Hi Christoph,
war die Überschrift provokant genug? Sehr schön: ;-)
Ich lese seit geraumer Zeit hier mit, kenne also die hier vertretene Meinung, die du ja recht gut auf den Punkt gebracht hast. Unter _technischen_ Gesichtspunkten kann ich dir ja auch zustimmen, es ist auch für mich eine sehr sehr schöne Spielerei, das Browserfenster beliebig in seiner Größe zu verändern und dabei zu beobachten, wie einzelne Worte von Zeile zu Zeile springen. Alles ganz toll. Nur, typografisch habe ich dabei fürchterliche Bauchschmerzen. Ich werde zwar niemals "4 x hilfreich" ernten, trotzdem widerspreche ich Dir mal. :-)
Seit Wochen brüte ich über der Frage, flexibles Layout - ja oder nein. Ich entwerfe gerade eine für mich sehr wichtige Seite, die aus kleinen bis sehr langen Texten besteht, teilweise mit illustrativen Bildern ergänzt. Gestern habe ich nun beschlossen, mein ursprüngliches Layout mit einer festen Breite von 760 Pixel umzusetzen, weil ich nur so meine grafischen und vor allem typografisch Vorstellungen verwirklichen kann. Alle hier öfters empfohlenen Seiten konnten mich typografisch nicht überzeugen. Nein, nicht dass sie schlecht wären. Keineswegs. Ich könnte es nicht besser. Es sei mir verziehen, wenn ich auf vier näher eingehen will:
http://www.christoph-schnauss.de/ Die kennst du. :-) Also: Bei einer Fensterbreite von 800 Pixel hast du eine Zeilenlänge von 85 Zeichen. Das ist gerade so noch okay. Bei Vollbild sind es bei mir (Opera mit offenem Paneel, ca. 1000 Pixel) schon 121 Zeichen. Das sind entschieden zu viele, was auch jeder Typograf schon im ersten Ausbildungsjahr lernt.
Auf den ersten Blick sehr ansprechend: http://www.decaf.de/. Funktioniert bei kleiner und großer Fensterbreite recht gut. Bei sehr langen Texten, wie sie allerdings nicht vorkommen, ergäbe sich ein Schwerpunkt auf der linken Seite und eine irgendwie sinnlose Leere auf der rechten Hälfte. Das Design ist ganz ohne Frage optimal ausbalanciert. Für lange Texte, wenn der Kopfteil vollkommen noch oben verschwindet, wollte ich es nicht einsetzen.
http://www.andreas-kalt.de/: Bei größeren Fenstern skaliert die Seite sehr gut. Bei keineren ist der Haupttext indiskutabel. Eindeutig auf eine 1000er Auflösung optimiert.
http://jeenaparadies.net/: Mit seiner begrenzten Spaltenbreite vermeidet er zwar übermäßig lange Zeilen - aber nicht im IE. Einerseits hat er eine funktionierende Lösung gefunden; aber wenn die Typografie den höchsten Stellenwert einnehmen soll, sind die Minispalten bei einer 800er Auflösung ein k.o.-Kriterium.
Ich kenne kein Blog, das nicht auf eine Breite von rund 800 Pixel ausgelegt wäre. Hierbei zeigt es sich immer wieder, dass die Zeilenlänge sowohl bei kurzen als auch längeren Texten optimal ist. Sich bei größeren Fenstern ergebende freie Flächen rechts und links sind leicht in ein gesamtkonzept zu intergrieren. Auch ein Logo oder eine Fotografie im Header. Bei flexiblen Layouts funktioniert das Skalieren des Kopfbereiches meist ziemlich bescheiden.
Man kann es nicht allen recht machen. Aber es ist keineswegs ein Vergehen zu sagen, ich gestalte eine Website zum "Hausgebrauch", die in Fenstergrößen ab 800 bzw. 760 Pixel in den allermeisten Fällen gleich oder ähnlich angezeigt wird. Mein Ziel ist der Leser, der am Abend Zeit und Muse hat, sich mit meinen präsentierten Inhalten zu befassen. Wenn er auf dem Nachhauseweg von der Arbeit schon mal mit dem Handy auf meiner Website nach neuen Geschichten schauen will, dann kann er, muss aber ein eingeschränktes Layout akzeptieren.
Ah, noch was, die Schrift ist natürlich auch im IE skalierbar. Und der ganze "Semantikkram" wird auch noch beachtet! ;-)
So, nun habe ich eine Gegenposition bezogen. Aber mit mir ist zu reden. Wenn du mir flexible Layouts zeigen kannst, die typografisch anspruchsvoll gestaltet sind, lasse ich mich gerne noch umstimmen.
Herzliche Grüsse
Serife