Richard Rüfenacht: Menschenfreundlichkeit

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Hallo Christian,

Nun, zuerst mal gilt das sicher nicht für alle Sprachen, da solltest du
dran denken.

Aber selbstverständlich, in CH++ ist doch immer alles ganz anders ...  ;-)
Die Vermutung liegt nahe, dass dies bei auf Bildsymbolen basierenden Sprachen anders sein müsste und die Linguisten streiten ja auch rechlich darüber. Klar belegen lässt sich dies aber eigentlich nicht. Das Sprechen und Hören sind entwicklungsgeschichtlich wesentlich älter als das Schreiben, sie wirken sich prägender auf die Gehirnfunktionen aus.

Dann… … stimmt das nicht unbedingt. Wenn jemand viel liest, nimmt er Wörter als
Bilder wahr und liest nicht mehr jeden einzelnen Buchstaben. Merkst du sehr
schön daran, wieschweresisteinentextzulesenderwederpunktuationnochgrossoderkleinschreibungenthält.

Ich fürchte, wir reden hier etwas aneinander vorbei. Ein Schriftzug wird wohl zunächst immer als Bild wahrgenommen, darauf weist nicht nur dein Beispiel, sondern auch die Tatsache hin, dass umgestellte Buchstaben kaum auffallen, solange es die richtigen sind. Der so wahrgenommene Schriftzug wird aber im Sprachzentrum des Gehirns verarbeitet und das "sieht" keine Bilder, sondern übersetzt in eine Lautfolge. Das geschriebene Wort "Löffel" wird wie das gehörte Wort "Löffel" im gleichen Gehirnbereich, dem Sprachzentrum, nach der gleichen neuronalen Logik verarbeitet. Das Bild eines Löffels hingegen wird im visuellen Zentrum der rechten Gehirnhälfte (bis auf Ausnahmen!) interpretiert und gespeichert.

Mit dem Wahrnehmen und dem Umsetzen von Schriftbildern sprichst du aber einen wichtigen Punkt an. Die meisten Menschen können nicht schneller lesen als sprechen, weil sie gelesene Texte gedanklich nachsprechen. Wer dies nicht tut, kann in der Tat sehr viel schneller lesen. Schnelllese-Training zielt genau darauf ab, indem das Auge so geführt wird, dass gar nicht mehr einzelne Wörter, sondern Sätze und Abschnitte wahrgenommen werden. Ich könnte mir nun vorstellen, dass die gute Vera Birkenbihl bei der Entwicklung ihrer Methode zu sehr von sich auf andere geschlossen hat. Leider werden diese Medien ja nicht nach Branchenstandard getestet.

Beste Grüsse
Richard