Ab wann kommerziell?
Stefano Albrecht
- software
0 Sven Rautenberg0 Jonathan0 Stefano Albrecht
Servus Forum,
ab wann ist die eigene Software[1] als kommerziell auszulegen?
Mein Fall:
Ich entwickle seit geraumer Zeit eine Software. Zwar kein Open-Source, aber trotzdem unter allen Umständen völlig kostenlos für den Endbenutzer. Ich habe auch nicht vor, in absehbarer Zeit Geld für die Software einzunehmen. Um jedoch trotzdem Geld daran zu verdienen, habe ich ein Werbe-System eingebaut. Firmen können einen Werbeplatz für eine bestimmte Zeit mieten, an diesem Platz wird für kurze Zeit ein Bild der Firma, beispielweise das Firmenlogo und eine Internetadresse, eingeblendet. Damit verdiene ich zwar Geld, für den Benutzer ist das Programm jedoch nach wie vor kostenlos. Ist die Software nun trotzdem kommerziell?
Habt Dank.
[1] Mit Software meine ich hier speziell verschiedene Programme, die Hand in Hand arbeiten, und somit einen geschlossenen Kreis bilden. Beispielsweise ein Client/Server-Modell.
Freundliche Grüße
Stefano Albrecht
Moin!
ab wann ist die eigene Software[1] als kommerziell auszulegen?
Software ist Software. Welches Etikett ihr aufgedruckt wird, ist ihr doch eigentlich recht egal.
Entscheidender ist die Bewertung der Handlung von Personen.
Mein Fall:
Ich habe auch nicht vor, in absehbarer Zeit Geld für die Software einzunehmen. Um jedoch trotzdem Geld daran zu verdienen, habe ich ein Werbe-System eingebaut.
Also hast du doch vor, für die Software Geld einzunehmen.
Und da dieses Bestreben sowohl dauerhaft als auch gewinnorientiert ist, ist es vermutlich als gewerblich anzusehen, mit den daraus resultierenden Konsequenzen hinsichlich Gewerbeanmeldung und Steuerpflichtigkeit.
Und aus dieser Tatsache kann man dann auch schlußfolgern, dass die Software an sich kommerziell ist.
- Sven Rautenberg
Servus Sven,
Also hast du doch vor, für die Software Geld einzunehmen.
ich meinte natürlich:
Ich habe auch nicht vor, in absehbarer Zeit _vom Endbenutzer_ Geld für die Software einzunehmen. Um jedoch trotzdem Geld daran zu verdienen, habe ich ein Werbe-System eingebaut _, dass Firmen in Anspruch nehmen können_.
Und da dieses Bestreben sowohl dauerhaft als auch gewinnorientiert ist, ist es vermutlich als gewerblich anzusehen, mit den daraus resultierenden Konsequenzen hinsichlich Gewerbeanmeldung und Steuerpflichtigkeit.
Und aus dieser Tatsache kann man dann auch schlußfolgern, dass die Software an sich kommerziell ist.
Das sind gute Argumente ;~)
Danke.
Freundliche Grüße
Stefano Albrecht
Ist die Software nun trotzdem kommerziell?
Hängt auch davon ab, wie du kommerziell definierst. Falls es sich um ein Lizenzproblem handelt, d.h., das du bestimmte Programmteile nur in nicht-kommerzielle Programme einbauen darfst, können dabei andere Bedingungen gelten, als wenn es um eine Gewerbeanmeldung o.ä. geht.
Servus Jonathan,
Hängt auch davon ab, wie du kommerziell definierst. Falls es sich um ein Lizenzproblem handelt, d.h., das du bestimmte Programmteile nur in nicht-kommerzielle Programme einbauen darfst, können dabei andere Bedingungen gelten, als wenn es um eine Gewerbeanmeldung o.ä. geht.
die Gewerbeanmeldung, die auch Sven schon angesprochen hat, ist mir bewusst.
Darum geht es mir aber nicht. Du hast den Aspekt, der mich interessiert, bereits angesprochen. Es geht um fremde Programmteile. APIs und Co. Ich mühe mich, das Programm vollständig selbst zu entwickeln, aber ich bin mir nicht sicher, bis wohin sich das rentiert, und ob ich in geraumer Zeit nicht doch auf fertige APIs zurück greifen muss. Wenn das Programm jedoch offensichtlich kommerziell ist, sollte ich damit unter umständen vorsichtig sein. Mit GPL und LGPL habe ich mich bisher nur wenig auseinandergesetzt. Was besagen diese Lizenzen dahingehend zusammengefasst?
Danke.
Freundliche Grüße
Stefano Albrecht
Hi,
Mit GPL und LGPL habe ich mich bisher nur wenig auseinandergesetzt. Was besagen diese Lizenzen dahingehend zusammengefasst?
das ist das schöne an der (L)GPL - sie unterscheiden nicht sonderlich zwischen Kommerziell und Nicht Kommerziell. Du musst nur den Quellcode freigeben (je nach Version unterschiedlich viel)
e7
Mit GPL und LGPL habe ich mich bisher nur wenig auseinandergesetzt. Was besagen diese Lizenzen dahingehend zusammengefasst?
Sofern die Lizenzen tatsächlich so wirken, wie sich die Free Software Foundation das vorstellt:
GPL: Wenn du Teile aus einem GPL-Programm in dein eigenes einbaust, musst du dein eigenes Programm ebenfalls unter der GPL veröffentlichen - oder es gar nicht veröffentlichen (z.B. nur für interne Zwecke verwenden). Das heißt, du kannst deine Software sogar verkaufen, musst aber auch den Quelltext spätestens bei Bedarf aushändigen, und der Käufer darf die Software unter den Bedingungen der GPL weitergeben, also auch verkaufen, verschenken, verändern, weiterentwickeln, zum Download anbieten usw., wenn er das will.
LGPL: Du hast hier die Möglichkeit, die von dir geschriebenen Teile closed source zu lassen. Sofern ich mich recht erinnere, musst du für den LGPL-Teil den Quelltext mitliefern bzw. bei Bedarf nachliefern, einschließlich Änderungen, die du ggf. am Quelltext vorgenommen haben magst. Außerdem muss der Anwender die Möglichkeit haben, bei Bedarf eine andere Version des LGPL-Teils zu benutzen. Im Allgemeinen erreicht man dies unter Windows z.B., indem man den betreffenden LGPL-Teil als DLL und nicht statisch linkt.
Ich hoffe, ich konnte alle Klarheiten beseitigen...
Def
Servus Def,
hab' Dank für die ausführliche Antwort.
Und auch den anderen danke ich natürlich.
Am besten, ich lese mir nun mal die Wikipedia-Artikel durch.
Eine hübsche Arbeitswoche wünsche ich noch.
Freundliche Grüße
Stefano Albrecht
lies dir am besten mal folgende seiten durch, viel mehr wird man hier schwer tippen können :)
http://de.wikipedia.org/wiki/GPL
http://de.wikipedia.org/wiki/LGPL
ps.: wenn du die wahl unter verschiedenen APIs hast, dann entscheide dich immer für LGPL.
grüße Chris
Servus Chris,
habe gelesen :~)
Nun frage ich mich aber, in wie weit der Autor des Artikels "extern" definiert.
In dem Artikel steht:
Im Gegensatz zur GPL dürfen alle Programme, die LGPL-lizenzierte Software nur extern benutzen zum Beispiel als DLL Files, ihre eigene Lizenz behalten.
Und anschließend:
Soll die unter der LGPL lizenzierte Software dagegen fest in ein anderes Programm eingebunden werden, muss auch das andere Programm unter der LGPL bzw. einer kompatiblen Lizenz stehen.
Funktionsaufrufe in Programmen, die auf Funktionen in Bibliotheken verweisen (etwa DLL), sind immerhin auch fester Bestandteil des Programms. Ist hier gemeint, dass man den fremden Quellcode nicht in den eigenen kopieren darf? Ist womöglich eine simple Frage, aber wenn es um Lizenzen geht, kann man nicht pingelig genug sein!
Zum Vergleich:
Ich programmiere in Java. Ich möchte eine LGPL-API (bestehend aus mehreren Packages und Klassen) verwenden, dabei greife ich über wenige Methodenaufrufe auf den Inhalt der API zu. Ich kopiere keinen Quellcode daraus. Ich nun auch LGPL?
Freundliche Grüße
Stefano Albrecht
Funktionsaufrufe in Programmen, die auf Funktionen in Bibliotheken verweisen (etwa DLL), sind immerhin auch fester Bestandteil des Programms. Ist hier gemeint, dass man den fremden Quellcode nicht in den eigenen kopieren darf?
Es geht darum, dass du nicht die LGPL-Bibliothek modifizierst oder verbesserst, ohne dass die free software community davon etwas hat, so weit ich das verstehe. Außerdem gilt auch das, was ich vorhin gesagt hatte, dass der Anwender die Möglichkeit haben muss, eine andere Version der Bibliothek zu verwenden. (Ich glaube, letzteres habe ich aus der Präambel der LGPL. Selbst wenn dir die LGPL als ganzes zu viel ist, solltest du den Anfang davon, nämlich die Präambel lesen, um den "Geist", den Sinn und Zweck der Lizenz zu verstehen.)
Du hast aber Recht, dass die Wikipedia-Formulierung, insbesondere das Wort "fest", etwas irreführend ist.
Übrigens würde nach meinem Verständnis das Kopieren von LGPL-Quellcode in den eigenen tatsächlich dazu führen, dass dein Code auch unter der LGPL veröffentlicht werden müsste. Klar, bei ein paar (trivialen) Zeilen würd's keiner merken, und es wäre wohl auch kaum nachzuweisen, aber um die Frage des Nachweises geht's hier ja nicht. Aber bei größeren Mengen könnte man tatsächlich Probleme bekommen, denke ich.
Zum Vergleich:
Ich programmiere in Java. Ich möchte eine LGPL-API (bestehend aus mehreren Packages und Klassen) verwenden, dabei greife ich über wenige Methodenaufrufe auf den Inhalt der API zu. Ich kopiere keinen Quellcode daraus. Ich nun auch LGPL?
Ich bin kein Java-Experte, aber ich werd mal versuchen, ein paar Dinge zu klären.
Das API selbst steht nicht unter LGPL, sondern der Programmcode der Bibliothek. Aus deiner Beschreibung ersehe ich, dass du die Bibliothek so wie vorgesehen nutzt: Aus den vorgegebenen Klassen instaziierst du Objekte, rufst Methoden auf usw. Du nimmst also keine Veränderungen an der Bibliothek vor - du *benutzt* sie also nur, richtig?
Dann kannst du deine Programmteile nach meinem Verständnis closed source belassen; das ist der Sinn der LGPL.
Def
Servus Def,
Aus deiner Beschreibung ersehe ich, dass du die Bibliothek so wie vorgesehen nutzt: Aus den vorgegebenen Klassen instaziierst du Objekte, rufst Methoden auf usw. Du nimmst also keine Veränderungen an der Bibliothek vor - du *benutzt* sie also nur, richtig?
richtig!
Dann kannst du deine Programmteile nach meinem Verständnis closed source belassen; das ist der Sinn der LGPL.
Exzellent!
Danke
Freundliche Grüße
Stefano Albrecht