dass der Apfel fallen wird. Ihr habt dann die Möglichkeit, ihm zu glauben oder nachzuhaken, was aber unter Umständen sehr weit in die Physik führt. Die Wissenschaft ist (leider) aus Bereichen entschwunden, die konkret greifbar sind und die auf Anhieb verständlich sind. Also: wenn ihr den Appell nicht glauben wollt, dann solltet ihr doch nachforschen, mit welchen Modellen sich die Volkswirte denn derzeit auseinandersetzen und die Argumentation dahinter verstehen. Anlaufpunkte in Form von Büchern wurden euch bereits genannt, ich empfehle noch das Standard-Werk der VWL, "Einführung in die Volkswirtschaftslehre" von Samuelson, gibts schon lange und man findet, wenn man rumfragt, immer einen. Aber auf stur schalten in Form von "stimmt ja gar nicht" ist auch der Diskussion nicht dienlich, da ich denke, dass die Unterzeichner sicher bereit sind, die Argumentation hinter diesem Appell zu erläutern, wenn man sie denn fragt.

use Tschoe qw(Matti);

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